Apotheken sollen künftig länger offen halten dürfen
WIEN. Reform soll Apotheken auch mehr Kompetenzen wie Blutdruck- und Blutzuckermessen einräumen
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat seinen Entwurf für die Reform des Apothekengesetzes in Begutachtung geschickt. Ein zentraler Punkt darin: Ab Anfang 2024 können die österreichweit 1400 Apotheken länger offen halten, werktags zwischen 6.00 Uhr und 21.00 Uhr und samstags zwischen 6.00 Uhr und 18.00 Uhr. Die zulässige Gesamtöffnungszeit wird von 48 auf maximal 72 Stunden pro Woche angehoben.
Außerdem sollen Apotheken künftig einfache Gesundheitstests wie Blutdruck- oder Blutzuckermessungen, aber auch Analysen von Harnproben oder weiteren körpereigenen Stoffen durchführen. Und Apotheken sollen Medikationsanalysen für Patienten anbieten können, um mögliche Wechselwirkungen aufzuzeigen.
- Mehr lesen: So wird die Hausapotheke krisenfit
- Große Gesundheitsreform: "Wird nicht funktionieren"
Mehr Filialen
Zudem können Apotheken künftig auch als Abgabestellen mit einem eingeschränkten Angebot und Öffnungszeiten betrieben werden, wenn es in ihrem Versorgungsgebiet Ortschaften ohne eigene Apotheke oder ärztliche Hausapotheke gibt. Die Zahl der möglichen Filialapotheken wird zudem von einer auf maximal drei erweitert.
Für Rauch ist die Erweiterung der Kompetenzen und der Öffnungszeiten "ein logischer Schritt und ein großer Gewinn für die wohnortnahe Versorgung, gerade am Land". Bereits in der Pandemie "haben wir gesehen, was die leisten: Die Apotheken haben in kürzester Zeit ein landesweites Netz für Testungen aufgebaut."
Neos-Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler lobte die Ausweitung der Kompetenzen für Apotheken. Was fehle, sei aber "das Impfen in der Apotheke", das sei eine langjährige Forderung ihrer Partei.
Kritik kam aus der Ärzteschaft. "Anstatt die wohnortnahe, ärztliche Versorgung tatsächlich zu stärken, soll also nun vieles an die Apotheken ausgelagert werden", sagte Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart. Die Ausweitung der Öffnungszeiten sei hingegen ein "Schritt in Richtung besserer Serviceleistungen".
"Lippenbekenntnis"
"Irritiert", dass man bei der Reform nicht eingebunden worden sei, gab sich Edgar Wutscher, der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Für ihn ist Entlastung nur über den Ausbau des niedergelassenen Bereichs möglich, doch dafür gebe es "bis heute offenbar ein bloßes Lippenbekenntnis", sagte Wutscher. Und wie schon oft davor wurde ein Umdenken bei den ärztlichen Hausapotheken gefordert.
Die wenigsten Apotheken - ausser in gewissen Gunstlagen - werden länger aufsperren, weil sie erstens dazu meist zu wenig Personal haben und zweitens sich das für sie finanziell lohnen muss, was oft nicht der Fall sein wird. Was gewisse Dienstleistungen betrifft, wie Blutzuckermessung und Blutdruckmessung, so ist das sicher möglich, nur kann sich das jeder selbst relativ leicht machen und mit niedrigen Kosten.
Alleine in Oberösterreich sind derzeit an die 100 Stellen für Pharmazeuten frei, da wird sich eine Verlängerung der Öffnungszeiten locker stemmen lassen. Und die Zusatzaufgaben werden locker nebenbei erledigt werden.
Ärzte scheinendasRauchse
die Ärztekammer und ihre Mitglieder haben große Bedenken, wenn die nun in den Raum gestellten ärztlichen Dienstleistungen wie Blutdruckmessungen, Blutzuckermessungen etc, von Apothekern und nicht von Ärzten angeboten und durchgeführt werden. Die Kompetenz der Apotheker wird in Frage gestellt.
Umgekehrt hört man aber nichts von der Ärztekammer, daß ein Hausapotheker =
meist kein Doppelstudium von Medizin/Pharmazie aufweisen kann und trotzdem eine Apotheke führt.
wozu, wo es doch einen Medikamenten Mangel gibt
Oje, dann wird der aktive Verkauf von teuren Nahrungsergänzungsmitteln noch mehr angekurbelt. Die Apotheker werden sich über die freundliche Unterstützung von Rauch sehr freuen.
Im Sinne einer besseren und günstigeren Versorgung der Bevölkerung denke ich an Hausapotheken, Internetapotheken oder auch Medikamentenautomaten als Ergänzung zu den Apotheken.
All das müssen wir in der Umsetzung nicht neu erfinden. Andere Länder sind uns da deutlich voraus.
Gesundheitsdienstleistungen in den Apotheken, gut und schön. Wenn ich daran denke, wie voll unsere Apotheke v.a. im Winterhalbjahr ist, wie überfüllt oft, dann frage ich mich schon, warum das sein soll. Da müsste man aber auch mehr Standorte zulassen, und nicht nur Filialen.
Viel wichtiger wäre eine bessere ärztliche Versorgung, wenn man daran denkt, wie viele Hausärzte bereits fehlen und wie Weile erst in wenigen Jahren. Das Ziel muss sein, diese Stellen deutlich attraktiver zu machen.
Dann baut man ein geschütztes Gewerbe wieder mal mehr aus und räumt neue Privilegien ein.
Warum schafft man hier wieder mal nicht den Markt zu liberalisieren?
Der Trend geht eindeutig in Richtung Hausapotheken bei den Ärzten aber hey....
der Trend geht nicht Richtung Hausapotheken, das Gegenteil ist der Fall. Es entstehen immer mehr öffentliche Apotheken, die Zahl der Hausapotheker schrumpft seit Jahren.
Ach dann stimmt das anscheinend nicht das viele Hausärzte am Land sagen, nur mit einer Hausapotheke zahlt sich das noch aus. Dank der Quote von der ÖGK wo nur gewisse Patientenzahlen voll bezahlt werden und dann aliquotiert, braucht man sich nicht wundern.
Man muss aber bei Hausapotheken auch bedenken, dass derjenige, der verschreibt, auch gleichzeitig seine „Produkte“ verkaufen will. Für geschäftstüchtige Ärzte ist eine Hausapotheke ein äußerst lukratives Nebeneinkommen.
Sicher deswegen muss man auch Politikern soviel Gehalt zahlen damit sie keinen Nebenjob machen und Lobby/Korruption zum Opfer fallen, oh wait....
Überall wo die Chance auf Missbrauch herrscht wird es auch missbrauch geben. Mittlerweile gäbe es genügend Möglichkeiten tendenzielle Herstellerliebe von Ärzten zu finden oder gar automatisiert das Generikum vorzuschlagen.
Man muss nur wollen....
Jeder Kassenarzt bekommt monatlich von den Sozialversicherungen eine Aufstellung seiner durch Medikamentenverschreibung verursachten Kosten. Weicht man zu sehr vom Fachgruppenschnitt ab, meldet sich die ÖGK.