Lawine traf Hotels in Ramsau
RAMSAU. Eine große Lawine hat Dienstagfrüh den nördlichen Ortsrand von Ramsau am Dachstein erreicht und zwei Beherbergungsbetriebe erfasst.
In beiden Objekten befanden sich entgegen ersten Meldungen rund 60 Gäste, sie wurden unverletzt in umliegende Beherbergungsbetriebe gebracht. Laut Einsatzkräften könnte eine weitere Lawine abgehen.
OÖN-TV Bericht:
Video: Wie die Schnee- und Lawinensituation in Ramsau am Dachstein aussieht, berichtet ORF-Reporter Helmut Schöffmann.
Die Lawine hatte sich vor ein Uhr im Bereich Eiskar nahe der Scheichenspitze (2.667 Meter Seehöhe) im Dachsteinmassiv auf einer Höhe von rund 2.600 Meter gelöst, wie von der Bezirkshauptmannschaft Liezen mitgeteilt wurde. Nach einem Abrutschen über rund 1.400 Höhenmetern erreichten die Schneemassen beim Klanglift-Eiskarlift im einigermaßen flachen Bereich den Ortskern von Ramsau und beschädigten dabei die Hotels. "Es wurde niemand verletzt und es befanden sich in unserem Betrieb zum Zeitpunkt des Unglückes keine Gäste", teilte ein Hotelier mit.
Bei beiden Objekten wurden zahlreiche Fenster durchschlagen, Schnee drang in die Räume ein. Draußen schleuderte die Druckwelle einen mittelgroßen Bus in den Dorfpark. Es dürften auch zahlreiche Pkw in dem Bereich verschüttet worden seien. Die rund 60 Gäste wurden in das Sporthotel Matschner sowie umliegende Beherbergungsbetriebe gebracht. Die Einsatzkräfte waren kurz darauf am Ort des Geschehens, ein Einsatzstab wurde gebildet. 24 Bergretter, Rotes Kreuz, ein Kriseninterventionsteam und zwölf Alpinpolizisten gingen neben zahlreichen Feuerwehrleuten an die Arbeit. Der Lawinenkegel wurde in der Früh mit fünf Suchhunden der Bergrettung abgesucht, danach konnte Entwarnung gegeben werden.
Die Lawinenkommission Ramsau beschloss in der Folge, dass das Anwesen Gassner evakuiert werden soll. Für die Ausläufer der bekannten Lawinenstriche in der Ramsau sei der Aufenthalt im Freien abseits der gesicherten Zufahrtsstraßen zu vermeiden, hieß es seitens der Behörden.
Laut Bürgermeister Ernst Fischbacher blieb die Volksschule Ramsau sowie der Kindergarten am Dienstag geschlossen. Vonseiten des Bundesheeres hieß es, dass der Pionierzug des Militärkommandos Steiermark mit 32 Soldaten zu Mittag in der Ramsau zur Unterstützung erwartet wurde. Sie sollten Sicherungsmaßnahmen bei gefährdeten Gebäuden durchführen. Die Zufahrtsstraße von Weißenbach im Ennstal über die Lodenwalke sowie vom salzburgischen Filzmoos sind wegen Lawinengefahr seit Tagen gesperrt. Von Schladming aus war die Ramsau nur mit Fahrzeugen mit Schneeketten über die L711 erreichbar.
Video: Die Schneesituation bleibt angespannt.
"Überstieg unsere Erfahrungswerte"
"Das heutige Lawinenereignis überstieg unsere Erfahrungswerte", sagte Lawinenkommissionsmitglied Heribert Eisl Dienstagvormittag bei der Pressekonferenz der BH Liezen in Ramsau am Dachstein. Bürgermeister Ernst Fischbacher bestätigte, dass es keine Verletzten und Vermissten gebe.
"Es war ein Glück und wir sind froh, dass die Lawine nicht vier Stunden früher abgegangen ist, als alle Gäste beim Abendessen gesessen sind", sagte Eisl. Der Speisesaal beim Kirchenwirt war bis ein Meter unter die Decke von Schnee bedeckt. Man habe in den vergangen Tagen Liftsperren und Sperren von Wanderwegen verfügt, auch Objekte wurden evakuiert. Dass die Lawine so einen Schaden angerichtet habe, sei unerwartet gewesen. Man habe alle Berichte der Meteorologen und der Lawinenwarndienste einbezogen, in der Ramsau habe es auch weniger geschneit als im Ausseerland. Bürgermeister Fischbacher bekräftigte, dass man aufgrund von Erfahrungen und Prognosen keinen Anlass gesehen habe, den Kirchenwirt zu evakuieren.
In dem Bereich Eiskar sind in den vergangen Jahrzehnten schon mehrmals große Lawinen abgegangen, aber keine so groß wie diese. Bezirkshauptmann Josef Dick sagte, es sei nun ein Platzverbot in dem Bereich Kirchenwirt eingerichtet worden. Die Bundesheer-Pioniere würden die Voraussetzungen schaffen, dass man gesichert ins Hotel könne. Wenn es sicher sei, werde man das Gepäck der Gäste für deren Abreise bergen, wenn diese eine solche wünschten.
ÖVP-Landesrat Hans Seitinger, in der Landesregierung für Lawinenschutzbauten zuständig, sagte: "Ich teile die Freude, dass nichts passiert ist. Es ist leider ein Phänomen, dass sich Naturkatastrophen in unseren Tagen zunehmend verdichten und wir jeden Tag hintennach laufen, um vorbereitet zu sein oder zu schützen. Die Brutalität der Natur wird immer ärger, die Art der Vorberechnung stimmt offenbar nicht mehr." Als Gegenmaßnahmen sprach Seitinger von gezielten Sprengungen, um Schneemassen nicht so anwachsen zu lassen und technischen Maßnahmen. Kürzlich wurde mit der Bundesregierung ausverhandelt, in einer Sonderdotierung rund 20 Millionen Euro für Lawinenschutzmaßnahmen locker zu machen.
Seitinger sagte weiters, dass die Landesregierung bei allen Maßnahmen an einem Strang ziehe. Katastrophenschutzreferent und LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) sei ebenfalls auf dem Weg in die Ramsau und werde am Nachmittag eintreffen, wie auch von dessen Büro mitgeteilt wurde. Für den Dienstag könnten keine Flüge von Polizei- und Heereshelikoptern zu Erkundungen und Sprengungen durchgeführt werden, hieß es aus dem Büro Schickhofer. Der Wind sei zu stark, am Wechsel wurden Windspitzen von bis zu 150 km/h gemessen.
Am Dienstag waren laut der Bildungsdirektion Steiermark immer noch die Volksschulen St. Nikolai im Sölktal, Ramsau, Pichl, Wildalpen und Knoppen geschlossen. Rund 100 Schüler seien betroffen. In der Neuen Mittelschule Weißenbach und den Volksschulen Untertal, Gams und Landl wurde wieder der Schulbetrieb aufgenommen. Alle in den vergangenen Tagen betroffenen höheren Schulen hätten zumindest eingeschränkt Schulbetrieb.
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Wie viele Autos wurden JETZT WIRKLICH verschüttet .
Meinst vor dem Gemeindeämter oder dem Hotel, oder der Lifstation?
Auf der Mautstraße offensichtlich keines, im Ort viereinhalb weggeschoben und zwei verschüttet.
Was machst jetzt mit diesem Wissen?.
Schrotthändler?
Da hatten "Die Bergretter" wieder alle Hände voll zu tun...