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Ein Jahr nach Nobelpreis - Zeilinger: "Mehr geändert als erwartet"

Von nachrichten.at/apa, 27. September 2023, 09:08 Uhr
Nobelpreisträger Anton Zeilinger
Nobelpreisträger Anton Zeilinger Bild: VOLKER WEIHBOLD

Am 4. Oktober vor einem Jahr wurde Anton Zeilinger (78) der Physik-Nobelpreis 2022 zuerkannt - gemeinsam mit dem französischen Physiker Alain Aspect und seinem US-Kollegen John F. Clauser u.a. "für Experimente mit verschränkten Photonen".

Der Quantenphysiker blickt im APA-Gespräch auf ein ereignisreiches Jahr mit der Verleihungszeremonie als "nicht zu toppenden Höhepunkt" zurück, kritisiert die überbordende Bürokratie und sieht überzogene Erwartungen in die Quantenphysik.

 Wie ist es Ihnen seit der Bekanntgabe des Physik-Nobelpreises 2022 ergangen?

Anton Zeilinger: Es haben sich die Dinge mehr geändert als ich erwartet habe.

Zum Positiven, oder zum Negativen?

Zeilinger: Ich will das nicht bewerten, das ist einfach so. Wirklich nett ist, dass ich auf der Straße alle paar Schritte von jemanden kurz angeredet oder angelächelt werde, und sich die Leute freuen. Man merkt, dass der Nobelpreis für viele Menschen in Österreich positiv ist. Auf der anderen Seite ist es natürlich eine Belastung, wenn man nicht einfach herumgehen kann.

Was waren aus Ihrer Sicht die Highlights des vergangenen Jahres?

Zeilinger: Ich bekomme ständig Einladungen, jeden Tag zwei, drei von irgendwo auf der Welt. Die meisten davon sind durchaus ernst zu nehmen und nett, etwa von einer Schule oder zu einem physikalischen Kongress. Aber man kann nicht einmal einen Bruchteil davon wahrnehmen - und das tut schon irgendwo weh.

Es ist also nicht so, dass man sich mit einer Einladung im Glanz eines Nobelpreisträgers sonnen will?

Zeilinger: Das gibt es auch und da muss man sehr aufpassen, dass man nicht ausgenutzt wird. Da möchte ich der österreichischen Politik wirklich ein Lob aussprechen. Ich wurde von verschiedenen Politikern zu persönlichen Gesprächen eingeladen, ohne Fotograf, ohne dass etwas nach außen gedrungen ist. Das rechne ich der Politik hoch an.

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Sie haben noch keine Highlights des vergangenen Jahres erzählt.

Zeilinger: Die Nobelpreis-Zeremonie war das Highlight, die kann nichts toppen, das ist klar. Es gab aber andere nette Dinge: Die Uni Innsbruck hat mir unverzüglich das Ehrendoktorat verliehen, bei der Jahrestagung der American Physical Society (APS) mit 15.000 Teilnehmern war ich eingeladen, einen Plenarvortrag zu halten, und das Land Oberösterreich hat mir die höchste Auszeichnung des Landes verliehen. Da durfte ich 120 Freunde und Verwandte einladen - ein wunderschönes Fest.

In Erinnerung geblieben ist mir auch die Begegnung mit dem US-amerikanischen Chemie-Nobelpreisträger Barry Sharpless, der 2022 seinen zweiten Nobelpreis bekommen hat. Als ich ihn fragte, was sein Geheimnis sei, sagte er, dass er nie für Forschungsgelder angesucht habe. Er hat also keine Zeit damit vertan, Anträge (für Forschungsförderung, Anm.) zu schreiben. Da sollte man doch glauben, dass Förderinstitutionen darauf in irgendeiner Form reagieren. Solche Anträge werden immer komplexer, da gibt es immer mehr Bürokratie. Ich verstehe das nicht: Jeder klagt über die immer schlimmer werdende Bürokratie, aber es passiert nichts.

Sie sagten nach der Nobelpreis-Bekanntgabe, dass die Wissenschaft weiterhin große Priorität habe und Sie weiterforschen wollen. Ist Ihnen das gelungen?

Zeilinger: Nicht ganz so, wie ich gehofft habe, aber das werde ich jetzt wieder aufgreifen. Ich muss Verpflichtungen zurückschrauben, um mich mehr der Forschung widmen zu können.

Jahrzehntelang war zu hören, dass Österreich wieder einen wissenschaftlichen Nobelpreisträger brauche, als Vorbild und um das Standing der Wissenschaft in Gesellschaft und Politik zu verbessern. Gibt es Ihrer Meinung nach so etwas wie einen "Zeilinger-Effekt"?

Zeilinger: Man sagt mir, den gibt es. So soll es mehr Interessenten für das Physikstudium geben, aber ich habe das nicht genauer hinterfragt.

Kann denn ein Nobelpreis etwas bewirken?

Zeilinger: Das glaube ich schon. Es geht etwa um die Motivation von jungen Leuten, die vor der Entscheidung stehen, was sie machen sollen. Da gibt es sicherlich eine Vorbildwirkung.

