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„Mit Hauruckaktionen komme ich nicht weiter“

Von Gabriel Egger, 20. Oktober 2022, 23:31 Uhr
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Filzmaier und Gasselsberger (re.) sind am Marathon-Sonntag aktiv: der eine als TV-Experte, der andere als Läufer Bild: FOTOLUI

LINZ. Hobbyläufer im Gleichschritt: Politik-Experte Peter Filzmaier, am Sonntag als Quereinsteiger im Marathon-Einsatz, und Franz Gasselsberger, Generaldirektor von Hauptsponsor Oberbank, im OÖNachrichten-Doppelinterview

Die Vorbereitung ist das Wichtigste, wenn etwas gut gelingen soll. Egal, ob es sich um das Laufen eines Marathons oder das Verwirklichen eines beruflichen Projekts handelt. Das ist der gemeinsame Nenner von Politik-Erklärer Peter Filzmaier und Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger im OÖN-Doppelinterview. Beide werden am Marathon-Sonntag trotz bester Vorbereitung ins Schwitzen kommen. Filzmaier als Sportreporter im ORF-Studio und Gasselsberger als aktives Mitglied der großen Laufgruppe des Marathon-Hauptsponsors.

OÖNachrichten: Von Peter Filzmaier weiß man, dass er früher einmal Sportreporter werden wollte, bevor er dann doch in ein anderes Metier „abgebogen“ ist. Hatten Sie früher auch einmal einen alternativen Traumberuf zum Job des Bankdirektors im Kopf?

Franz Gasselsberger: Eigentlich wollte ich Landwirt werden. Der Vater hat mir aber den Hof nicht gegeben. Ich hab ihn noch gefragt: ‘Ist es wahr, dass ich nicht Bauer werde?’ Die Frage des jungen Franz war überraschend und entwaffnend zugleich. Denn ich war nicht vorgesehen. Und dann wäre ich eigentlich gerne Förster geworden. Das hat aber dann meine Mutter nicht zugelassen. Sie hat dann zumindest meine schulische Ausbildung vorangetrieben.

Ihr gemeinsamer Nenner ist die Begeisterung für das Laufen. Welchen Stellenwert hat dieser Sport aktuell und wie hat sich seine Bedeutung im Lauf der Zeit verändert?

Gasselsberger: Das Laufen hat seit Jahrzehnten einen unglaublich hohen Stellenwert. Ich hab begonnen, als ein Freund von mir die Aufnahmeprüfung für das Sport-Studium machen wollte. Er hat mich gebeten, mitzutrainieren. Und da hab ich zum ersten Mal gemerkt, wie gut mir das tut. Und mittlerweile habe ich, egal, wo ich bin, immer die Laufschuhe dabei. Wenn man will, geht das immer. Und so lange ich laufe und bei Laufbewerben teilnehme, werde ich auch diesen Job bei der Oberbank machen. Auch, wenn das manche jetzt vielleicht als Drohung auffassen.

Peter Filzmaier: Ich kann bestätigen, dass Laufen von Jedermann und Jederfrau und überall gemacht werden kann. Ich persönlich bin aber letztlich durch einen Unglücksfall zum Laufen gekommen. Ich hatte einen Skiunfall, beide Ellbogen waren lädiert und Sportarten wie Tennis waren einfach nicht mehr möglich. Aber ich bin so eingestiegen, dass ich mir eingebildet habe, einen Marathon laufen zu müssen. Das hab ich zweimal gemacht, reden wir bitte nicht über die Zeit. Erst danach habe ich wirklich systematisch laufen gelernt. Mich fasziniert nach wie vor das Gedankenordnen. Der hohe Stellenwert des Laufens hat sich für mich nie verändert.

Peter Filzmaier ist bekannt dafür, komplexe Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen und sie so allgemein sehr verständlich zu machen. Wie würde er die Faszination des Laufens einem No-Sports-Fundi in wenigen Sätzen näherbringen?

Filzmaier: Ganz klar, da gibt es drei Punkte: Fast jeder und jede, schwere orthopädische Schäden ausgenommen, kann es. Ob Stadtrunde oder eine um den See, man kann es wirklich überall machen, und es ist mit jeder Berufs- oder Familiensituation vereinbar. Und es ist wunderbar zum Ordnen der Gedanken. Da sprech ich natürlich nicht vom Intervalltraining. Da denkt man dann eher an die Atmung.

Der Linz-Marathon feiert seinen Zwanziger. Nicht nur die Oberbank als Sponsor, sondern auch Franz Gasselsberger war als aktiver Teilnehmer stets ein verlässlicher Tempomacher. Was sind Ihre persönlichen Top-3-Momente des Linz-Marathons?

