Ehrung für die Reste des "Arabischen Frühlings"
OSLO. Der Friedensnobelpreis geht an ein Dialog-Quartett in Tunesien für "alternativen, friedlichen politischen Prozess"
Überraschung in Oslo: Nicht die favorisierte deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis, sondern eine Dialoggruppe für ihren Beitrag zum Aufbau einer pluralistischen Demokratie nach der Jasmin-Revolution 2011 im Maghreb-Staat Tunesien (nachrichten.at berichtete).
Zu dem nationalen Dialog-Quartett hatten sich im Sommer 2013 der Gewerkschaftsbund UGTT, der Arbeitgeberverband UTICA, die Menschenrechtsliga LTDH und die nationale Anwaltskammer zusammengeschlossen. Damals habe die Gefahr bestanden, dass der Demokratisierungsprozess aufgrund politischer Morde und sozialer Unruhen zusammenbreche, erklärte das Friedennobelpreis-Komitee. Die Vermittlergruppe habe einen "alternativen, friedlichen politischen Prozess angestoßen und etabliert", zu einer Zeit, als das Land am Rande eines Bürgerkriegs stand", sagte die Vorsitzende des Komitees, Kaci Kullmann Five.
"Diese Organisationen vertreten unterschiedliche Bereiche und Werte der tunesischen Gesellschaft", heißt es in der Begründung des Komitees weiter. Damit spiele das Quartett eine Rolle als Mediator für eine demokratische Entwicklung in Tunesien. In dem Land liege jedoch auch der Ursprung des arabischen Frühlings, von dem es heute nur noch Reste gibt. Damals hatte sich die Bewegung in den umliegenden Ländern fortgesetzt.
Verleihung am 10. Dezember
"In vielen dieser Länder habe der Kampf um Demokratie Rückschläge erlitten", gibt das Friedensnobelpreis-Komitee unumwunden zu. Zugleich äußerte es seine Hoffnung, dass der Nobelpreis Tunesiens Weg zur Demokratie sichern werde. Der Preis solle zudem auch "Ansporn für alle sein, die Frieden und Demokratie im Nahen Osten, Nordafrika und im Rest der Welt voranbringen wollen."
Verliehen wird der mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 850.000 Euro) dotierte Friedensnobelpreis am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel, in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Im vergangenen Jahr hatten sich die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus Pakistan und Kailash Satyarthi aus Indien den Nobelpreis geteilt.