WHO: "Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben"

GENF. Eine baldige Ausrottung des neuen Coronavirus ist nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht in Sicht.
"Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben", sagte Nothilfekoordinator Mike Ryan am Donnerstagabend in Genf. "Wir werden in absehbarer Zukunft nicht in der Lage sein, das Virus zu beseitigen oder auszurotten."
Vielmehr müssten die Menschen lernen, mit dem Virus zu leben und in eine gewisse Normalität zurückzufinden. Ryan rief die Länder weltweit auf, alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen einzusetzen, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Dazu gehöre auch, im Notfall Bars oder Clubs vorübergehend wieder zu schließen oder die Zahl der Besucher zu begrenzen.
"Wenn die Infektionsrate in einer Gesellschaft hoch ist, dann werden Aktivitäten, die viele Menschen zusammenbringen, vor allem in geschlossenen Räumen, weitere Übertragungen der Krankheit verursachen", sagte Ryan.
Brennpunkte USA und Brasilien
In den USA haben sich inzwischen mehr als vier Millionen Menschen mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt. Wie aus einer Zählung der Johns-Hopkins-Universität vom Donnerstagabend (Ortszeit) hervorging, wurden binnen 24 Stunden mehr als 76.000 neue Infektionsfälle registriert. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen in den USA auf 4.032.430. >> Mehr dazu hier
Nach den USA ist Brasilien derzeit einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Das Gesundheitsministerium meldete am Donnerstagabend (Ortszeit) 59.961 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Insgesamt wurden in dem größten und bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas damit bisher 2.287.475 Fälle registriert. 84.082 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur wenig getestet wird.
Das Land hat 210 Millionen Einwohner und ist 24-mal so groß wie Deutschland. Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an verharmlost. Bolsonaro bezeichnete das Coronavirus als "leichte Grippe" und lehnte Einschränkungen und Schutzmaßnahmen ab. In einem Gespräch mit Anhängern vor der Präsidentenresidenz am Donnerstag sagte er, dass eine Ansteckung mit dem Virus nicht verhindert werden könnte, außer in Fällen von extremer Isolation: "Wer in der Gesellschaft lebt, wird das Virus früher oder später bekommen. In dieser Hinsicht kann man den Tod nicht vermeiden."

Bolsonaro grüßt ohne Maske
Der nach eigener Aussage mit dem Coronavirus infizierte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist mit dem Motorrad auf dem Gelände der Präsidentenresidenz spazieren gefahren und hat sich ohne Maske mit Angestellten unterhalten, die dort arbeiteten. Dies berichteten brasilianische Medien am Donnerstag.
Bolsonaro befindet sich in Quarantäne, nachdem er vor zwei Wochen gesagt hatte, ein Corona-Test beim ihm sei positiv ausgefallen. Der rechte Präsident führt die Amtsgeschäfte vom Palácio da Alvorada in Brasília aus. Nach Informationen des Kommunikationsministeriums vom Mittwoch war er ein weiteres Mal positiv getestet worden.
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