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Otto Pensl: Drei Marathons für einen Sieg

Von Von Walter Höfer, 09. April 2010, 00:04 Uhr
Otto Pensl

Die Geschichte des Marathons ist voller origineller Geschichten. Eine besonders bemerkenswerte verdanken wir dem Steyrer Otto Pensl. Bei seinem Rekordsieg anno 1925 war es nämlich mit einem Marathon bei Weitem nicht getan.

Der damals 30-jährige Sportler wurde am 27. September 1925 in Wien der erste oberösterreichische Staatsmeister. Und sozusagen als Draufgabe durchbrach er nach 42,195 Kilometern mit dem österreichischem Rekord von 2:59:21 als Erster die Drei-Stunden-Grenze. Die ebenfalls in Wien markierte alte nationale Bestmarke von Josef Franz (1924) verbesserte er gleich um rund 22 Minuten.

Streckenlänge und Zeit sind die Eckdaten dieses bemerkenswerten Ereignisses, die Begleitumstände machen es aber erst zu einer fast unglaublich klingenden Geschichte:

Pensl erbrachte nämlich für diesen Sieg gleich drei Marathonleistungen. Er schwang sich nämlich in Steyr aufs Fahrrad, fuhr rund 200 Kilometer nach Wien, spulte dort weitere 42 km per pedes ab und radelte anschließend wieder die 200 Kilometer nach Hause. Womit er eine Gesamtdistanz von fast 450 Kilometern bewältigte, die man heutzutage aus dem „Ironman“-Bereich der durchtrainierten Triathleten kennt.

Nicht genug damit, hatte er die Stahleinlagen für seine Laufschuhe vergessen. Er behalf sich, indem er die Sohlen mit Eisen beschlug. Auf der Strecke bohrten sich die etwas zu langen Nägel aber ins Fleisch. Pensl war halt Mechaniker – und kein Schuster. Die Bilder links zeigen Pensl bei der Wende des Laufes und bei der Siegerehrung.

Ein Jahr zuvor (1924) hatte der schnelle Otto seine erste Anekdote zum Schmunzeln geliefert. Damals bestritt er den ersten Marathonlauf. Unroutiniert, wie er nun einmal war, übernahm er sofort die Führung, musste aber seinem zu hohen Anfangstempo Tribut zollen. Knapp nach der Rennhälfte legte er sich erschöpft in eine Wiese und schlief ein. Einige Konkurrenten überholten den „Penner“, der nach fast 20 Minuten aufwachte, weiterlief und nach 3:46:23 Stunden noch auf Rang 4 die Ziellinie überquerte. Zur Zeit ist anzumerken, dass die Strecke, wie sich später herausstellen sollte, um vier Kilometer zu lang war ...

Wer aus eigener Erfahrung weiß, wie sehr man gerade beim ersten Marathon an seine Grenzen gehen muss, um ihn zu schaffen, ist für solche „Einlagen“ natürlich dankbar, denn der Sport soll gerade für die Volksläufer(innen), die sich übermorgen wieder beim OMV Linz-Marathon beweisen wollen, auch Spaß machen.

So unterhaltsam die Anekdoten aus Otto Pensls Sportlerlaufbahn auch sind – das wahre Leben des Mannes verlief als eine Tragödie. Der Spitzensportler und Marathonmeister, dem schon während des Ersten Weltkrieges die Rechte der Arbeiter oberstes Anliegen waren, trat der KPÖ bei und wurde 1934 in die Februarkämpfe in Steyr verwickelt. In der Zeit des Dollfuß-Regimes leistete er illegale Arbeit für seine Ziele.

Unter den Austro-Faschisten schon ausgegrenzt, geriet Pensl auch ins Visier der Nationalsozialisten, die 1938 in Österreich an die Macht gekommen waren. Er wurde zweimal von der Gestapo verhaftet, weigerte sich aber beharrlich, seine Mitkämpfer im Untergrund preiszugeben. Sein oberstes Ziel als Widerstandskämpfer blieb die Befreiung Österreichs von der NS-Diktatur.

Doch er durfte die Verwirklichung seines Traumes nicht mehr erleben. Am 3. Mai 1945, nur wenige Tage vor dem Zusammenbruch der Nazi-Herrschaft in Deutschland und der „Ostmark“, wurde er mit weiteren Mitstreitern auf besonderen Befehl des Gauleiters von „Oberdonau“, August Eigruber, im Konzentrationslager Mauthausen hingerichtet.

Otto Pensl (1895–1945)
Der begeisterte, in Linz geborene Allroundsportler war Mitglied des Arbeiterturnvereines „Vorwärts“ Steyr. Nach ihm ist eine Straße in Steyr-Münichholz benannt.

Textquelle und Fotos: Kurt Brunbauer/Helmut Ploberger: „ Leichtathletik. Bilderbogen“. Eigenverlag

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