Wohnen für beeinträchtigte Menschen: "Vollständige Bedarfsdeckung nicht absehbar"
LINZ. Rund 84 Millionen investierte das Land Oberösterreich von 2019 bis 2023 in Projekte für Menschen mit Beeinträchtigungen. Obwohl die Ausbauziele im Bereich Wohnen zahlenmäßig erreicht worden seien, sei eine vollständige Bedarfsdeckung "nicht absehbar", heißt es im heute veröffentlichten Bericht des Landesrechnungshofs (LRH).
Mit Ende 2025 werden in Oberösterreich knapp 5000 Wohnplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen zur Verfügung stehen. Diese würden jedoch nicht ausreichen, gab der LRH bekannt. Während "akute beziehungsweise sehr dringliche Bedarfe" in der Vergangenheit immer gedeckt werden konnten, stehen etwa 1193 Menschen mit Beeinträchtigungen auf der Warteliste für einen Platz (Stand 31.12.23). 335 von ihnen haben einen sehr dringenden Bedarf an einer Wohnung, 135 Menschen wollen innerhalb eines halben Jahres, weitere 459 innerhalb eines Jahres umziehen.
Aufgrund der demographischen Entwicklung brauchen auch immer mehr ältere Menschen - 55- bis 60 Jährige - Unterstützung und Pflege. Das könne laut Rechnungshof nur durch alternative Wohnformen und und teilbetreute Angebote ermöglicht werden. "Ziel muss es sein, die Notwendigkeit einer 'institutionellen' Wohnunterstützung gar nicht erst entstehen zu lassen", so LRH-Direktor Rudolf Hoscher.
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Förderungen für Arbeit und Aktivität
Ziel des Landes OÖ sei es, das Angebot weiterzuentwickeln, das Menschen mit Beeinträchtigung dabei unterstützt, ein sebstbestimmteres Leben zu führen. Damit beschäftigte sich auch das Projekt "Sozialressort 2021+". Neben der Förderung von Wohnraum wurden mit dem investierten Geld auch Projekte im Bereich Arbeit und fähigkeitsorientierter Aktivität nach dem Chancengleichheitsgesetz umgesetzt. Laut Rechnungshof sinke in dieser Sparte allerdings zurzeit der Bedarf, weswegen Anfang des Jahres 2024 bereits Plätze reduziert werden konnten.
Stimmen aus der Politik
Vonseiten der heimischen Politiker gab es einander ähnliche Reaktionen auf den präsentierten Bericht. Sowohl die Klubvorsitzende der Sozialdemokraten, Sabine Engleitner-Neu, als auch Herwig Mahr, Klubobmann der FP, fordern einen raschen Abbau der Wartelisten. Gemeinsam mit der Grünen Behindertensprecherin Ulrike Schwarz und Neos-Klubobmann Felix Eypeltauer sprechen sich die verschiedenen Fraktionen für die Forcierung alternativer Wohnformen für Menschen mit Beeinträchtigungen aus.
Diesen Forderungen will Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (VP) nachkommen. "So viel Selbstständigkeit wie möglich, so wenig Betreuung wie notwendig lautet dabei die Devise", heißt es in einem schriftlichen Statement.
Kostenrahmen für Investitionen
Als weiteren wesentlichen Punkt mit Verbesserungspotential sieht der Rechnungshof die Normkosten-Richtsätze für Investitionen. Da die Baukosten in den vergangenen Jahren ungewöhnlich stark anstiegen, mussten die förderbaren Gesamtkosten wiederholt erhöht werden. Die neue Richtlinie, an der das Land OÖ seit Herbst 2023 arbeitet, solle laut LRH-Direktor Hoscher möglichst rasch fertiggestellt werden. Eine Entscheidung darüber ist in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu erwarten.
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