"Das macht mich stolz"
PYEONGCHANG. Skisprung-Cheftrainer Kuttin hinterfragt sich selbst und freut sich über einen Vertrauensbeweis.
Ist Heinz Kuttin mit seiner öffentlichen Kritik an Gregor Schlierenzauer und Manuel Fettner über das Ziel hinausgeschossen? "Das war kein emotionaler Ausbruch, sondern das Ergebnis der vergangenen Tage und Wochen", sagt Österreichs Skisprung-Trainer, dessen Team bei allen Großereignissen in dieser Saison (Vierschanzentournee, Skiflug-WM, Olympia) ohne Podestplatz geblieben ist.
Damit gerät der Kärntner zwangsläufig selbst in die Schusslinie. Allerdings nicht in jene von ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel, der Kuttin eine Jobgarantie aussprach. "Mich macht das stolz", sagt der 47-jährige Coach: "Das ist wohl der Lohn für meine Art und Weise. Würde man es nur an den Ergebnissen aufhängen, wäre es logisch, dass man sich trennt", gibt er zu.
"Alles ist zu hinterfragen"
Die vergangenen Wochen und Monate waren für Kuttin kein Honiglecken: "Seit der Tournee ist es so zäh, das setzt mir voll zu. Fakt ist, wir haben keine Erfolge gehabt. Alles ist zu hinterfragen, viele Punkte müssen auf den Tisch."
Es gibt Misstöne, von einem harmonischen "Adlerhorst" kann keine Rede sein. Schlierenzauer und Fettner waren über Kuttins scharfe Kritik an ihren Leistungen verwundert, haben sich – wohl aus Selbstschutz – einen Maulkorb verpasst, das ist verständlich.
Kuttin gefällt auch die Körpersprache seiner Athleten nicht. Zum Beispiel beim internen Volleyballmatch vor dem Teambewerb, der mit dem enttäuschenden vierten Rang – 94 Punkte hinter Bronze – endete. "Da putzen die Betreuer die Athleten her, wir pushen uns, und sie lassen das über sich ergehen."
"Ausschließen kann man nichts"
Es wird eine Aussprache brauchen – oder doch eine Veränderung auf der Position des Cheftrainers. Ernst Vettori, Nordischer ÖSV-Direktor, scheint nicht so bedingungslos zu Kuttin zu stehen wie etwa Schröcksnadel. "Ausschließen kann man gar nichts – mich inklusive", betonte der Tiroler. Kuttin ist Vettoris Erfindung, deshalb übernimmt der Olympiasieger von 1992 auch die Verantwortung.
Ein klares Bekenntnis zu Kuttin aus der Nationalmannschaft kommt nur von Michael Hayböck. Der 26-jährige Kirchberg-Theninger, der Sechster im Einzelbewerb auf der Großschanze war, ist wieder im Kommen. "Ich kann mit dem Heinz sehr gut. Meinen eigenen Chefcoach würde ich momentan sicher nicht hergeben wollen." Heute geht’s einmal nach Hause ...