Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Kurz-Prozess: Russe überraschte mit Details zu eidesstättiger Erklärung

Von nachrichten.at/apa, 31. Jänner 2024, 16:40 Uhr
Schmid und Kurz: Ein Wiedersehen vor Gericht
Ex-Kanzler Sebastian Kurz Bild: APA/HELMUT FOHRINGER

WIEN. Zu einer überraschenden Entwicklung ist es im Prozess gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wegen Falschaussage im Ibiza-Untersuchungsausschuss am Mittwoch gekommen.

Jener russische Geschäftsmann, der ein Bewerbungsgespräch mit dem einstigen ÖBAG-Vorstand Thomas Schmid geführt haben soll, berichtete als von der Verteidigung beantragter Zeuge, dass seine eidesstättige Erklärung von Kurz' Anwalt mitverfasst worden sei. Der Geschäftspartner des Mannes war kurzfristig erkrankt.

Der russische Geschäftsmann Valery Afinogenov wurde am Nachmittag aus der österreichischen Botschaft in Moskau per Video zugeschaltet. Schmid soll ihm und seinen Partner gegenüber über "enormen Druck" der WKStA auf ihn geklagt haben. Von ihnen gibt es auch eidesstättige Erklärungen dazu. Kurz' Verteidigung erhofft sich durch die Befragung, Schmids mögliche künftige Rolle als Kronzeuge in der ÖVP-Umfragecausa weiter infrage stellen zu können.

Russischer Zeuge: Schmid sollte für Großprojekt in Georgien gewonnen werden

Man habe Schmid als CEO für ein nicht näher definiertes Großprojekt in Georgien gewinnen wollen, erzählte der Zeuge dem Richter. Das Treffen habe im August in Amsterdam stattgefunden. Dass Schmid weder Georgisch noch Russisch spreche, sei dabei nicht wichtig gewesen. Ebenso wenig, dass der Ex-ÖBAG-Vorstand keine Erfahrung im Ölgeschäft habe. Seinem Lebenslauf nach sei er sehr gut geeignet gewesen.

Schmids Daten habe er von einem Kontakt in London bekommen, so der Zeuge. Dieser sei ein hoher Manager mit guten Kontakten in Europa gewesen, begründete der Geschäftsmann das Interesse. Insgesamt habe es zwei Treffen in Amsterdam gegeben, eines zu zweit, beim nächsten sei ein Freund und Geschäftspartner Afinogenovs, Aleko A., dabei gewesen. Von den gegen Schmid anhängigen Gerichtsverfahren habe man aus dem Internet erfahren, schilderte der Zeuge.

Kurz' Angaben widersprechen jenen Schmids

Bei dem Gespräch habe Schmid erzählt, dass er zur Gruppe rund um Kurz gehört habe. Außerdem habe er erwähnt, dass er von seinen Freunden sehr enttäuscht sei, die ihn für alles Schlechte verantwortlich gemacht hätten. Er habe daher beschlossen, mit der WKStA zusammenzuarbeiten, um möglichst unbeschädigt aus der Sache rauszukommen. Und: Es sei sehr starker Druck von der Staatsanwaltschaft ausgeübt worden, Schmid habe den Eindruck gemacht, eventuell nicht die Wahrheit sagen zu wollen.

Dass Schmid bereit wäre, gegen sein einstiges "Team" vorzugehen, sei auch der Grund gewesen, warum man sich in nur wenigen Tagen gegen ihn entschieden habe, erzählte Afinogenov weiter. Die Absage sei per SMS erfolgt. Dass der Zeuge Monate nach dem Treffen die eidesstättige Erklärung abgegeben habe, sei auf Wunsch der Verteidigung Kurz' geschehen, die von einem Geschäftspartner des Zeugen von dem Inhalt des Bewerbungsgespräch erfahren haben soll. Geld dafür habe es "natürlich nicht" gegeben.

Das Gericht wie auch die WKStA wollten von Afinogenov außerdem wissen, warum die beiden in Englisch gehaltenen eidesstättigen Erklärungen einander formal so sehr ähnelten. Er habe diese gemeinsam mit einem Anwalt verfasst, gab der Zeuge an. Die Frage, ob es sich dabei um Kurz' Verteidiger, Otto Dietrich, handelte, bejahte der Zeuge. Woher der Anwalt das E-Mail über die Absage an Schmid an einen Geschäftspartner kannte, konnte der Zeuge nicht beantworten.

Am Vormittag war Günther Helm, einstiger Chef des Diskonters Hofer und später im Aufsichtsrat der ÖBAG befragt worden. Auch er wurde zu seiner Bestellung in diese Funktion befragt. Kurz und seinem einstigen Kabinettschef Bernhard Bonelli wird von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vorgeworfen, des damaligen Kanzlers Rolle bei den Postenbesetzungen kleingeredet zu haben. Die Angaben von Kurz widersprechen jenen Schmids.

