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"Regierung könnte sich das Geld sparen"

Von Sigrid Brandstätter, 26. November 2016, 00:04 Uhr
"Regierung könnte sich das Geld sparen"
Günther Abfalter (56) ist Chef von Magna Europe. Er lebt in Linz, pendelt nach Graz – und in die Welt. (Magna) Bild: © Tom Schuller

LINZ. Der aus Linz stammende Magna Europe-Chef Günther Apfalter sagt, die diese Woche beschlossene Prämie für Elektroautos kommt zum falschen Zeitpunkt.

Mitten in den Vorbereitungen für die neuen Aufträge wie den 5er BMW steckt das Magna-Werk in Graz. Nach einer Delle sei das Werk ab 2018 wieder voll ausgelastet, sagt Günther Apfalter, der Chef von Magna Europe und damit Herr über 130 Werke. Derzeit laufe der Prozess, aus 40.000 Bewerbungen innerhalb von 18 Monaten 3000 Mitarbeiter auszusuchen und auszubilden.

 

OÖN: Ist die diese Woche von der Regierung beschlossene E-Auto-Prämie sinnvoll?

Apfalter: Es ist der falsche Zeitpunkt. Die Regierung könnte sich das Geld sparen. Sie sollte auf die nächste Generation der E-Mobilität warten, weil dort technologisch noch viel drinnen ist, von der Reichweite her, von den Ladestationen, vom Gewicht, vom Preis.

Wann ist aus Ihrer Sicht der richtige Zeitpunkt?

In drei bis vier Jahren, bis dahin sollte die Regierung das Geld aufheben. Wobei es auch dann als Initialzündung zu verstehen wäre. Im Endeffekt muss der Konsument überzeugt sein, dass das Elektrofahrzeug das richtige ist. Wobei – und was wissen die wenigsten – die Gesamtenergiebilanz auch stimmen muss.

Diese sehen Sie nicht?

Ich brauche für die Batterien die seltenen Erden. Wenn ich aus einer Tonne Gestein zehn Gramm seltene Erden gewinnen will – da kann sich jeder vorstellen, wie viel da umgedreht werden muss. Wieviel Diesel das kostet. Dazu das Recycling der Batterien. Derzeit ist die Gesamtenergiebilanz eines durchschnittlichen Elektroautos schlechter oder gleich, wie die eines Mittelklassefahrzeugs.

Sie sind sehr skeptisch.

Nicht skeptisch. Das ist ein technologisch fundierter Standpunkt, dass das ein Zwischenschritt und eine Nische sein und auch bleiben wird. Die Nische wird größer werden. In drei bis fünf Jahren ist die E-Mobilität ganz anders aufgestellt. Viel mehr Akzeptanz hat ja der Hybrid.

Und dann kommt die Brennstoffzelle?

Ja, das wird 2035, 2040 die Brennstoffzelle sein. Das ist nicht so weit weg.

Wie ist Magna für die E-Mobilität gerüstet? Mit dem Jaguar I-Pace könnte ein erstes Elektro-Auto in Graz gebaut werden?

Das ist inzwischen von Jaguar bestätigt, obwohl die Veröffentlichung erst für den Genfer Autosalon geplant war. Aber wir können das jetzt auch bestätigen. Weitere Details können wir nicht nennen.

Die Rede ist von Start im Jahr 2018 und 10.000 Stück?

Der Kunde hat gesagt, „early 2018“. Über Stückzahlen wurde noch nichts gesagt und wir können auch noch nichts voraussagen. Wir sind jedenfalls sehr stolz, dass wir ein Elektroauto der nächsten Generation bauen.

Wie gut ist das Magna-Werk in Graz dann ausgelastet? Zuletzt gab es ja einen Durchhänger mit 80.000 Fahrzeugen Jahresproduktion. Mit dem Mini ist ein Auftrag ausgelaufen, der 5er BMW kommt ab 2017. Derzeit läuft nur die Mercedes G-Klasse-Produktion.

