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Mögliche Szenarien nach Joe Bidens Wahlsieg

Von nachrichten.at/apa/dpa, 15. November 2020, 10:53 Uhr
Donald Trump
Was kann Donald Trump der Wahlniederlage noch entgegensetzen? Bild: Afp

WASHINGTON. Der amtierende US-Präsident wehrt sich gegen seine Niederlage - seine Haltung könnte Teil eines Plans für seine politische Zukunft sein.

Leidet Donald Trump an komplettem Realitätsverlust oder ist er ein politisches Genie, das letztlich alle Kritiker überraschen wird? Die Weigerung des amtierenden US-Präsidenten, seine Wahlniederlage einzugestehen, hält die Vereinigten Staaten weiter in Atem.

Trump will den Sieg des Demokraten Joe Biden mit Klagen und Forderungen nach Neuauszählungen abwenden, obwohl er dabei nur verschwindend geringe Erfolgsaussichten hat. Pessimisten verweisen daher auf andere finstere Szenarien, wie sich Trump an der Macht halten könnte - doch wirklich fürchten muss Biden wohl keines.

EINE FINTE FÜR DIE WIEDERWAHL?

Manche seiner Anhänger und Kritiker erklären Trumps Verhalten mit einer Jahreszahl: 2024. Sie spekulieren, dass er das Weiße Haus am 20. Jänner grollend verlassen wird - aber nur, um sich auf eine erneute Präsidentschaftskandidatur 2024 vorzubereiten. Der Republikaner wäre dann 78 Jahre alt - so alt wie Biden beim Amtsantritt am 20. Jänner kommenden Jahres.

Diese These stützt sich unter anderem darauf, dass Trump derzeit unter dem Vorwand anfallender Prozesskosten heftig um Spenden wirbt. Mit diesen Geldern, die teils in eine neugegründete Struktur fließen, könnte er auch künftige politische Ambitionen finanzieren. Eine erneute Kandidatur 2024 wäre rechtlich möglich, politisch aber höchst ungewöhnlich. So oder so ist klar: Trump bekam bei der Wahl am 3. November mehr als 72 Millionen Stimmen und dürfte daher auch in Zukunft bei den Republikanern eine wichtige Rolle spielen.

DER STAND DES RENNENS

"Friedliche Machtübergänge erfordern politischen Willen. Am Ende müssen die Menschen auf der einen Seite vom Abgrund zurücktreten." Diese Worte schrieb der Historiker Daniel Larsen in einem Beitrag für die "New York Times", wenige Tage bevor die Befürchtung Wirklichkeit wurde und Trump klarmachte, dass er seine Niederlage nicht einzuräumen gedenkt. Doch die Zahlen (im Artikel ganz unten) sind eindeutig: Biden hat sich Prognosen von US-Medien zufolge 306 Stimmen der Wahlleute gesichert. Das sind genauso viele, wie Trump 2016 bekommen hatte - und deutlich mehr als die nötige Mehrheit von 270 Stimmen. Trump hatte vor vier Jahren von einem "Erdrutschsieg" gesprochen. Jetzt kommt er nur auf 232 Wahlleute.

HOFFNUNG AUF DIE GERICHTE

Die von Trump, den Republikanern und konservativen Gruppen nach der Wahl in mehreren US-Staaten angestrengten Klagen blieben bisher weitgehend erfolglos. Dabei geht es unter anderem um angebliche Betrugsvorwürfe, um die Gültigkeit bestimmter Briefwahlstimmen und um eine Verzögerung der Beglaubigung der Ergebnisse. Keine der Klagen dürfte den Ausgang der Wahl in einem US-Staat beeinflussen können, geschweige denn Bidens Wahlsieg insgesamt gefährden. Am Freitag blitzten die Konservativen bei einem Richter im Bundesstaat Michigan ab, genauso erging es ihnen mit mehreren Klagen in Pennsylvania. In einem Verfahren in Arizona machten Trumps Anwälte einen Rückzieher. Eine wichtige Anwaltsfirma in Pennsylvania ging von Bord.

JURISTISCHES "THEATER"

Bidens Team stuft die Klagen als "Theater" ein. Trump wiederum hat mehrfach davon gesprochen, dass die Wahl letztlich vom Obersten Gericht der USA, dem Supreme Court, entschieden werden könnte. Sechs der neun Richter dort gelten als konservativ, drei von ihnen hat Trump selbst nominiert. Unabhängige Juristen halten es aber - auch angesichts von Bidens Vorsprung - für fast unmöglich, dass das Gericht aufgrund einzelner Klagen das Wahlergebnis kippt.

Trumps Republikaner nutzen die laufenden Prozesse, um Bidens Wahlsieg weiterhin als ungesichert darzustellen. Die faktisch abgewählte Regierung verweigert Biden mit Blick auf die Klagen bisher auch die vom Gesetz vorgesehene Unterstützung für eine Amtsübergabe ("transition"). Trump gewinnt durch die Verfahren also Zeit, die er nutzen kann, um seine nächsten Schritte zu planen. Trumps Kritiker werfen ihm vor, mit seiner Taktik das Vertrauen in die Integrität der Wahl und die Demokratie als Ganzes zu untergraben.

