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Eine Kiste Bier, viel Rost und ein knallroter Kult-Klassiker

15. September 2015, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Puch 500: Der restaurierte Traum
Puch 500: Der restaurierte Traum  Bild: Volker Weihbold

PUCHENAU. Ein Puchenauer restaurierte zwei Jahre lang einen Puch 500 und kurvt nun mit seinem Traum-Auto durch die Gegend.

"Mein Onkel ist auf dem Weg zur Arbeit ständig an einem Puch 500 vorbeigefahren", erzählt Franz Eckerstorfer. Das war 1983, und der Ort war die Busschleife in Linz-Dornach. "Eines Tages sind zwei Burschen vor dem Auto gestanden. Denen hat er den Wagen abgekauft – um eine Kiste Bier."

Ein Jahr parkte das Auto in des Onkels Garage, ohne dass der beschädigte Wagen angerührt wurde. "Mir fehlt die Zeit zum Restaurieren", sagte der hauptberufliche Maler damals. Und verkaufte den Puch, Baujahr 1969, an seinen Neffen – um eine Kiste Zipfer Urtyp.

"Ich hab den Kleinen dann zerlegt, repariert und wieder zusammengebaut", erzählt der Puchenauer. Bis 1997 düste der gelernte Softwaretechniker durch die Gegend – mit Wechselkennzeichen. "Der Puch hätte von Grund auf restauriert werden müssen. Das wollte ich mir eigentlich nicht mehr antun", erinnert sich Eckerstorfer. Also: Inserat in die Zeitung. Sechs Mal schepperte das Telefon, zwei Interessenten kamen vorbei. Ein Student bot 25.000 Schilling (1817 Euro). Zu wenig. "Hätte er 30.000 Schilling (2180 Euro) gesagt, er hätte den Puch bekommen." Hat er aber nicht. Darum blieb der Puch 500 in der Garage des HTL-Maschinenbau-Absolventen.

"Ich hab mich dann doch zur Restauration entschieden", erzählt der heute 53-Jährige. In der Garage von Vater Franz, einem Schlosser, zerlegte der Junior gemeinsam mit seinem Altvorderen den kleinen Grazer. Das größte Problem: Der Rost hatte gewütet! Und wie! "Ich musste eine völlig neue Bodenplatte einschweißen." Weil dieses Teil freilich nicht als Ersatzteil erhältlich war, musste der Puchenauer selbst Hand anlegen und ein zwei Millimeter dickes Stahlblech formen. "Das war die größte Herausforderung der ganzen Aktion!"

Ersatzteile aus Italien

Bei der ersten, kleinen Restauration Mitte der 1980er-Jahre hatte Eckerstorfer schon etliche Ersatzteile wie Stoßdämpfer, Scheinwerfer, Blinker etc. im Italien-Urlaub bei einem Fiat-Betrieb besorgt. Diese Teile waren bei der zweiten Restauration um die Jahrtausendwende noch brauchbar.

Als irreparabel stellte sich allerdings der Auspuff heraus. "Zwei Händler, die Oldtimer-Teile verkaufen, konnten alles liefern – bis auf den Auspuff", erzählt der 53-Jährige. Also hat er die gefinkelte Rohrkonstruktion nachgebaut – aus nahtlosen, zwei Millimeter dicken Hochdruckbaggerrohren. "Die Flansch zum Anschrauben hat mir ein Kollege mit einem Laser ausgeschnitten", erinnert er sich. Wie überhaupt: "Wenn du ein Auto restaurierst, musst du überall wen kennen. Sonst wird’s letztendlich unbezahlbar."

Vater Franz, Onkel Josef und Sohn Martin – alle halfen mit. Schrauben, schleifen, schweißen und noch vieles mehr. "Unter anderem war der Innenspiegel mit einem integrierten Licht kaputt. Da habe ich mir das Teil nachgebaut", erzählt der Softwaretechniker. Aus der Gemüselade eines alten Kühlschrankes hat er die Form mittels Laubsäge herausgesägt. Die Licht-Kontakte schnitt er aus einer Konservendose. Motto: Du musst dir nur zu helfen wissen!

Ursprünglich war der Puch 500 silbern. "Ich wollte immer einen roten Puch haben!" Das schönste Rot hat der 53-Jährige an einem VW entdeckt: "Flashrot!" Nummer: LP3G. Mit diesem Lack hat er seinen Kleinen spritzen lassen.

In einem dicken Aktenordner hat Franz Eckerstorfer sämtliche Restaurierungs-Schritte fein säuberlich aufgelistet und mit Fotos belegt. Und auf seinem Computer führt er detaillierte Listen. Unter anderem die Einkaufsliste mit allen Ersatzteilen, die er angeschafft hatte. Die erste Rechnung stammt vom 15. Mai 1998, die letzte vom 27. Juni 2000. "Zu dieser Zeit – nach mehr als zwei Jahren – hab’ ich das Projekt abgeschlossen." 38.045,97 Schilling (2765 Euro) hat das Material gekostet. "Wie viel Stunden ich hineingesteckt habe? Keine Ahnung!" Sicher ist nur: Es steckt auch viel Liebe in dem Kleinen.

Vier Tropfen Öl

Heute, 15 Jahre nach der großen Restauration, sind in der Früh drei, vier Tropfen Öl auf dem Boden. Sprich: "Ich muss wieder etwas tun", sagt Eckerstorfer. Zumindest die Dichtungen austauschen. Den Zwei-Zylinder-Boxer-Motor mit seinen 16 PS (497 ccm) wird der Puchenauer trotz einer Laufleistung von 113.600 Kilometern nicht zerlegen. "Der Motor hat immer funktioniert, ist immer angesprungen." Vielleicht trotz oder gerade wegen seiner Trunksucht. Immerhin laufen im Schnitt neun Liter Super pro 100 Kilometer in den Halb-Liter-Boxer. Aber der Spaß ist’s wert, auf alle Fälle.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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hulinz (401 Kommentare)
am 15.09.2015 20:09

Interessanter Artikel. Der Puch 500 Bj. 1957 (mit Fetzendach) war mein erstes Auto. Denke noch oft mit Wehmut daran.

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capsaicin (3.852 Kommentare)
am 15.09.2015 15:25

was sonst: "... - um eine Kiste Bier."

ALKOHOHL ist hierzulande derart fest in den köpfen unserer landsleuteInnen verankert, dass ein leben ohne diesen, kaum vorstellbar ist.

es ist nicht anzunehmen, dass es sich um ALK-freies bier handelte, denn dieses wird nur in äußersten notfällen beim namen genannt.

conclusio: tragikomik die konstellation dabei --> auto & ALK....

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eulenauge (19.448 Kommentare)
am 15.09.2015 15:38

Auch das Bundesher hat schon mehr als eine Kiste Bier vernichtet!

http://dietagespresse.com/erster-erfolg-an-grenze-bundesheer-meldet-vernichtung-von-14-kisten-bier/

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 15.09.2015 11:15

Das ist ein sympatischer Bericht mal nicht über einen Neuwagen-Test, sondern über eine Klassiker-Renovierung.

Gefällt mir, so etwas mal auch in den Nachrichten zu lesen.

Es gibt ja nicht nur über die Donau "alte Damen" (was für ein Unwort) aus Stahl, die erhaltenswürdig sind (oder auch nicht), sondern auch welche mit 4 Rädern, an denen man sich lange erfreuen kann und will.

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