Bei der G-Klasse gibt es 37 Jahre Zusammenarbeit, die zuletzt bis 2023 verlängert wurde. Dellen hat es immer schon gegeben. Ein Produktzyklus eines Fahrzeuges läuft über sieben Jahre. Das heißt am Anfang hab ich weniger, denn steigt es und geht wieder zurück. Dann kommt das nächste Fahrzeug. Das ist keine Dramatik. Das Werk ist kostenmäßig so aufgestellt, das zu verdauen. Ohne größere geopolitische Krisen ist Graz ab 2018 wieder voll ausgelastet und wird etwas über 200.000 Stück produzieren. Das hatten wir schon einmal 2006 und 2007, damals mit knapp 10.000 Mitarbeitern. Wir planen immer so auf sieben Jahren voraus – eben entlang des Produktzykluses eines Fahrzeugs. Und wir laufen jetzt schon, um das Werk ab 2023 weiter zu füllen.

Welchen Anteil wird dann der E-Antrieb haben?

Zwischen fünf und zehn Prozent. Inklusive der Hybride werden es dann 30 Prozent sein.

Für die nächsten Aufträge wurden 500 Millionen Euro investiert?

Diese Zahl wurde geschrieben, und ich sage, wir liegen nicht weit weg davon. Im Sommer hatten wir eine Großbaustelle mit bis zu 1000 Fremdarbeitern am Tag. Jetzt wird es fertig, die Kräne werden weniger.

Die Vorbereitungen für den BMW-Produktionsstart liegen im Plan?

Wir sind mitten drin. Die ersten Vor-Serien-Fahrzeuge werden bereits gebaut. Das bedeutet Training der Mitarbeiter und Auditierung der Anlagen.

Stichwort Mitarbeiter: Ihnen wurde der Satz in den Mund gelegt, von 1000 Arbeitslosen können Sie nur 15 nehmen? Wie läuft der Rekruting-Prozess – immerhin brauchen Sie 3000 neue Leute?

Das hab ich am Anfang gesagt, inzwischen haben wir eine gute Erfahrung gemacht. Wir werden die tausend Leute aufnehmen können. Wir legen großen Wert darauf, dass die Mitarbeiter den Ansprüchen unserer Kunden gerecht werden. Sie müssen mitdenken. Dann liefern sie eine andere Qualität, als wenn sie nur ihren Job erledigen. Wenn wir 3000 Mitarbeiter innerhalb von 18 Monaten aufnehmen und dann 10.000 Mitarbeiter am Standort Graz haben werden, werden wir bis zu 15.000 Interviews führen – bei 40.000 Bewerbern.

40.000 Bewerber?

Die werden wir brauchen, um zu selektieren und den Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. 2000 rekrutieren wir auf dem Arbeitsmarkt, 1000 bilden wir über eine Stiftung mit dem AMS aus. Dafür haben wir vorerst2500 Bewerbungen.

Bundeskanzler Christian Kern soll bei Ihnen angefragt haben, was er tun müsste, damit das angedachte neue Werk in Österreich gebaut wird. Was haben Sie ihm gesagt?

Es ist kein Geheimnis, dass wir schon länger analysieren, wo wir in der Nähe von Graz ein zweites Werk bauen könnten. Graz wird ausgelastet sein. Wir analysieren Österreich, Ungarn und Slowenien und die Entscheidung wird im ersten Halbjahr 2017 fallen.

Konnten Sie ihm Hoffnungen machen?

Wenn wir jetzt in einem Hochlohnland sind, dann werden wir einen zweiten Standort in einem Nicht-Hochlohnland bauen. Man muss das Risiko streuen.

Das Gespräch war also kurz.

Ich habe neutral geschildert, welche Kriterien nachhaltig zu erfüllen sind. Stichwort Steuern, Bildungspolitik, Arbeitslosigkeit, Stabilität der Politik, et cetera. Magna hat in Österreich 16.000 Mitarbeiter bei 152.000 im gesamten Konzern, da ist der Anteil schon jetzt erheblich.

Wie fit schätzen Sie die heimische Zulieferindustrie ein? Werden hier Entwicklungen verschlafen?

Ich glaube, wir haben gute Klein- und Mittelbetriebe. Die OÖN haben kürzlich über Kreisel in Freistadt berichtet. Mit denen haben wir Kontakt. Die Zulieferindustrie ist sicher fit in bezug auf Technologie und Innovation. Aber unser Geschäft ist global aufgestellt. Wenn wir mit Firmen zusammenarbeiten, dann ist das quer über die Kontinente, wir zählen keinen Österreich-Anteil.

 

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