Europas große Telekomanbieter fordern Kurswechsel der Politik
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BARCELONA. Telekom, Vodafone, Telefonica und Orange sehen sich gegenüber den USA im Nachteil und verlangen Geld von großen Plattformen.
Bei Europas großen Telekommunikationsanbietern regt sich Unmut. Sie fordern andere politische Rahmenbedingungen, um Europa als Digitalstandort zu stärken, und nehmen US-Konzerne in die Pflicht. Das waren die Kernaussagen der Chefs der vier größten europäischen Telekommunikationsfirmen Telekom, Vodafone, Telefonica und Orange beim Mobile World Congress (MWC). Die Mobilfunkmesse fand diese Woche in Barcelona statt.
Deutliche Worte fand Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG: "Wir haben ein ernsthaftes Problem." Während die Telekommunikationsbranche in Europa jährlich 109 Euro pro Einwohner in den Ausbau der digitalen Infrastruktur investiere, seien es in den USA umgerechnet 240 Euro.
Bis 2016 sei die Welt "okay" gewesen, sagte Höttges. Danach seien die USA davongezogen, und der Datenverkehr in Europas Netzen sei "explodiert". Dabei spielte der Telekom-Chef auf die Kritik der europäischen Telekommunikationsbranche an, derzufolge US-Technologieriesen wie Google mit der Videoplattform YouTube, Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp) und Netflix für einen Großteil des Datenverkehrs auf Europas Netzen verantwortlich sind, dafür aber kein Geld zahlen.
"Eine Frage der Fairness"
In dieser Debatte argumentieren die Internet-Unternehmen, dass ihre Angebote es für Verbraucher überhaupt erst interessant machten, Telekommunikationsdienste zu nutzen. Die Plattformen machen großteils über Abo-Modelle oder Werbung Gewinne und verwenden Nutzerdaten.
Es sei "eine Frage der Fairness", dass US-Konzerne "einen Beitrag leisten für die Infrastruktur, die sie so massiv nutzen", sagte Höttges. 2023 hieß es in Barcelona, die größten Onlinedienste (Amazon, Apple, Meta, Google, Microsoft und Netflix) verursachten rund 55 Prozent des Datenverkehrs. Das koste europäische Netzbetreiber rund 14 Milliarden Euro jährlich.
Harter Wettbewerb in Europa
Den Grund für die vergleichsweise niedrigen Investitionen in Europa sehen die Chefs der vier größten europäischen Telekommunikationsanbieter in widrigen Rahmenbedingungen und einem zersplitterten Markt, der weit entfernt sei von einem echten Binnenmarkt. Die meisten heimischen Telekommunikationsfirmen verdienten das eingesetzte Kapital noch nicht mal zurück, moniert Höttges.
Nach seinen Angaben gibt es in Europa 45 Telekommunikationsunternehmen – aus der Sicht von Höttges sind das viel zu viele, in den USA oder Asien gebe es deutlich weniger. Strenge Kartellregeln in den unterschiedlichen Staaten erschwerten die nötige Marktkonsolidierung. Der Wettbewerb sei so hart, dass die Firmen nicht genug Geld verdienten für nötige Investitionen, sagte der Telekom-Chef. "Wir brauchen einen neuen Regulierungsrahmen", fordert Telefonica-Chef Jose Maria Alvarez-Pallete. "Wir treiben den digitalen Wandel an, aber es reicht nicht aus", sagt Vodafone-Chefin Margherita della Valle und fordert bessere Investitionsmöglichkeiten. "Wir sind jetzt in der industriellen Internet-Ära, in der man mehr Konnektivität und mehr Innovation braucht."
In der EU gab es im Vorjahr erste Überlegungen, große US-Konzerne für den Datenverkehr zur Kasse zu bitten. Passiert ist seither wenig. Im Juni sind Europawahlen, Ende Oktober läuft die Amtszeit der aktuellen EU-Kommission aus. Danach werde das Thema "sicher wieder auf die Tagesordnung gesetzt", sagte Höttges.
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