Häftlingsaustausch macht Weg für Waffenruhe frei
KIEW/MOSKAU. In den Ukraine-Konflikt kommt noch vor Jahresende Bewegung.
Hoffnungsschimmer im Ukraine-Konflikt: Die Regierung in Kiew und die von Russland unterstützten und gesteuerten Separatisten in der Ostukraine haben gestern einen groß angelegten Gefangenenaustausch durchgeführt. Im ukrainischen und russischen Fernsehen war zu sehen, wie Reisebusse zu einem Kontrollposten nahe der Industriestadt Horliwka in der Region Donezk fuhren.
Dort spielten sich ergreifende Szenen ab: Tränen flossen, Menschen lagen sich in den Armen. Über die genaue Anzahl der ausgetauschten Gefangenen gab es bis zuletzt widersprüchliche Angaben: Erst hieß es, 142 Menschen würden freikommen. Gestern teilten jedoch beide Seiten mit, dass insgesamt 200 Menschen freigelassen worden seien – 124 von ukrainischer und 76 von Separatistenseite.
Ukrainische Medien berichteten, die pro-russischen Rebellen hätten hauptsächlich Angehörige der ukrainischen Armee sowie inhaftierte Aktivisten und Journalisten freigelassen.
Die selbsternannte Republik Donezk teilte der russischen Agentur "Interfax" zufolge mit, dass sich mindestens zwei Gefangene aus Angst vor einer Strafverfolgung in Kiew geweigert hätten, das Separatistengebiet zu verlassen. In anderen Berichten hieß es, dass mehrere Gefangene nicht in die selbst ernannte Republik Luhansk zurückkehren wollten.
Regierung und Separatisten haben bereits mehrfach Gefangene ausgetauscht. Erst Anfang September hatten Kiew und Moskau 70 Gefangene – 35 auf jeder Seite – ausgetauscht. Das war als Zeichen möglicher Fortschritte bei einer Lösung des Ukraine-Konflikts gewertet worden. Unter den Freigelassenen waren 24 ukrainische Matrosen gewesen, die mehrere Monate in russischer Haft gesessen waren. In Freiheit kam außerdem der ukrainische Regisseur Oleg Senzow.
Einigung beim Gipfel in Paris
Der aktuelle Gefangenenaustausch war beim Ukraine-Gipfel vor drei Wochen in der französischen Hauptstadt Paris vereinbart worden. Die Einigung zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin kam auf Vermittlung von Deutschland und Frankreich zustande.
Nächster Schritt könnte nun die Vereinbarung und Umsetzung eines umfassenden Waffenstillstands sein.
Kämpfe seit 2014
13.000 Menschen kamen im Ukraine-Konflikt bereits ums Leben. Kämpfe zwischen ukrainischen Truppen und pro-russischen Separatisten im Donbass (Donezk und Luhansk) gibt es seit 2014.
Die Regierung in Kiew und der Westen werfen Russland vor, die Separatisten finanziell und durch Waffenlieferungen zu unterstützen. Moskau weist dies zurück.
Nach dem Austausch der Gefangenen kommt ein Austausch der Einwohner: das werden Flüchtlinge!