Tursky ruft zur Wahl seines Ex-Parteikonkurrenten Anzengruber rauf
INNSBRUCK. Der frühere VP-Staatssekretär Florian Tursky will als Stadtrat in Innsbruck bleiben und gibt eine Wahlempfehlung für Johannes Anzengruber ab.
Für Punkt 12 Uhr lud Florian Tursky am Montag kurzfristig zur "persönlichen Erklärung" in die VP-Landesparteizentrale in Innsbruck. Und weil dieser Wortlaut oft Chiffre für einen politischen Rückzug ist, war die Aufmerksamkeit groß.
Es kam anders: Der frühere VP-Digitalisierungsstaatssekretär, der sich erfolglos darum bemüht hatte, für das VP-Bündnis "Neues Innsbruck" den Bürgermeister-Sessel zu erobern, gab bekannt, dass er trotz des "schmerzlichen Ergebnisses in der Innsbrucker Kommunalpolitik bleiben" wolle.
Wie berichtet, erreichte Turskys VP-Liste am Sonntag nur 10,2 Prozent, er selbst kam in der Bürgermeister-Direktwahl mit 10,4 Prozent nur auf Platz fünf. Er werde aber weiter "ganz für Innsbruck da sein", sagte Tursky und erhob Anspruch auf den Stadtratsposten, der seiner Fraktion laut Stadtstatut zusteht.
Für die Bürgermeister-Stichwahl, in der am 28. April Amtsinhaber Georg Willi (Grüne) gegen Johannes Anzengruber (JA) antreten wird, gab Tursky eine klare Empfehlung für Anzengruber ab. "Mit einem alten Bürgermeister kann ein neues Innsbruck nicht möglich sein", sagte Tursky.
Auf die Frage, ob Anzengruber für das VP-Bündnis der bessere Kandidat gewesen wäre, wollte Tursky nicht eingehen: "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Vergangenheitsbewältigung", sagte er. "Es hat sich eben so entwickelt."
Willi: Chancen "fifty-fifty"
Tursky war der Grund, warum sich der damalige VP-Vizebürgermeister Anzengruber im Vorjahr mit der ÖVP überworfen hatte. Anzengruber war massiv darüber verärgert, dass ihm Tursky als Spitzenkandidat und VP-Stadtparteichef vor die Nase gesetzt wurde, gründete seine eigene Liste JA und wurde daraufhin von der ÖVP ausgeschlossen.
Eine Wahlempfehlung für Anzengruber kam am Montag auch vom Tiroler VP-Wirtschaftsbund.
Die beiden Stichwahlkonkurrenten selbst – Willi und Anzengruber – sehen unterdessen alles offen für die Stichwahl. Willi schätzte seine Chancen auf eine Wiederwahl gestern "fifty-fifty" ein und attestierte Anzengruber, er sei jedenfalls ein "schwierigerer Gegner", als es FP-Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger gewesen wäre.
Vorerst keine FP-Empfehlung
Lassenberger gab vorerst keine Wahlempfehlung ab. Dazu müsse sich Anzengruber zuerst „deklarieren“ und einer allfälligen Mitte-links-Koalition von Grünen, SPÖ und Liste Anzengruber abschwören.
Präferenzen für eine solche Koalition zeigte gestern Grünen-Chef Willi. Immerhin käme diese Konstellation im Innsbrucker Gemeinderat auf eine Mehrheit von 22 von 40 Mandaten und würde fünf von sieben Stadtsenatsmitgliedern stellen. Entscheiden werden soll die Koalitionsfrage aber erst nach der Stichwahl, sagte Willi. Darin ist er einig mit Anzengruber, der sich gestern in Koalitionsfragen gar nicht in die Karten schauen ließ und nur sagte: „Wir werden mit jedem reden, der konstruktiv für die Sache einsteht und für die Innsbrucker arbeiten will.“
Der Fall Innsbruck beweist einmal mehr:
Die ÖVP hat jede Bodenhaftung verloren.
Die ÖVP hat jedes Gespür für die Menschen im Land ad acta gelegt.
Die Türkisen, (oder sinds jetzt wieder Schwarze, oder sinds jetzt wie in Innsbruck Orange?) werden in diesem Jahr einen beispiellosen Absturz erleben.
Die Wahlempfehlung Herrn Turskys wird eher kein politisches Erdbeben auslösen.
T. sollte zum desaströsen Ergebnis stehen und Stellung beziehen, statt mündigen Bürgern grössenvermessen Wahlempfehlungen zu erteilen.
Wer derart sich politisch verschätzt hat, sich völlig übernommen hat und abgestraft wurde, ist unglaubwürdig.
Statt mit Rückgrat einen Rückzug aus der Politik zu nehmen, werden gleich einmal beinahe präpotent Forderungen gestellt.
Wo war denn hier der nicht gewählte BK zu hören?
"Wo war denn hier der nicht gewählte BK zu hören?"
So sehr ich dem Rest zustimme.
Nehammer wurde genauso gewählt, wie jeder andere (mit Ausnahme von Kurt Schuschnigg) Bundeskanzler der Republik Österreich auch: vom Nationalrat
Natscho
Das ist natürlich Nonsens, was Sie hier schreiben.
Der Bundeskanzler wird in Österreich nicht gewählt, auch nicht vom Nationalrat.
Der Bundeskanzler in Österreich wird vom Bundespräsidenten ernannt.
Erstaunlich, diese gravierenden Wissenslücken in den Reihen der Grünen und Grünaffinen.
Da wird extra ein Bundesregierungsmitglied abberufen, um den Bürgermeistersessel in Innsbruck wieder für die ÖVP zu erobern. Natürlich nicht als ÖVP sondern als "Tirol-übliche" Täusch- und Tarnliste. Dann erleidet der nämliche Herr Extrem-Schiffbruch. Und dann biedert er sich sofort dem Ex-ÖVP-Rebellen an, den er eigentlich verhindern sollte? Man kann der ÖVP ja alles attestieren. Nur ganz sicher kein Rückgrat.
CedricEroll
super auf den Punkt gebracht!