Sie plädieren schon lange dafür und haben das auch im Zusammenhang mit der Nobelpreis-Verleihung stark betont, aufzuhören von der Forschung zu verlangen, dass sie sagt, wozu sie gut sein kann. Haben Sie den Eindruck, dass Sie damit gehört werden?

Zeilinger: Bei der Jahrestagung der APS habe ich ganz klar gesagt, dass ich die derzeitige Entwicklung zu immer mehr Anwendungsorientierung in der Forschung für eine Fehlentwicklung halte, und ich habe dafür tosenden Applaus bekommen.

Bei den Wissenschaftern werden Sie offensichtlich gehört...

Zeilinger: Aber nicht bei allen. Es gibt Wissenschafter, die mehr anwendungsorientierte Gelder für die Forschung verlangen, etwa in der Klimakrise, die sicher ein Problem darstellt. Aber auch da muss die wissenschaftliche Zielsetzung vorrangig sein.

Apropos Anwendung: Zunehmend werden nun Firmen gegründet, die auf quantenphysikalischen Grundlagen aufbauen, die Sie und Ihre Kollegen gelegt haben. Freut sie das oder ist Ihnen das gleichgültig?

Zeilinger: Das ist eine Schiene, die ich bewusst nicht gegangen bin. Das Leben ist zu kurz, und mich interessiert die Wissenschaft. Bei diesen Dingen stört mich ein bisschen, dass noch immer zu viel versprochen wird, was in Bälde gelöst wird. Wenn jemand behauptet, dass in zwei Jahren schon die normalen Kryptographie-Codes geknackt werden, dann verfügt derjenige offenbar über hellseherische Fähigkeiten. Eine solche Aussage ist wissenschaftlich nicht zu begründen. Ich bin nicht der einzige, der Angst hat, dass sich dieser Quanten-Hype sehr stark reduzieren wird, weil die Erwartungen überzogen sind. Wobei ich nichts gegen die Forschung auf diesem Gebiet sage, die ist nach wie vor spannend.

Sehen sie in Österreich die Quantenphysik gut abgesichert, etwa mit Programmen wie Quantum Austria oder dem Exzellenzcluster in diesem Bereich?

Zeilinger: Ja, ich glaube schon. Geld ist genug da. Vielleicht sollte man stärker unübliche Dinge machen. Dafür muss man risikobereit sein und in Kauf nehmen, dass einiges scheitert.

Sie haben schon vor einigen Jahren Ihre Leitungsfunktionen zurückgelegt, in Innsbruck ziehen sich Ihre Kollegen Rainer Blatt und Peter Zoller zunehmend zurück. Sehen Sie diesen Generationswechsel in der österreichischen Quantenphysik als Risiko?

Zeilinger: Es gibt sehr gute Leute auf der Ebene nach uns. Aber man müsste jetzt wirklich schauen, ob man ungewöhnliche Leute herholen kann, die absolut etwas Neues machen wollen und gleichzeitig Leadership-Qualitäten haben.

Wann kommt die Zeilinger-Biografie in Buchform, oder gibt es - nach "Einsteins Schleier" und "Einsteins Spuk" vorher ein neues Buch von Ihnen?

Zeilinger: Zur Biografie gibt es verschiedene Ideen, wie man das machen könnte. Da diskutieren wir, aber das sollten wir relativ bald machen. Ein weiteres Buch ist in Vorbereitung. Mir schwebt dabei vor, noch populärer als in meinen bisherigen Büchern zu beschreiben, wie sich die Grundgedanken aus der Physik entwickelt haben. Da ist schon viel gesagt worden, nur im Zusammenhang mit der Quantenphysik noch nicht so viel.

Mein Buch "Einsteins Spuk" ist kürzlich nochmals in Englisch ("Dance of the Photons", Anm.) und Französisch ("Le bal des photons", Anm.) herausgekommen, mit einem zusätzlichen Kapitel über die neuesten Entwicklungen. In Deutsch soll diese erweiterte Fassung im Frühjahr erscheinen.

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1  Kommentar
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was_bisher_geschah (1.171 Kommentare)
am 27.09.2023 09:51

Anton Zeilinger gewann den Nobelpreis letztes Jahr zusammen mit Alain Aspect und John F. Clauser.
Im Juli sprach John F. Clauser auf der Veranstaltung «Quantum Korea 2023» und kritisierte die Klimahysterie:

"Ich habe noch einen zweiten Elefanten im Raum, den ich vor kurzem im Zusammenhang mit dem Klimawandel entdeckt habe. Ich glaube, dass der Klimawandel keine Krise ist.
Die wirkliche Wahrheit könnte gefunden werden, wenn und nur wenn man lernt, gute Wissenschaft zu erkennen und anzuwenden. Das gilt vor allem dann, wenn die wirkliche Wahrheit politisch unkorrekt ist und nicht den politischen oder wirtschaftlichen Zielen oder Wünschen der Regierenden entspricht. Selbst die wissenschaftliche Gemeinschaft kann manchmal durch Pseudowissenschaft verwässert werden."

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