US-Mammutprozess gestartet
NEW YORK. Staatsanwalt wirft Drogenboss El Chapo "blutigen Krieg" vor.
Fast zwei Jahre hat "El Chapo" in einem Hochsicherheitsgefängnis in der US-Metropole New York darauf gewartet, in der Nacht auf Mittwoch hat nun der Prozess gegen den mexikanischen Drogenboss und Ausbrecherkönig Joaquin Guzmán gestartet.
Mit einem "blutigen Krieg" hat der 61-Jährige laut Staatsanwalt über Jahrzehnte ein "riesiges Drogenschmuggel-Imperium" betrieben. Hunderte Menschen seien in dieses Kartell verwickelt gewesen, Guzmán sei ein Chef gewesen, der die Dinge selbst in die Hand genommen habe, sagte Staatsanwalt Adam Fels in seinem Plädoyer zum Auftakt des Mammutprozesses.
Wenn "El Chapo" jemanden loswerden wollte, habe er Auftragskiller gebeten oder selbst geschossen, sagte Fels. Und die US-Regierung habe so viel Kokain von Guzmáns Imperium beschlagnahmt, dass sie theoretisch jedem US-Bürger (also 325 Millionen Menschen) eine Prise abgeben könnte.
Die Verteidigung wies die Vorwürfe zurück. Sein Klient habe das Scheinwerferlicht genossen, aber "gar nichts kontrolliert", sagte der Anwalt Jeffrey Lichtman. Eigentlicher Boss des Sinaloa-Kartells sei Guzmáns früherer Partner Ismael "El Mayo" Zambada gewesen, dieser habe auch früheren und dem aktuellen Präsidenten Mexikos Schmiergeld in Millionenhöhe bezahlt, damit sich diese nicht in die Geschäfte einmischten.
Mexikos Präsident Peña Nieto wies die Vorwürfe umgehend zurück. "Die Regierung hat den Kriminellen Joaquin Guzmán verfolgt, gefasst und ausgeliefert. Die Behauptungen seines Anwalts sind falsch und diffamierend", schrieb Regierungssprecher Eduardo Sanchez auf Twitter. Auch Mexikos Ex-Präsident Felipe Calderón wies die Anschuldigungen zurück.
Guzmán verfolgte den Prozessauftakt mit stoischem Gesichtsausdruck, gekleidet in einen blauen Anzug. Seine Ehefrau, die frühere Schönheitskönigin Emma Coronel, war ebenfalls anwesend. Richter Brian Cogan hatte Guzmán untersagt, sie zu umarmen.