"Ich schätze sehr, was er gemacht hat für Österreich"

Kurz selbst habe er über seinen guten Freund, den späteren Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), kennengelernt, berichtete Helm, "best buddies" sei man aber nicht. "Ich schätze sehr, was er gemacht hat für Österreich", betonte der Zeuge allerdings, der für seine Befragung aus Saudi-Arabien angereist war. Blümel sei es auch gewesen, der Helm gefragt habe, ob er ins Nominierungskomitee wolle, welches die Aufsichtsräte für Beteiligungen nominierte.

Zur Bestellung von Thomas Schmid zum ÖBAG-Vorstand betonte der Zeuge, es habe keine Zurufe von außen gegeben. Personalberater hätten anonyme Profile vorgelegt, Schmids Konzept sei das beste gewesen. Dass Schmid den Posten angestrebt hat, sei ihm zunächst nicht so bewusst gewesen, Schmid sei aber sehr ehrgeizig gewesen. Auch Chats mit dem Unternehmer Siegfried Wolf wurden Helm vorgelegt, den sich Kurz eigentlich als Vorsitzenden für die ÖBAG gewünscht hatte.

Kurz beklagte sich über Länge des Verfahrens

Wie schon öfter während des Prozesses nutzte Kurz die Medienaufmerksamkeit, um während der Mittagspause ein Resümee zu ziehen und erwartungsgemäß seine Unschuld zu beteuern. Alle relevanten Aufsichtsräte hätten ausgesagt, nicht von ihm beeinflusst worden zu sein, betonte er. Wenn, dann hätte das mittels Telepathie geschehen müssen. Zudem beklagte sich Kurz über die Länge des Verfahrens.

Abgewiesen wurde von Richter Michael Radasztics ein Antrag der Verteidigung, wonach Chats von Schmid - entweder alle oder zumindest jene, die von der Hausdurchsuchung nicht umfasst waren - aus dem Akt genommen werden sollen.

Der Mittwoch hätte eigentlich der letzte Tag im Kurz-Prozess sein sollen, an dem Zeugen befragt werden. Nun soll der erkrankte Geschäftspartner des bereits befragten Russen am 23. Februar aussagen, der eigentlich als letzter Verhandlungstag vorgesehen ist. Auch Schmid will die WKStA noch einmal kurz ergänzend hören, eventuell via Video. Möglicherweise könnte an diesem Tag auch ein Urteil gesprochen werden.

mehr aus Innenpolitik

Gemeindebund: Maximal 700-m²-Parzellen für Einfamilienhäuser

FPÖ möchte in Regierungsverantwortung Inserate "zurückfahren"

SPÖ-FPÖ-Ausschuss: Kickl kommt doch nicht

1. Mai: Babler warnte vor "verrückter" Arbeitszeitverlängerung

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

22  Kommentare
22  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
nichtschonwieder (8.624 Kommentare)
am 08.02.2024 19:02

Viel Lärm um Nichts.
Wie fast immer bei diesen dubiosen U- Ausschüssen.

lädt ...
melden
1949wien (4.153 Kommentare)
am 03.02.2024 13:44

...hoffentlich ist der Prozess bald beendet. Es ist eine Zumutung für die Bevölkerung, wenn man Kurz und seine ehemalige Gefolgschaft täglich blöd grinsend in den Medien zu Gesicht bekommt.
Diese unfähigen Typen gehören zu einer ordentlichen Strafe verdonnert und auf Lebzeiten von jeder politischen Arbeit ausgeschlossen.

lädt ...
melden
rprader (310 Kommentare)
am 01.02.2024 10:22

https://www.martinthuer.at/2023/12/erklaerungs-versuch/

lädt ...
melden
handycaps (2.157 Kommentare)
am 01.02.2024 14:35

….. und so einer war mal Bundeskanzler!

lädt ...
melden
tim29tim (3.253 Kommentare)
am 01.02.2024 09:21

Hat der einzige Zeuge der Anklage unter Druck ausgesagt?

"Mister Schmid told us that he was under tremendous pressure from the side of the prosecutors. He decided to be on the side of the prosecutors, to make everything to make the prosecutors happy with him. This was the point."

lädt ...
melden
tim29tim (3.253 Kommentare)
am 01.02.2024 07:48

Wurde auf den einzigen Zeugen der Anklage Druck ausgeübt?

"Mister Schmid told us that he was under tremendous pressure from the side of the prosecutors. He decided to be on the side of the prosecutors, to make everything to make the prosecutors happy with him. This was the point."

lädt ...
melden
tim29tim (3.253 Kommentare)
am 31.01.2024 21:12

Nun ist das Offensichtliche bestätigt:
"Schmid wollte die Staatsanwaltschaft glücklich machen mit seiner Aussage, auch wenn das nicht der Wahrheit entsprechend würde", gab der Zeuge zu Protokoll.