NEUAUSZÄHLUNGEN DER STIMMEN

Die von Trump gewünschten Neuauszählungen dürften das Ergebnis nicht grundsätzlich verändern. Im US-Staat Wisconsin liegt Biden mit rund 20.000 Stimmen vor Trump, in Georgia sind es rund 14.000 Stimmen. In der Vergangenheit haben sich Ergebnisse bei Neuauszählungen nur minimal verändert. So wurden bereits vor vier Jahren in Wisconsin alle Stimmen neu gezählt: Dabei vergrößerte Wahlsieger Trump seinen Vorsprung auf die Demokratin Hillary Clinton um 131 Stimmen.

WIE VERHÄLT SICH DAS MILITÄR?

Trump entließ nach der Wahl Verteidigungsminister Mark Esper und weitere Führungskräfte im Pentagon. Das dürfte jedoch mehr mit seinem Wunsch zu tun haben, offene Rechnungen zu begleichen, als mit finsteren Plänen, das Militär zum Machterhalt einzusetzen. Die juristischen Hürden für einen Einsatz des Militärs im Inland sind hoch. Zudem hat die Führung der Streitkräfte erklärt, das Militär werde auch bei einem umstrittenen Wahlausgang nicht aktiv werden.

Das betonte diese Woche nochmals der vor gut einem Jahr von Trump ernannte Generalstabschef Mark Milley. "Wir legen keinen Eid auf einen König oder eine Königin, einen Tyrannen oder einen Diktator ab. Wir legen keinen Eid auf eine Einzelperson ab", sagte Milley. "Wir legen einen Eid auf die Verfassung ab."

DER WEITERE FAHRPLAN

Die US-Staaten sollen ihre Wahl-Endergebnisse bis zum 8. Dezember beglaubigen und nach Washington melden. Am 14. Dezember sollen dann die 538 Wahlleute abstimmen, die den Präsidenten und dessen Vize wählen. Das Ergebnis der Abstimmung wird am 6. Jänner im Kongress verlesen, dann herrscht Rechtssicherheit. Am 20. Jänner wird der neue Präsident in Washington feierlich vereidigt.

UNWAHRSCHEINLICHE KATASTROPHENSZENARIEN

Theoretisch könnte bei der Beglaubigung der Ergebnisse und der Ernennung der Wahlleute in den Bundesstaaten noch etwas schiefgehen. In Pennsylvania und Michigan zum Beispiel hat Biden die Wahl gewonnen, aber die Republikaner kontrollieren dort das lokale Parlament. Die Abgeordneten könnten bei der Beglaubigung der Ergebnisse, zum Beispiel unter dem Vorwand des Wahlbetrugs, Trump zum Wahlsieger erklären. Der in beiden Fällen demokratische Gouverneur müsste das Ergebnis aber noch abzeichnen. Er könnte ein anderes Ergebnis nach Washington schicken - dann wäre Chaos programmiert. Eine ähnlich umstrittene Wahl konnte 1877 nur mit einem politischen Kuhhandel gelöst werden.

So ein Szenario ist nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich: Die republikanischen Abgeordneten müssten sich dafür gegen den Willen der Mehrheit der Wähler in ihrem Bundesstaat stellen, zumal Biden auch landesweit die meisten Stimmen geholt hat. Zudem müsste das Manöver auch noch vor Gericht Bestand haben.

DIE ROLLE DER WAHLLEUTE

Auch beim Abstimmungsverhalten der Wahlleute könnte es noch Überraschungen geben. Sie sollen sich an das Wahlergebnis aus ihren Bundesstaaten halten, mancherorts gibt es dazu Vorschriften und Strafandrohungen, aber nicht überall. Die Wahl könnte also von Überläufern beeinflusst werden. Bidens Vorsprung ist aber inzwischen so groß, dass auch einige Abweichler nichts ausmachen würden. Dem Parlament zufolge gab es in der Geschichte bisher bei neun Wahlen Überläufer. Dadurch wurde aber noch nie das Wahlergebnis verändert.

Falls das Wahlkollegium keinen Präsidenten wählen könnte, fiele diese Rolle dem Repräsentantenhaus zu. Dort würde sich dann alles nach den Delegationen der Bundesstaaten richten - bei denen Trumps Republikaner die Mehrheit haben. Auch ein solches Gedankenspiel gilt angesichts von Bidens Mehrheit als extrem unwahrscheinlich.

Das einzig plausible Szenario klingt so: Biden wird am 20. Jänner vor dem Kapitol vereidigt - und zieht noch am Nachmittag ins Weiße Haus ein.

 

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11  Kommentare
11  Kommentare
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jopc (7.371 Kommentare)
am 16.11.2020 14:26

Abgerechnet wird zum Schluß.
Und Schluß ist noch nicht.

