Vor US-Wahl: Facebook startet Großoffensive gegen Manipulation
Nach viel Kritik will Mark Zuckerberg Zweiflern den Wind aus den Segeln nehmen
Mark Zuckerberg weiß, dass Facebook unter Druck steht. Das soziale Netzwerk, zu dem unter anderem auch Instagram und der Nachrichten-Dienst WhatsApp gehören, steht seit Jahren in der Kritik, wesentlichen Anteil an der Verbreitung falscher Informationen zur gezielten Manipulation der Nutzer zu tragen. Dafür gibt es auch schwerwiegende Beweise. So konnte die Firma Cambridge Analytica bis 2018 die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern sammeln und ihren Kunden zur gezielten Beeinflussung durch politische Werbung zur Verfügung stellen.
Zu diesen zählten etwa der republikanische Senator Ted Cruz und laut einem Artikel des "Observer" auch Brexit-Befürworter. Nach Ermittlungen amerikanischer Geheimdienste wurde Facebook zudem von Russland genutzt, um das Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2016 zugunsten von Donald Trump zu beeinflussen. Infolgedessen wurden zwar tausende Nutzerkonten, die unter falscher Identität politische Botschaften verbreiteten, geschlossen, behoben ist das Problem aber noch lange nicht. So zeigte eine Analyse der auf Online-Netzwerke spezialisierten Firma Graphika kürzlich, dass im Vorfeld der kommenden US-Wahl russische Benutzerkonten Stimmung gegen Kandidaten wie den früheren US-Vizepräsidenten Joe Biden machen. Aber auch die Gegenseite wettert gegen Trump. Es scheint, als sei die Radikalisierung der Nutzer und eine Spaltung des Landes das oberste Ziel.
Fehler zugegeben
Der öffentliche Druck ist groß und Politiker dies- und jenseits des Atlantiks denken immer wieder laut darüber nach, das Unternehmen und seine Dienste streng zu regulieren oder gar aufzuspalten. Facebook-CEO Mark Zuckerberg, der in der Öffentlichkeit für sein teilweise roboterartiges Auftreten bekannt ist, zeigte sich deshalb bei einem Pressetermin am Montag bewusst kämpferisch. Anstatt die Anschuldigungen wie früher herunterzuspielen, gab er Fehler zu. Man wisse, dass es Missbrauch gegeben habe und gebe. Die Attacken durch ausländische Staaten würden "immer ausgeklügelter", er sei jedoch zuversichtlich, dass das Unternehmen nun besser vorbereitet ist. Zuckerberg verglich die Situation mit einem gegenseitigen Hochrüsten: "Wir werden besser, sie auch."
Faktencheck
Die neuen Maßnahmen beinhalten etwa ein neues Pop-up auf Instagram, das sich aktiviert, wenn ein Nutzer eine Botschaft teilen möchte, die nach einem Faktencheck durch unabhängige Prüfer als falsch beurteilt wurde. Wird ein als falsch erwiesener Inhalt angezeigt, legt sich eine Box mit einer Erklärung des Faktencheckers darüber. Dies gilt auch für Fotos und Videos.
Auf Facebook-Seiten wird künftig mit Name, Standort und Website oder Telefonnummer offengelegt, welches Unternehmen tatsächlich hinter der Seite steht. Dazu werden Konten und Seiten, die von staatlich kontrollierten Medien betrieben werden, eindeutig als solche gekennzeichnet.
Wer gibt wie viel aus?
Facebook stellt Forschern zudem ein Analyse-Tool zur Verfügung, das zeigt, wie viel politische Kandidaten für Facebook-Werbung ausgeben. Dies ist aber vorerst auf die US-Präsidentschaftswahl 2020 beschränkt.
Um politische Kandidaten vor Hackern zu schützen, sind diese nun zur Zwei-Faktor-Authentifizierung (etwa die Bestätigung über eine Handynummer, wenn man sich auf einem neuen Gerät bei seinem Konto anmeldet) verpflichtet. Dazu werden diese Konten regelmäßig auf Hacking-Versuche überprüft.
Als Erfolg wurde die Sperrung von vier großen Kontennetzwerken aus Russland und dem Iran vermeldet, die Nutzer in den USA, Nordafrika und Lateinamerika beeinflussen sollten.
Umstritten ist Facebooks Entscheidung, Werbeeinschaltungen politischer Kandidaten vom Faktencheck auszunehmen. Laut Kritikern bleibt damit die Überprüfung von Botschaften recht zahnlos. So wurde diesen Monat eine Facebook-Werbung von Donald Trumps Wahlteam nicht entfernt, obwohl sie Unwahrheiten über Joe Biden enthielt.
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