Tödlicher Unfall auf Frequency-Gelände: Prozess vertagt
Weil er im August in der niederösterreichischen Landeshauptstadt mit einem Teleskopstapler eine Joggerin (53) erfasst und getötet haben soll, hat sich ein 36-Jähriger am Montag in St. Pölten vor Gericht verantworten müssen.
Der in Wien geborene und im Burgenland wohnende Mann dürfte beim Lenken des Staplers unter Drogeneinfluss gestanden sein. Der Angeklagte war teilgeständig, die Einzelrichterverhandlung wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.
Der Beschuldigte war am 23. August in der Mittagszeit mit Abbauarbeiten nach dem Frequency Festival beschäftigt. Ziel war, mit dem Teleskopstapler im Bereich des Traisenwegs Absperrzäune zu entfernen. Der 36-Jährige soll ohne gültige Lenkerberechtigung mit dem Fahrzeug "blindlings" auf einem nicht abgesperrten Rad- und Fußweg rückwärts gefahren sein, so der Vorwurf. Die vorbeilaufende Joggerin wurde mit dem rechten hinteren Reifen erfasst.
"Ich habe sie nirgends gesehen"
Der 36-Jährige will sich bei der Fahrt jedoch immer umgeblickt haben. "Ich habe keine Ahnung, von wo sie gekommen ist. Ich habe sie nirgends gesehen", sagte der Beschuldigte über die Läuferin. Er habe einen Schrei gehört und in der Folge die Frau liegen gesehen. Nach der Kollision habe er Erste Hilfe geleistet und sei "schwer unter Schock" gestanden. Die 53-Jährige wurde von einem Notarzt reanimiert und ins Krankenhaus gebracht. Dort erlag sie ihren schweren Verletzungen.
Einen Einweiser habe er beim Zurückschieben mit dem etwa sechs Tonnen schweren Gerät nicht gehabt, so der Angeklagte. Sehr wohl habe der Stapler aber ein akustisches Signal aufgewiesen. Die Joggerin sei allerdings mit Kopfhörern unterwegs gewesen, führte der Verteidiger ins Treffen.
Kokain und THC im Blut
Infolge des Zusammenpralls wurden im Blut des 36-Jährigen Kokain und THC festgestellt. Am 21. August gegen 23.00 Uhr will er vor dem Vorfall zuletzt Kokain konsumiert haben, Cannabis am Abend des 22. August. Aufgrund der Zeitspanne bis zum Fahrtantritt wurde die grobe Fahrlässigkeit vom Juristen und von seinem Mandanten bestritten.
"Er war mein bester Staplerfahrer, der, der die meiste Erfahrung hat und den ich auch am versiertesten einschätze", sagte der Chef des 36-Jährigen über den Angeklagten. Das Areal wurde als großräumig beschrieben: "Es ist eine weite, offene Fläche." Die Lichtverhältnisse seien an dem Tag aber schwierig gewesen.
Weitere Gutachten werden eingeholt
Ebenfalls angelastet wurde dem Beschuldigten Körperverletzung im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung mit einem Ex-Arbeitskollegen. Der Vorfall ereignete sich am 4. August im St. Pöltner Stadtteil Spratzern, den Rahmen bildeten die Aufbauarbeiten zum diesjährigen Frequency. Der 36-Jährige hatte damals 0,5 Promille.
Auf unbestimmte Zeit vertagt wurde die Verhandlung zur Einholung von Gutachten aus den Fachbereichen Verkehrstechnik und Toxikologie. Angedacht werden auch Expertisen aus den Gebieten Neurologie und Psychiatrie. Zudem soll am nächsten Prozesstag auch ein weiterer Zeuge befragt werden.