Der lange Schatten über Stephanie Veniers Triumph
Ski alpin: Die Olympiasiegerinnen Shiffrin und Suter stürzten in Cortina schwer
FIS-Mann Alberto Senigagliesi hat sich nach der ersten Damen-Abfahrt in Cortina d’Ampezzo einiges anhören müssen. Der 53-jährige Turiner war für die Kurssetzung auf der Tofana verantwortlich und hat (vor allem bei der Delta-Kurve) ziemlich in den Schnee gegriffen. Eine Ausfallsorgie in den technischen Disziplinen (wie vor acht Tagen bei den Herren in Kitzbühel) gehört zum Geschäft. Wenn aber in einem Speed-Rennen zwölf von 52 Gestarteten scheitern, geht etwas nicht mit rechten Dingen zu.
Anschließend sprachen viele von einem "verrückten Rennen", das aber den Triumph der 30-jährigen Innsbruckerin Stephanie Venier nicht schmälern soll. Die ehemalige Junioren-Weltmeisterin zelebrierte ihren zweiten Weltcupsieg, den ersten seit fünf Jahren (Garmisch-Abfahrt am 27. Jänner 2019).
"Ich hatte ein gutes Gefühl, aber dass ich Erste sein würde, damit habe ich nicht gerechnet. Im Moment habe ich sehr viel Selbstvertrauen", sagte Venier, der die Liebe Flügel zu verleihen scheint. Die Tirolerin ist mit Ski-Austria-Abfahrer Christian Walder liiert. Auch heute (10.30 Uhr, ORF 1) in der zweiten Abfahrt und am Sonntag im Super-G (10.30 Uhr, ORF 1) muss man das Speed-Ass auf dem Zettel haben.
In der Endabrechnung hatte Venier 37 Hundertstel Vorsprung auf die Schweizerin Lara Gut-Behrami, auf dem niedrigsten Stockerlplatz wurde es richtig eng. Mit der Innsbruckerin Christina Ager (erstmals auf dem Weltcup-Podest), Sofia Goggia (Ita) und Valerie Grenier (Can/jeweils +0,71) wurden gleich drei ex aequo Drittplatzierte geehrt.
Während der Siegerehrung waren zwei namhafte Athletinnen bereits im Krankenhaus. Olympiasieger Corinne Suter (29) zog sich – unter großen Schmerzen laut aufschreiend – eine schwere Knieverletzung zu, Dominatorin Mikaela Shiffrin erwischte es laut erster Diagnose nicht ganz so schlimm. Die 28-jährige US-Amerikanerin hatte noch vor der zweiten Zwischenzeit nach einer Bodenwelle das Gleichgewicht verloren und krachte heftig in das Fangnetz.
Glück im Unglück?
Shiffrin blieb minutenlang liegen und verließ dann die Strecke zunächst auf ihre Stöcke gestützt (sie konnte das linke Bein nicht belasten) und später mit dem Hubschrauber. Später sollte die Gewinnerin von 95 Weltcuprennen vorsichtig Entwarnung geben. "Es ist alles okay", schrieb sie aus dem Spital von Cortina. Laut einer US-Verbandsmitteilung sind das vordere und das hintere Kreuzband intakt. Weitere Untersuchungen folgten. Vielleicht hat Shiffrin Glück im Unglück und kehrt zeitnah wieder zurück.
Im Vergleich zum Mittwoch-Training war die Piste schneller geworden, "wir fuhren mit drei, vier zusätzlichen km/h auf die Sprünge zu, das verändert einiges", berichtete Cornelia Hütter, die auf Rang acht landete: "Ein verrücktes Rennen, die Tofana ist heuer besonders aggressiv. Es geht einfach richtig zur Sache. Abfahrt ist Risikosport, das ist so bei uns", sagte die 31-jährige Steirerin.
Die Zahl der Verletzten ist diese Saison schon sehr hoch, sogar international gesehen! Da sollte sich die FIS dringend etwas überlegen: Weniger Rennen und längere Pausen zwischen den Rennen zur Erholung der Läuferinnen und Läufer! Auch wenn die Sportler durchtrainiert sind, sind sie keine Maschinen!