Fußball-EM, Olympia und ein Ehrentitel: Diese Gala war eine runde Sache
Der ehemalige Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen mit Wohnsitz in Scharnstein darf sich ab sofort "oberösterreichischer Botschafter" nennen
Wenn das Leder rollt und die fünf olympischen Ringe ins Spiel kommen, dann kann man durchaus von einer runden Sache bei der Galanacht des Sports im Linzer Brucknerhaus sprechen. Sportgrößen aus allen Sparten bereicherten ein Event der Superlative, das so viel Herzlichkeit ausstrahlt.
Sichtlich pudelwohl fühlte sich der ehemalige Ski-Star Thomas Dreßen, der am 20. Jänner wegen anhaltender Knieprobleme nur 30-jährig seine Karriere beendet hat. Natürlich in Kitzbühel, also dort, wo er 2018 mit dem Triumph in der klassischen Hahnenkamm-Abfahrt seinen größten Triumph gefeiert hatte.
"Das macht mich unglaublich stolz. Für mich war es ein würdiger Abschied", sagte der Bayer, den die Liebe zu seiner Birgit nach Scharnstein geführt hatte. Die beiden sind seit Juni 2023 Eltern einer kleinen Tochter, für die Sportlandesrat Markus Achleitner ein Geschenkpaket geschnürt hat.
Doch damit nicht genug. Dreßen bekam feierlich einen Titel verliehen, er darf sich jetzt "oberösterreichischer Botschafter" nennen und vielleicht seine Expertise einbringen. "DSV, ÖSV? Die Türen stehen offen. Das Herz is aber a bissl mehr auf der deutschen Seite", gesteht der ehemalige Speed-Rennläufer. Achleitner rührt trotzdem die Werbetrommel für sein Bundesland: "Wir sind die Nummer 1, wenn es um das Tempo geht. Vor ein paar Monaten haben wir ja einen historischen Doppelsieg gefeiert - Vincent Kriechmayr vor Daniel Hemetsberger."
Hans Pum, Vizepräsident in Oberösterreichs Skiverband, hätte natürlich gerne den einen oder anderen Input von Dreßen. So richtig will der Macher aus St. Oswald bei Freistadt aber nicht daran glauben: "Es hat mir sehr leid getan, dass Thomas Dreßen aufgehört hat. Ich glaube, dass der Wolfi Maier, Chef bei den Deutschen, ihn nicht auslassen wird."
Bildergalerie: Galanacht des Sports wurde feierlich eröffnet
Galerie ansehenDreßen zeigte sich jedenfalls vom Ambiente im Brucknerhaus beeindruckt: "Ich bin a Deitscher, es wundert mich, dass ich in Oberösterreich auf der Bühne stehen darf. Ich fühle mich als höchstens halber Oberösterreicher." Ein echter ist der allererste Weltcupsieger, den das Land zu bieten hat: Franz Gruber, der Edeltechniker aus Molln, gewann am 30. Jänner 1983 den Slalom in Kranjska Gora. Der 64-Jährige ist Stammgast bei der Gala und verfolgte mit Interesse den von ORF-Redakteur Dennis Bankowsky moderierten Ski-Talk in der Sportlerlounge.
"Wenn ein Rennen verloren ist, ist es verloren"
Bestimmendes Thema in Zeiten wie diesen ist die lange Verletztenliste: "Das fällt auf, weil es ein paar Gute erwischt hat (Schwarz, Pinturault, Kilde, Vlhova, Shiffrin, Anm.)", sagte Hannes Trinkl, FIS-Renndirektor Speed bei den Herren. "Es wird ein paar Änderungen geben müssen. In Zukunft wird es so sein: Wenn ein Rennen verloren ist, ist es verloren." Das wäre zwar nicht im Sinne aller Athleten, aber vom Sicherheitsaspekt anzustreben. Drei Speed-Rennen binnen drei Tagen (wie bei den Herren in Wengen oder bei den Damen in Cortina) dürfte es demnach nicht mehr geben.
Hans Enn, Olympia-Bronzemedaillengewinner 1980, bedauert, dass durch die vielen Stürze untergeht, dass "der Skisport was total Lässiges ist". Es werde "alles aggressiver und nicht einfacher, weil die Wetterkapriolen mitspielen".
Das ehemalige Slalom-Ass Reinfried Herbst bewertet die Entwicklung in der Szene wie folgt: "Heutzutage geht alles mehr ans Limit, das Programm wird zu viel. Aber es gibt natürlich Erwartungen von Sponsoren etc. Trotzdem bleibt wenig Zeit für die Regeneration. Ich wünsche mir, dass das Wort der Sportler mehr Gewicht hat", sagte der Salzburger, der 2009/10 die kleine Kristallkugel für den Slalom-Weltcup gewonnen hatte.
"Einen sehr guten Trainer zur Verfügung gestellt"
Verletzungssorgen hat auch Österreichs Fußballteam. Mit David Alaba (Kreuzbandriss) fehlt der Kapitän an allen Ecken und Enden. Das weiß auch der ehemalige deutsche Nationalspieler und scharfzüngige Sky-Experte Dietmar Hamann. Trotzdem traut er der rot-weiß-roten Equipe bei der EURO 2024 im Sommer in Deutschland einiges zu. Frage: Warum läuft es für Österreich besser als für Deutschland? Antwort: "Weil wir euch einen sehr guten Trainer zur Verfügung gestellt haben", sprach Hamann die Personalie Ralf Rangnick an. Für den ÖFB tatsächlich ein Glücksfall.
"Ich hoffe, dass Alaba bis zur EURO fit wird. Frankreich und England stehen über allen anderen, dann kommen noch drei, vier und dann schon die Österreicher", prognostiziert Hamann: "Ins Achtelfinale sollten sie schon kommen. Und wenn es so weit ist, gibt es - glaube ich - keinen, der gegen die Österreicher spielen will."
Florian Klein, Ex-LASK-Führungsspieler, EURO-Teilnehmer 2016 und jetzt Servus-TV-Experte, traut dem ÖFB-Team ebenfalls viel zu. "Die Euphorie im Land ist etwas sehr Positives, sie wird auf die Mannschaft projiziert. Das Wichtigste ist, dass du performst. Ich bin sehr positiv gestimmt. Das Achtel- oder Viertelfinale können wir schon erreichen", betonte der Linzer.
"Wir sind in Oberösterreich verliebt"
ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer übermittelte die besten Grüße des erkrankten Teamchefs Rangnick und sang eine Ode auf das Bundesland: "Wir sind in Oberösterreich verliebt, was Möglichkeiten und Infrastruktur betrifft. Der ÖFB hat hier eine Heimat gefunden. Spieler und Trainer fühlen sich in Windischgarsten sehr wohl", berichtete der Kärntner.
Auch Leichtathletin Susanne Gogl-Walli ist gerne in Linz, aber im Sommer führt kein Weg an Paris vorbei. Dort werden die Olympischen Spiele über die Bühne gehen. Die 27-Jährige von der TGW Zehnkampf-Union ist über 400 Meter gesetzt. "Ich war schon in der Schule immer die Schnellste, habe noch Freundschaftsbücher, in denen mir das geschrieben wurde", erzählte Gogl-Walli, die mit Radprofi Michael Gogl verheiratet ist. "Da kommen wir uns nicht in die Quere, beim Radfahren kann ich nicht mithalten, beim Laufen er nicht." Punkt. Aus.
Als der Ö3-Mikromann "unterging"
Magdalena Lobnig, die 2021 in Tokio Olympia-Bronze im Einer gewonnen hat, braucht an der Seite ihrer älteren Schwester Katharina noch Ruder-Resultate, um auf den Zug nach Frankreich aufzuspringen. Dass sie in Form ist, bekam Gala-Moderator Tom Walek zu spüren. Beim Wettkampf auf dem Technogym-Simulator hatte der Ö3-Mikromann (erwartungsgemäß) keine Chance.
Auch Tischtennis-Ass Liu Jia darf noch von ihrer siebenten Olympia-Teilnahme träumen. Dafür braucht es aber ein Top-Resultat bei der anstehenden Team-WM in Busan. "Ich werde kämpfen, aber es wird schwierig", sagte die 41-Jährige. Eine Teilnahme an der Heim-Europameisterschaft in Linz im Oktober will "Susi" noch nicht ganz ausschließen: "Ich habe schon so oft gesagt, dass ich nicht mehr spiele. Jetzt sage ich lieber gar nix mehr."
Paratriathet Florian Brungraber, der als Halbprofi pro Jahr 10.000 Kilometer schwimmend, im Rollstuhl und mit dem Handbike abspult, hat den Fokus auf die Paralympics in Paris gerichtet: "Es geht um richtig viel." Silber hat er schon. Folgt jetzt der Gold-Coup?
Motorsport-Ass Thomas Preining ist amtierender DTM-Champion und permanent auf Achse. "In unserem Sport haben wir ein sehr hohes Niveau. Ich bin stolz, ganz vorne zu sein. Nachsatz: "Wenn ich ein Rennen fahre, will ich es auch gewinnen", spricht aus dem Linzer der pure Ehrgeiz.
"Starke Signalwirkung für den Frauensport"
Sandra Reichel, die Tennisdirektorin des Upper Austria Ladies in Linz, ist noch immer "geflasht" vom erstmals im WTA-500-Status durchgeführten Event, das am Sonntag zu Ende gegangen ist. "Ich bin überwältigt, es ist ein Traum wahr geworden", sagte die Welserin: "Ich habe es noch nicht ganz verarbeitet, es war ein Wahnsinn. Dieses Turnier hat so eine starke Signalwirkung für den Frauensport", ergänzte Reichel. Und: "Die Atmosphäre war speziell."
Die 52-Jährige hat das Design Center längst in ihr Herz geschlossen, was den dortigen Geschäftsführer Thomas Ziegler natürlich freut. Er nimmt die Tennis-Damen mit offenen Armen auf: "Ich bin froh und stolz, dass uns die Sandra Reichel gewählt hat mit einer Veranstaltung, die in 160 Ländern übertragen wird."
Meter machen für den Linz Marathon am 7. April
Nach der Gala ist vor dem 22. Oberbank Linz Donau Marathon, der am 7. April über die Bühne gehen wird. Bereits jetzt gilt es, Meter zu machen. "Wir haben zwei Ziele: 1. den Streckenrekord der Männer, der bei 2:06:13 Minuten liegt. Zweitens wollen wir deutlich mehr als 15.000 an die Startlinie bringen", sagte Günther Weidlinger, der sportliche Leiter und Ex-Weltklasse-Athlet, der noch immer sieben nationale Rekorde hält.
Würde er sie verlieren, wäre das kein Problem, "denn das ist ein Zeichen, dass einige gute Junge nachkommen". Nachsatz: "ich klebe nicht an meinen Rekorden."
Christian Pflügl, Ex-Marathonmann, einst in Linz auf dem Stockerl und jetzt ORF-Co-Kommentator, erinnert sich gerne an seine Auftritte auf der Laufstrecke: "Ich bin schon stolz darauf, aber alles hat seine Zeit. Es macht auch das Kommentieren sehr viel Spaß."
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