"Uns laufen die Kolleginnen davon": Pädagogen drohen mit Streiks

LINZ. „Verwundert und irritiert“ reagieren Volkspartei und Gemeindebund auf die Drohungen der Gewerkschaft.
Seit Donnerstag sind die Bezirksversammlungen beendet. Mehr als 750 Pädagoginnen waren dem Aufruf der Gewerkschaften GPA und younion gefolgt, diskutierten über Verbesserungsbedarf in den Kindergärten und übten heftige Kritik am Maßnahmenpaket des Landes. Sechs Millionen Euro sollen die Arbeitsbedingungen in den Kindergärten verbessern, doch das Pakt seien "bloß Überschriften", gehe an einer tatsächlichen Lösung weit vorbei, kritisiert Wolfgang Gerstmayer, Geschäftsführer der GPA. Bis 31. Oktober gibt er dem Land Zeit, um "zufriedenstellende Maßnahmen" zu liefern. Sonst wird gestreikt, die Einrichtungen bleiben geschlossen, das Personal geht auf die Straße. Denn "das Land nimmt uns nicht ernst", sagt Mario Kalod, younion-Landessekretär.
"Aufbewahrungsstätten"
Das Maßnahmenpaket von Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander ist die Folge von Gesprächen mit Städte- und Gemeindebund, den Gewerkschaften und Kindergartenpädagoginnen. Doch es gehe zu wenig weit, werfen die Gewerkschaften jetzt ein. Sie waren "intensiv in die Verhandlungen zum Kinderbetreuungspaket eingebunden", sagt ÖVP-Klubobmann Christian Dörfel. Ihn verwundere die "Position der Konfrontation" der Gewerkschaft. "Es dient nicht der Sache, wenn gerade Gewerkschaften permanent wichtige Berufsbilder schlechtreden und so das Image ganzer Berufsgruppen beschädigt wird."
Von der Streikdrohung „irritiert“ zeigt sich Gemeindebund-Präsident Christian Mader. „Man hätte zumindest mit uns reden können, bevor man Kampfmaßnahmen ankündigt.“
"Uns laufen die Kolleginnen davon", sagt Daniela Gebauer, Betriebsratsvorsitzende von den Kinderfreunden. Die Kinder könnten wegen Zeit- und Personalmangel in den Einrichtungen nicht mehr gebildet werden, "das sind Aufbewahrungsstätten", sagt sie. Nicht nur, dass sich viele Junge trotz Ausbildung gegen eine Arbeit in den Kindereinrichtungen entscheiden, es mangelt auch beim bestehenden Personal. "Viele wechseln in die Privatwirtschaft, weil sie dort einfach mehr verdienen", sagt Silvana Nenad vom Magistrat Linz.
Warnstreiks sind vorbereitet
In anderen Bundesländern hätten die Gespräche mit den Pädagoginnen konkrete Ergebnisse geliefert, sagt Gerstmayer. Salzburg, Kärnten, Niederösterreich und Tirol seien voraus, Oberösterreich hinke hinten nach. Er sehe hier nicht das Versagen einer Partei, sondern der "oberösterreichischen Familienpolitik". "Im Vergleich mit anderen nimmt Oberösterreich viel zu wenig Geld in die Hand."
In anderen Bundesländern würden Pädagogen mehr verdienen und müssten weniger Kinder pro Gruppe betreuen. Das stimme nicht, im Vergleich zur Steiermark, Niederösterreich und Kärnten verdienten Kindergartenpädagogen "in Oberösterreich mehr und haben kleinere Gruppen", sagt Dörfel.
Die Vorbereitungen für die Warnstreiks seien bereits getroffen. Die Maßnahme solle allerdings nicht missverstanden werden, sie richte sich nicht gegen die Dienstgeber, sondern "an die Verantwortlichen in der Landesregierung". Mit Anfang November werden Gruppen geschlossen und Einrichtungen gesperrt werden, sagt Kalod. Die Gewerkschaften würden Beratung für betroffene Eltern anbieten.
Für Neos-Klubobmann Felix Eypeltauer ist die Streikdrohung die Konsequenz des „jahrlangen Versagens der Landesregierung“. Es müsse alles getan werden, um die Streiks zu verhindern, sagt der Grüne Bildungssprecher Reinhard Ammer: „Dieser Hilfeschrei darf nicht überhört und die Warnungen ernst genommen werden." Für die Grünen sei klar gewesen, dass die Maßnahmen des Landes nur ein erster Schritt "auf einem langen Weg" sein können.
Die Ergebnisse der Befragung
Die Gruppengröße und die ungerechte Entlohnung, das sind die Probleme, die den Elementarpädagoginnen am meisten zu schaffen machen, ergab die Befragung der mehr als 750 Versammlungsteilnehmer. Zwar schreibe der Betreuungsschlüssel des Landes vor, dass eine Pädagogin und eine Hilfskraft 23 Kinder zu betreuen haben, doch in der Praxis sei die Zahl der Kinder oft viel höher. Denn es mangelt an Personal. "Uns ist schon klar, dass das Land nicht einfach so Tausende Pädagoginnen herzaubern kann", sagt Kalod. "Aber wir brauchen zumindest eine Perspektive auf Besserung."
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