Weltgewandter Champion trifft auf jungen Überflieger

CHENNAI. Wenn sich im Ballsaal des Hyatt Regency Hotels im südindischen Chennai ab Samstag (10.30 Uhr MEZ) Viswanathan Anand und Magnus Carlsen ans Brett setzen, um in zwölf Partien den nächsten Schachweltmeister zu ermitteln, ergibt das ein ungewöhnliches Bild.
Hier der weltgewandte 44-jährige Champion aus Indien, Sieger in vier Titelkämpfen, dort der 22 Jahre junge Überflieger aus Norwegen, gefeiert für einen rasanten Aufstieg und abseits des Brettspiels im Fokus von Mode-Shootings.
Und obwohl die meisten Experten auf den am 30. November 1990 in Tønsberg geborenen Jungstar setzen, sollte dieser den mit Heimvorteil ausgestatteten Weltmeister nicht unterschätzen. Denn Anand ist gestählt durch wochenlange Duelle mit den prägenden Figuren der vergangenen vier Jahrzehnte. Mit Anatoli Karpow, Garri Kasparow, Wladimir Kramnik oder Wesselin Topalow hatte er sich Zweikämpfe auf höchstem Niveau geliefert – und gewonnen. Im Vergleich dazu gilt Carlsen noch als unbeschriebenes Blatt. Seine Erfahrung im Zweikampf ist trotz seines Sieges im April beim Kandidatenturnier in London, das ihn zum Herausforderer machte, nicht groß. Kein Wunder, war er doch erst fünf, als Anand seinen ersten Titelkampf gegen Kasparow bestritt.
Dennoch: In der Weltrangliste ist Magnus Carlsen bereits seit mehreren Jahren die Nummer 1. Gegenwärtig führt er sie mit 70 Punkten Vorsprung auf die Konkurrenz an. Wie gewaltig der Abstand ist, zeigt, dass die Nummern 2 und 20 dieselbe Marge trennt. Viswanathan Anand wird derzeit lediglich als Nummer acht in der Weltrangliste geführt.