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Nacharbeiter (7.603 Kommentare)
am 15.11.2020 12:56

Sie lasen einen Sachbericht der geschlossenen politmedialen Hassfront. In der Substanz zählt, dass Biden zwar die Wahl gewonnen hat, jedoch die von derselben Hassfront herbeigeschriebene "Abrechnung mit Trump (oder seinem System)" ausgeblieben ist. Trump hat trotz des medialen Trommelfeuers Stimmen gewonnen und im Rep Haus hat seine Partei Sitze dazugewonnen und wird die Mehrheit im Senat wahrscheinllch verteidigen. Die linken Demokraten begehren schon auf. Biden wird kaum was zusammenbringen in Richtung Sozialdemokratisierung der USA. Ob er "open borders" durchsetzen kann? In einer vom Mainstream als sinnlos bezeichneten Debatte mit Trump hat er großspurig verkündet "I am the democratic party". Diese Erkenntnis verdanken wir einem Einwurf von Trump bezüglich der Spaltung innerhalb des Biden/Berni Lagers.

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 15.11.2020 14:18

Wo bist denn du angrennt?

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Nacharbeiter (7.603 Kommentare)
am 15.11.2020 14:57

Sie, Alleswisser, erscheinen mir in Ihrer ignoranzbasierten Argumentationsunfähigkeit ein typisches Mitglied der besagten Hassfront zu sein.

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GinoTerwilliger (1.980 Kommentare)
am 15.11.2020 15:32

1. hat Biden die Wahl mit genau gleich vielen Wahlmännern gewonnen wie 2016 Trump. Was bei Trump zur Aussage "a landslide victory" veranlasst hat.

2. hat Biden wirklich mit 5,5 Mio Stimmen Vorsprung gewonnen, was einen "Landslide" wohl tatsächlich nahe kommt.

3. sprechen wir von Biden, ein Kompromiss, und ein "alter und bleicher" wie gerade du immer schreibst (ich würde eher sagen farbloser). Überleg mal wie Trump gegen wirklich guten Kandidaten ausgschaut hät. Wie chancenlos er 2024 gegen Harris sein wird (wenn er sich den trauen würde).

4. Das die Rep. auch im Senat die Mehrheit behalten und im Rep. Haus gewonnen zeigt doch nur wie stark der Blonde abgelost hat. D.h. doch nur das nicht mal Leute die eigentlich Republikaner sind den Blonden gewählt haben.

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Nacharbeiter (7.603 Kommentare)
am 15.11.2020 15:54

Respekt, Ginoter, Ihre Antwort kommt ohne Beleidigungen aus! Daher antworte ich Ihnen in der Sache. Hauptangriffspunkt des medialen Mainstreams war von Anfang an Trumps Bestreben, die Masseneinwanderung aus dem Süden in gesetzliche Bahnen zu lenken. Jahrzehntelang erfolgte sie ja illegal mit Duldung und Betreiben vieler. Ähnlich werden auch in Europa alle, die die Asyleinwanderung aus dem Orient und aus Afrika abschaffen wollen, von einer geschlossenen Hassfront bekämpft.

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GinoTerwilliger (1.980 Kommentare)
am 15.11.2020 16:03

Nachterl, im Gegensatz zu dir ist "Einwanderung" für die meisten Menschen ein Aspekt von vielen. Gerade in Amerika, wo Einwanderung oft nu nix mit Islam zu tun hat, da komme Christen mit anderer Hautfarbe. D.h. einen wirklich großen Teil ist das komplett hunzibrunzi und viele profitieren auch von den billigen Arbeitskräften.

Es sind nur wenige, alte, weise Männer die kein anderes Thema kennen. So wie Sie & Trump.

Das ist halt dann schwierig wenn die einzige wirkliche Kompetenz die einem abgekauft wird, das Errichten von Mauern ist. Und wenn man sich diese Kompetenz dann weisgottwohin stecken kann weil es keinen mehr interessiert.

Ein ähnliches Schicksal erfahren auch gerade die europäischen RechtsPOPOlisten. Durch Corona verkommt plötzlich deren Kernkompetenz & einziges wirkliches Thema zu einer Randnotiz und die Lepens, Gaulands, Salvinis und Hofers können sich eingraben.

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( Kommentare)
am 15.11.2020 15:34

Zum x-ten mal, es gibt keine hassfront gegen djt, aber als anhänger der freien meinung werden sie es doch verstehen dr. Edgar wenn viele menschen der meinung sind, dass der orange nicht alle latten am zaun hat.

Wohl aber gibt es in gestalt von qanon eine organisierte hassfront gegen biden u. Die dems.

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Hofstadler (1.359 Kommentare)
am 15.11.2020 12:41

Am Weg zum Müllhaufen der Geschichte sammelt dieser Typ Spenden zur Prozessfinanzierung und Wiederwahl 2024.
Nein, dass ist nicht krank, dass ist schlau, krank sindcMenschen, die für diesen Typ spenden💩

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 15.11.2020 14:19

Laut Kleingedrucktem gehen 50% der jetzigen Spenden direkt in die Schuldenabzahlung der vergangenen Wahl.

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( Kommentare)
am 15.11.2020 12:07

Trump ohne Anstand ohne Intelligenz ohne Charakter ohne Moral ohne ohne ohne

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