Riesenschlappe für Torys bei zwei Nachwahlen
Enorme Stimmenverluste der Regierungspartei signalisieren die Wechselstimmung in Großbritannien.
In der Nacht zum Freitag hat die britische Regierungspartei in Nachwahlen zum Unterhaus zwei ihrer sichersten Sitze an die Labour-Partei verloren. Im Wahlkreis Tamworth büßten die Konservativen 25,7 Prozent und in Mid-Bedfordshire sogar 28,6 Prozent ihrer Stimmen ein. Labour feierte ein "politisches Erdbeben", und Oppositionschef Keir Starmer darf behaupten, dass seine Partei "die politische Landkarte neu zeichnet".
Voraussichtlich Ende 2024 finden in Großbritannien Parlamentswahlen statt. Sollte sich das Ergebnis von Tamworth und Mid-Bedfordshire auf nationaler Ebene wiederholen, droht den Konservativen, wie es Publizist Harry Zeffman ausdrückte, "nicht nur eine Niederlage, sondern die Vernichtung".
Männer sexuell belästigt
Die Nachwahlen wurden notwendig, weil zwei Tory-Abgeordnete ihre Mandate niedergelegt hatten. Chris Pincher musste in Tamworth zurücktreten, nachdem bekannt wurde, dass er zwei Männer im Londoner Carlton Club sexuell belästigt hatte. Ex-Kulturministerin Nadine Dorries legte aus Protest gegen Premierminister Rishi Sunak ihr Mandat in Mid-Bedfordshire nieder: Sie war entrüstet, dass sie nicht geadelt wurde und nicht ins Oberhaus einziehen durfte.
Dorries hatte bei den Parlamentswahlen 2019 ihren Wahlkreis mit dem enormen Vorsprung von 24.664 Stimmen gewonnen. Jetzt liefen die Wähler den Konservativen in Scharen davon und vor allem zu Labour, die den Sitz nun mit einer Mehrheit von 1192 Stimmen hält: Es war der numerisch größte Umschwung in einer Nachwahl zum Unterhaus.
Torys ausgelaugt und zerstritten
Noch emphatischer fiel Labours Sieg in Tamworth aus. Dort erreichte die Arbeiterpartei 22,1 Prozent. Der Grund für diese Riesenschlappe der Torys ist auch die Lebenshaltungskostenkrise und die durch die Inflation bedingte Krise bei den Hypothekenzinsen. Mittelständische Wähler, die vor Jahren, als die Zinsen niedrig waren, erhebliche Hypotheken aufgenommen hatten und jetzt ihre Darlehen kaum noch bedienen können, fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen.
Nach 13 Jahren an der Macht ist die Konservative Partei ausgelaugt und zerstritten. Premier Sunak hat Mühe, seine Fraktion zusammenzuhalten, weil es dort Teilfraktionen gibt von Mitte-rechts-Vertretern, Libertären, Boris-Johnson-Fans und Politikern, die ganz rechtsaußen stehen. Sie alle kochen ihr eigenes Süppchen. Der Wähler hat noch gut in Erinnerung, wie die chaotische Regierungsführung von Boris Johnson und seiner Nachfolgerin Liz Truss das Land an den Rand des Finanzkollaps brachte. Daher herrscht im Königreich eine starke Wechselstimmung.
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Kein Wunder bei der Politik von Sunak.