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Es geht um die Substanz

Von Georg Wilbertz, 13. November 2021, 00:04 Uhr
Es geht um die Substanz
Durch den in den Altbestand eingefügten Mitteltrakt wurde die Neue Musik-Mittelschule Hermagor um einen neuen Eingangsbereich, der unter anderem die Bibliothek aufnimmt, erweitert (Stefanie Murero und Beppino Bresciano, 2018). Bild: Johannes Puch

Architekturpreis Daidalos, Kategorie "Wertvolle Substanz": Lebenszyklen verbessern

Spazieren wir beim Sonntagsausflug durch eine malerische Altstadt mit reizvollen Gebäuden und historisch gewachsener Atmosphäre, fühlen wir uns wohl. Wir erfreuen uns an der Vielfalt der Materialien, die Maßstäblichkeit der Bebauung wirkt angenehm. Geht es aber darum, für den eigenen Bedarf ein Gebäude zu entwickeln, Wohnhaus, Geschäft, Büro oder Gewerbebau, setzen viele auf den Neubau.

Der damit verbundene Flächen- und Ressourcenverbrauch Österreichs ist bedauerlicherweise Weltspitze. Die negativen ökologischen und letztlich ökonomischen Folgen sind fatal. Das Erreichen der Klimaziele wird auch dadurch gefährdet.

Beim oberösterreichischen Architekturpreis Daidalos werden herausragende Planungsleistungen in der Kategorie "Wertvolle Substanz" ausgezeichnet. Wenn von wertvoller Substanz gesprochen wird, ist nicht nur das baukünstlerisch herausragende Bauwerk mit Denkmalwert gemeint. Auch die Befriedigung nostalgischer Gefühle ist nicht das Ziel. Wertvolle Substanz gibt es auf allen Ebenen des Bauens, vom öffentlichen Großprojekt, vom Werks- oder Industriebau, vom Stadthaus bis zum privaten Wohnbau. Sie kann sehr pragmatisch genutzt werden.

Es geht um die Substanz
Brandschutzsanierung im Treppenhaus des Maximilianeums in München (Carmen Wolf, 2016) Bild: Heinrich

Gewachsene Lebenskultur

Zunächst lässt sich der Begriff Wert wörtlich nehmen. In einem bestehenden Gebäude steckt viel Material- und Arbeitsleistung. Sie zu erhalten, ist nicht nur ökologisch vorteilhaft. Gerade in Zeiten stark steigender Immobilienpreise lässt sich Kapital sparen. Doch es wäre zu kurz gegriffen, würde man nur ökonomisch argumentieren. Natürlich gibt eine Neubauplanung das Gefühl, individuell und passgenau auf Bedürfnisse derjenigen eingehen zu können, die später das Gebäude bewohnen oder nutzen. Ohne den Planungsidealismus schmälern zu wollen: dies ist nur bedingt richtig. Familienverhältnisse und Wohnbedürfnisse ändern sich, Nutzungs- und Funktionsansprüche müssen angepasst werden. Was auf dem Planungspapier goldrichtig erschien, stellt sich über die konkrete Nutzungserfahrung vielleicht als ungeeignet heraus. Im Gegenzug kann es reizvoll sein, sich an bestehende Räume an- und sich in diese einzupassen: statt ungehemmter Selbstverwirklichung kreative Entdeckerfreude.

In der Regel bekommt man atmosphärische Qualitäten mitgeliefert, die ein Neubau nur selten bietet. Oft wird man Teil einer gewachsenen Struktur oder Nachbarschaft. Die Revitalisierung von Gebäuden bringt auch eine Revitalisierung von Lebenskultur mit sich. Im Idealfall geht diese über das eher eintönige "Wohnglück" der ausufernden Einfamilienhaus-Ortsrandlage oder das Arbeiten in der verkehrsoptimierten Gewerbeparktristesse hinaus. Vor allem kleine und mittelgroße Städte sowie Gemeinden in Oberösterreich haben diesbezüglich in ihren Zentren sowohl Potenzial als auch Bedarf.

Landläufig befürchtet man bei der Adaption bestehender Bausubstanz technische oder konstruktive Probleme, Unwägbarkeiten und Kosten. Dass diese Ängste meist unbegründet sind, zeigt die Praxis. Auch die Anpassung oder Umnutzung bestehender Bauten muss technisch-konstruktiv längst nicht mehr schematisch ablaufen. Die Möglichkeiten (etwa hinsichtlich der thermisch-ökologischen Optimierung) sind heute vielfältig, anpassungsfähig, das Know-how wächst stetig. Bei vielen in Oberösterreich tätigen Architektur- und Planungsbüros lässt sich ein Umdenken beobachten. Sie erarbeiten nicht nur die notwendige Expertise im Umgang mit bestehender Bausubstanz. Zugleich sind sie immer mehr bereit, die Bauherren auf die Potenziale einer vorhandenen Immobilie aufmerksam zu machen. Spricht man mit den Büros, gehört für diese ästhetische und funktionale Weiterentwicklung eines bestehenden Gebäudes zu den reizvollsten Facetten.

Der Daidalos versteht sich als Impuls- und Ideengeber für Oberösterreich und als Plädoyer für bewussten Umgang mit bestehenden Bauten. Entsprechend freuen wir uns auf beispielhafte und überzeugende Wettbewerbseinreichungen in den Bereichen Renovierung, Sanierung, Ergänzung und Erweiterung. Der Maßstab kann vom Einzelgebäude über die Siedlung bis zu städtebaulichen Lösungen reichen. Es gilt, die Lebenszyklen unserer gebauten Umwelt zu verbessern.

Architekturpreis Daidalos: Bewerbung

1. Wer?

Zur Einreichung für den oberösterreichischen Architekturpreis Daidalos sind Architekturbüros, Zivilingenieurbüros und interdisziplinäre Projektteams (zum Beispiel Städtebauer, Landschaftsplaner) eingeladen.

2. Was?

Es werden Projekte in Oberösterreich zugelassen, die zum Zeitpunkt der Einreichung fertiggestellt sind. Sie dürfen nicht älter als rund viereinhalb Jahre sein (Fertigstellung nach 1. Jänner 2017), mit Ausnahme des Sonderpreises Bewährte Bauten. Hier müssen die Objekte im Zeitraum zwischen 1990 und 2010 fertiggestellt worden sein.

3. Wie?

Zur Einreichung sind bis zu fünf Fotos (keine Renderings; Fotorechte sind anzugeben), bis zu fünf Plandarstellungen und ein Erläuterungstext mit maximal 1500 Zeichen zulässig. Nähere Informationen zur Einreichung finden Sie auf nachrichten.at/daidalos. Hier ist auch der Link zur Einreichung selbst, die digital abgewickelt wird, zu finden. Einsendeschluss für den Daidalos ist am 16. Jänner 2022.

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Autor
Georg Wilbertz
Georg Wilbertz
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