Gasselsberger: Naja, definitiv das erste Mal vor 20 Jahren, die Premiere des Linz-Marathons. Ein kalter Frühlingstag, an den ich mich gerne erinnere. Der zweite große Moment war sicher meine beste Zeit. Damals noch etwas jugendlicher, eine Zeit unter 1:34 für den Halbmarathon. Und dann nach den Jahren meiner Verletzungen, als ich wirklich alles unternommen habe, um wieder laufen zu können. Als mir alle schon geraten haben, aufzuhören. Aber ich habe nicht aufgegeben, und es war eine große Freude, ohne Schmerzen und in passabler Zeit wieder einen Halbmarathon zu laufen.

Von Franz Gasselsberger weiß man, dass er sich stets sehr ernsthaft auf seinen Lauf in Linz vorbereitet. Wie ist das bei Peter Filzmaier in seiner Funktion als TV-Experte?

Filzmaier: Da gibt es zwischen Politik-Kommentaren und Linz-Marathon-Kommentieren im Grunde gar keinen Unterschied. Vorbereitung ist alles. Und das heißt auch, sich auf Dinge vorzubereiten, die in der Übertragung im Grunde eh keiner so genau wissen will. Vor dem Linz-Marathon bin ich tagelang beschäftigt, Bestzeiten und Rennläufe zu analysieren. Auch mögliche Leistungspotenziale schau ich mir an.

Was unterscheidet Politiker oder Manager, die regelmäßig laufen, von ihren nicht-sportlichen Kollegen?

Filzmaier: Es gibt sicher auch Nichtläufer als gute Manager, so fair muss man sein. Aber besser sind natürlich dann doch die Läufer. Weil: Ich brauche Ziele und eine langfristige strategische Planung. Da hilft Sport generell und im Speziellen das Laufen. Mit Hauruckaktionen komme ich nicht weiter. Auch ein Manager kann sich nicht auf sein Talent verlassen.

Gasselsberger: Ich glaube, dass man mit regelmäßigem Lauftraining etwas ausgeglichener ist, und die Zielorientierung ist ohnehin essenziell. Achtzig Prozent sind Vorbereitung, zwanzig Prozent Umsetzung. Und wer sich nicht ordentlich vorbereitet, kann sich am Wettkampftag keine Wunder erwarten. Und auch im beruflichen Alltag merkst du sofort, wenn jemand nicht ordentlich vorbereitet ist, wenn er glaubt, er kann das jetzt alles aus dem Stand. Man bereitet sich auch auf Dinge vor, die dann eh nicht kommen. Das ermöglicht erst die Spontaneität und die Kreativität. Das ist dann vielleicht auch das, was jenen fehlt, die nicht regelmäßig Sport betreiben.

Filzmaier: Ein kleines Beispiel zur Vorbereitung vielleicht: Würde ich Eliud Kipchoge zwingen, er dürfte nur einmal in der Woche trainieren, dann hätte ich zu meiner besten Zeit vielleicht eine kleine Chance gegen ihn gehabt. Und so können sich auch Manager nicht leisten, zu sagen: Ich brauche mich nicht vorbereiten.

Gasselsberger: Und ganz wichtig ist, bei der Vorbereitung auch eine Freude zu haben. Und Ruhephasen. Sowohl bei der Arbeit als auch im Laufsport.

Filzmaier: Da kann ich nur zustimmen. Wer täglich Intervalltraining macht, ist kein guter Trainierer, sondern ein Idiot.

Welcher sportlichen Leistung gilt Ihre größte Bewunderung?

Gasselsberger: Ich bin ein großer Fan der Leichtathletik. Olympische Spiele, eine Welt- oder eine Europameisterschaft oder ein ordentliches Meeting, das ist ganz etwas Besonderes. Die Leichtathleten sind leider oft im Schatten anderer Sportler, aber was sie leisten, dafür haben sie meine ganz große Bewunderung.

Filzmaier: Jenseits der Leichtathletik ist es Michael Jordan und wie er Basketball spielt. In der Leichtathletik sind es die 400-Meter-Hürden, die mich immer wieder faszinieren. Und der Weltrekord von Daniel Komen über 3000 Meter. Der ist aus dem Jahr 1997 und so gut, dass mittlerweile gar nicht mehr versucht wird, ihn zu übertreffen.

Zeichnen sich auf Ihrem Planungshorizont sportliche Ziele ab, wenn ja, welche?

Gasselsberger: Mein Sportjahr ist immer zweigeteilt. Ab Spätsommer bis zum Marathon, der ja üblicherweise im Frühjahr ist, ordne ich alles der Veranstaltung unter. Dann sind es die Berge. Für kommendes Jahr habe ich wieder etwas in den Alpen im Sinn.

Filzmaier: Meine Ziele sind viel bescheidener. Nach einer schweren Krankheit 2018 möchte ich einfach wieder regelmäßig laufen gehen. Und am besten ist es, wenn ich dabei nicht immer den Kilometerstand auf der Uhr anschaue.

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Autor
Gabriel Egger
Redakteur Oberösterreich
Gabriel Egger
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