Damit ist die Aussage von Schmidt endgültig erledigt und man fragt sich, was dieser ganze „Prozess“ noch bringen soll…

lädt ...
melden
rprader (310 Kommentare)
am 01.02.2024 12:03

Seit wann ist der befragte Russe ein Richter, der den Prozess beenden kann?

lädt ...
melden
handycaps (2.157 Kommentare)
am 31.01.2024 15:45

Die Justiz lässt sich sicher nicht ungestraft verarschen!

lädt ...
melden
Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 31.01.2024 19:02

Es gab schon einen Prozess, wo ein Richter die WKStA wegen der Einseitigkeit der Beweisführung gerügt hatte. Mehr Konsequenzen wird es auch da nicht geben.

lädt ...
melden
ArtemisDiana (2.065 Kommentare)
am 31.01.2024 14:48

Interessant wäre in diesem Fall, wie die Anwälte von Kurz von dem Treffen in Amsterdam erfahren haben und vor allem vom Inhalt (Beschwerde über angeblichen Druck von der WkStA auf Schmidt).

lädt ...
melden
LASimon (11.352 Kommentare)
am 31.01.2024 16:54

Von einem Geschäftspartner von Afinogenov sollen die Verteidiger von dem Treffen erfahren haben.

lädt ...
melden
LASimon (11.352 Kommentare)
am 31.01.2024 16:59

Dass ein guter Staatsanwalt / eine gute Staatsanwältin einen wichtigen Zeugen, aus dem auch ein Beschuldigter werden kann, nicht nach dem Wetter oder der Verdauung fragen, sondern hartnäckig und insistierend bei ihren Fragen sind, versteht sich doch von selbst. Dass so eine Vorgangsweise für den Befragten nicht angenehm ist und auch als Druck empfunden werden kann, ist nicht so ungewöhnlich.
Jedenfalls scheint Schmid bei den Job-Interviews nur ganz allgemein von Druck der Staatsanwaltschaft auf ihn gesprochen zu haben, nicht von Druck zu parteiischen Aussagen.

lädt ...
melden
Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 31.01.2024 19:03

Interessant, aber nicht relevant für das Verfahren.

lädt ...
melden
StefanieSuper (5.177 Kommentare)
am 31.01.2024 10:16

Russen tun angeblich vieles wenn die Kassa stimmt. Aber unsere Politiker Kurz und Co. haben es zu verantworten, dass unser Land nun von Putin und Co und dessen Gas abhängig ist. Eine Demokratie lässt sich in die Abhängigkeit eines Despoten treiben, dessen Staatsbürger nicht einmal das Wort Krieg in den Mund nehmen dürfen. Armselig!!

lädt ...
melden
Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 31.01.2024 12:38

Hetze und Vorurteile?

Glücklicherweise entscheiden sachliche Richter und keine SPÖ-Parteiposter im Prozess.

lädt ...
melden
Maxi-milian (679 Kommentare)
am 31.01.2024 10:07

Zeugen aus Russland als Unterstützer von Kurz? Irgendwie ist das wie mit dem Freund aus Asien, der bei einer hohen Geschwindigkeitsübertretung „meinen“ Sportwagen gefahren hat.

lädt ...
melden
Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 31.01.2024 10:11

Es ist eigenartig, dass sich einige über Geschäftspartner wundern, die im Ausland sitzen.
Das ist weniger skurril (wie es die OÖN formulieren) als mehr kleinkariert.

Zudem sind es nicht Kontakte von Kurz, sondern von Schmid.

lädt ...
melden
a_nungsvoll (1.238 Kommentare)
am 31.01.2024 15:17

Es sind definitiv die Kontakte von Kurz, denn der hat sie als Zeugen nominiert!

Für mich riecht das stark nach bestellt - ob der Richter die Räuberpistole glaubt?
Die Liveticker kann ja jeder nachlesen ...

lädt ...
melden
Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 31.01.2024 19:05

Genau, jetzt werden diese Kontakte dem Kurz auch noch zugeschrieben.

Ähnlich wie man ihm die Jobs und Verantwortlichkeiten des SPÖ-Gusenbauer bei der Signa jahrelang anzulasten versuchte.

lädt ...
melden
a_nungsvoll (1.238 Kommentare)
am 03.02.2024 17:52

Wenn es nicht Kontakte von Kurz sind, wie könnte er sie dann überhaupt für den Prozess überhaupt nominiert haben?
Ihre krampfhafte Verteidigung des Benders Kurz ist ziemlich peinlich.

lädt ...
melden
Gugelbua (31.961 Kommentare)
am 31.01.2024 09:53

welche Schriftsteller denken sich immer die Kuriosen Wendungen aus❔😉

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen