Beim Welser Kriterium gehen die Rad-Stars heute auf Tuchfühlung
WELS. Das von den OÖN präsentierte Rennen (ab 16.45 Uhr) hat das Prädikat "sehenswert".
Ein sowieso schon abgemachtes Showrennen und reines Schaulaufen ohne sportlichen Wert – wer glaubt, ein Rad-Kriterium ist keinen Besuch wert, der sollte sich heute (ab 16.45 Uhr) in Wels vom Gegenteil überzeugen. Wenn Radprofis im Höchsttempo auf Kopfsteinpflaster durch die schmalen Innenstadt-Gassen jagen, dann ist ein richtiges Spektakel garantiert. Das sind die drei klaren Vorteile des Formats:
Rasanz: Wenn die Fahrer an einem vorbeisausen, klingt es wie bei einem Insektenschwarm. Das Surren der Räder wird nur unterbrochen von quietschenden Bremsen, wenn es um die Kurven geht. Die 48 Kilometer, die die Asse heute im Herren-Rennen zurücklegen – die Damen kommen auf 24 – sind keine Spazierfahrt. "Du bist schon auf Anschlag unterwegs. Und vor allem musst du bei so einem engen Kurs im Feld voll konzentriert bleiben, sonst knallst du auf deinen Vordermann", sagt der Schwanenstädter Lukas Pöstlberger über die ganz eigene Renndynamik. Kriterium heißt Action, es geht mehr ums Tempo als ums Gewinnen.
Überschaubarkeit: "Bei einer Rundfahrtsetappe sehe ich das Feld an mir vorbeisausen und in drei Sekunden ist alles wieder vorbei", sagt Wels-Organisator Paul Resch. Nicht so heute, wo die Fahrer gleich 60 Mal vorbeiziehen und dazu die Videowalls die Fans immer über das Geschehen auf dem laufenden halten. Resch hätte den Fahrern gerne eine Schikane eingebaut. "Ich wollte schon vor Jahren einmal einen Übergang, quasi eine kleine Bergwertung, aufstellen. Die Profis haben mir aber den Vogel gezeigt", lacht der Welser.
Fahrer-Nähe: Radsport ist ein publikumsnaher Sport. Noch mehr bei Kriterien, wo die Fahrer mit den Zuschauern auf Tuchfühlung gehen – was während der Tour nach einer Etappe undenkbar wäre. Nach dem Rennen wird gerne noch gefeiert. "Die Profis haben hier in Wels in den vergangenen Jahren danach schon richtige Partys geschmissen. Auch das gehört einmal dazu und deshalb kommen sie gern nach Wels", sagt Resch.
Das Programm
Heute: 16.45 Uhr: BOA Kids-Race
18 Uhr: Start Raiffeisen Damen-Kriterium, 30 Runden à 800 Meter
19 Uhr: Start Raiffeisen Grand Prix der Elite, 60 Runden à 800 Meter
ab etwa 20.30 Uhr: Siegerehrungen
Sieger der letzten fünf Jahre: 2018 Matthias Krizek (Felbermayr Simplon Wels); 2017 Lukas Pöstlberger (Ö); 2016 Stephan Rabitsch (Ö); 2015 John Degenkolb (D); 2014 Riccardo Zoidl (Ö)
Nibali im Kriterien Stress
Gestern drehte er noch im holländischen Surhuisterveen mit Kollegen wie dem Tour-Dritten Steven Kruijswijk und Bergkönig Romain Bardet einige Ehrenrunden, heute landet Wels-Stargast Vincenzo Nibali von Amsterdam kommend kurz nach 13 Uhr in Wien.
Dort nimmt ihn mit Thomas Illenberger einer der Gesellschafter des Welser Felbermayr-Radteams in Empfang und bringt ihn in die Messestadt. Das Programm für den 34-jährigen Sizilianer ist dicht gedrängt. Vor dem Kriterium über 60 Runden stehen noch Foto-Termine und Interviews für den Gewinner aller drei Grand Tours an.
Oberösterreich kennt Nibali aus seiner Zeit als Nachwuchsrennfahrer. 2004 gewann der Italiener gleich zwei Etappen bei der damaligen Friedensfahrt Linz–Passau–Budweis, dem Vorgänger der Oberösterreich-Rundfahrt.
Den Coup, Nibali nach Wels zum 21. Welser Innenstadt-Kriterium zu lotsen, fädelte Organisator Paul Resch über Nibalis Manager Alex Carera ein, seit Jahren im Hintergrund einer der ganz großen Macher in der Rad-Szene.
Ich finde es total schwach, dass niemand auf die Idee gekommen ist, Österreichs Damen-Aushängeschild der letzten Jahre Martina Ritter nach ihrem Rücktritt einzuladen oder sogar offiziell zu verabschieden. So schnell ist man vergessen, wenn man nicht mehr entsprechend vermarktet werden kann...
Auf nach Wels zum besten Radrennen Österreichs!