Rot-schwarzer Proporz bringt Köpferollen in der Führung des ORF
WIEN. Für den ORF haben die Koalitionsverhandler ein Köpferollen vereinbart – fast die gesamte Führungsriege wird ausgetauscht.
Auch wenn Elmar Oberhauser nun zum Freund der VP mutiert, wird er als ORF-Informationsdirektor in die Wüste geschickt. Josef Pröll nimmt ihm den Wandel vom blau-orangen Saulus zum schwarzen Paulus einfach nicht ab. Oberhauser wird in die Pension abgeschoben. Oberhausers Abschuss ist VP-Bedingung für das Überleben von ORF-General Alexander Wrabetz (SP).
Alle Direktoren abgesetztAuch Programmdirektor Wolfgang Lorenz wird pensioniert. Er hat sich jüngst mit Aussagen über das „Scheiß-Internet“ selbst disqualifiziert. Gezählt sind weiters die Tage der kaufmännischen Direktorin Sissy Mayerhoffer, des von Jörg Haider auf diesen Posten gehievten Hörfunk-Chefs Willy Mitsche und von Online-Direktor Thomas Prantner.
Als Nachfolger für Lorenz ist der VP-nahe niederösterreichische Landesdirektor Norbert Gollinger im Gespräch, als Nachfolger Mayerhoffers sind es Peter Koren, Vizegeneral der Industriellenvereinigung, und Flughafen-Wien-Vorstand Christian Domany – beide sitzen für die VP im Stiftungsrat.
Um den einflussreichen Informationsdirektor ringen die Koalitionsverhandler noch heftig. Wird es ein VP-Mann, hat ORF-Urgestein Roland Adrowitzer beste Chancen. Wird es ein Roter, ist TV-Chefredakteur Karl Amon Favorit. Derjenige, der hier nicht zum Zug kommt, soll den Frühstücksdirektoren-Job von FP-Mann Walter Seledec als zentraler Chefredakteur erhalten.
„Ildefonso-Prinzip“Nach dem „Ildefonsoprinzip rot-schwarz-rot-schwarz“ rittern in Folge zwei Niederösterreicher um den TV-Chefredakteur. Ö3-Info-Chef Stefan Ströbitzer ist Favorit Werner Faymanns. Dieser soll den Sohn des VP-nahen Ex-Chefredakteurs der Niederösterreichischen Nachrichten SP-intern wiederholt in Schutz genommen haben. Er sei ja „eh ganz ein Braver“. Bekommt die VP den Posten, ist der Chefredakteur des Landesstudios Niederösterreich, Richard Grasl, erste Wahl.
Wiens Landeschefin Brigitte Wolf (SP) soll als neue Hörfunkdirektorin auch gleich die nur 23 Mitarbeiter starke Online-Direktion Prantners übernehmen.