Nazi-Tourismus: Abt lässt Hakenkreuz entfernen

LAMBACH. Als Volksschüler soll sich Adolf Hitler das Wappen eines Prälaten zum Vorbild für das NS-Symbol genommen haben.
Die frühromanischen Fresken sind die touristische Attraktion von Stift Lambach. Doch manche Gäste besuchen das Kloster auch, weil Adolf Hitler hier zur Schule ging. In der Vorwoche ließ Abt Maximilian Neulinger ein Symbol entfernen, das seit Jahren ungebetene Gäste aus ganz Europa anlockte. Die Wolfsangel über dem Flavia-Brunnen im Stiftshof, die ein abgewinkeltes Hakenkreuz zeigt: "Es ist traurig, dass man so etwas überhaupt machen muss. In unserem Kloster geht es um das Kreuz Christi und nicht um ein missgedeutetes Hakenkreuz", bestätigt Abt Neulinger die Abnahme des sogenannten Hagn-Kreuzes.
Am ausführlichsten mit der Lambacher Hakenkreuz-Legende befasste sich der Historiker Johann Großruck aus Timelkam. Das Hagn-Kreuz geht laut Großruck auf Abt Theoderich Hagn (1816 – 1872) zurück. Dieser hinterließ an mehreren Orten sein persönliches Wappen, ein heraldisches Zeichen, das sich aus dem Benediktinerkreuz und seinem Familiennamen zusammensetzte. Daraus wurde die vielfach publizierte These abgeleitet, dass Volksschüler und Chorknabe Adolf Hitler im Lambacher Stiftshof die "Vision" des Hakenkreuzes empfing.
"Inzwischen ist diese These längst widerlegt. Hitler hat auch nie darauf Bezug genommen. Das Hakenkreuz wurde verwendet, da war Hitler noch nicht Mitglied der NSDAP beziehungsweise ihrer damaligen Vorgängerpartei", widerlegt Großruck die Hakenkreuz-Legende. Diese wurde auch deshalb verbreitet, um den Diktator als großen Sohn Lambachs zu vereinnahmen.

Der Historiker bestätigt, dass ihm im Stiftshof bei seiner Recherchearbeit Hitler-Touristen begegneten: "Eine italienische Reisegruppe hat mich gefragt, wo denn das Hakenkreuz zu finden sei. Die Touristen waren mit einem Prospekt unterwegs, in dem eine Reise auf Hitlers Spuren beworben wurde."
Das Hagn-Kreuz ließ Abt Maximilian in der Vorwoche durch die Initialen TH ersetzen. Sie stehen für den Vor- und Familiennamen seines Vorgängers Theoderich Hagn. Die Jahreszahl 1860 blieb erhalten. "Mit den Arbeiten wurde ein akademischer Bildhauer beauftragt", betont Neulinger. Die Figur der Ortspatronin Flavia wurde mit Zustimmung des Denkmalamtes entfernt und soll mit der Brunnenschale woanders einen würdigen Platz bekommen. Der Bogen wird als Eingangstor für das neue Pfarrheim genützt. Als Räumlichkeiten der Begegnungsstätte sind die alte Pforte und das ehemalige Weinstüberl gedacht.
Die noch bestehenden Hakenkreuz-Symbole in der Sakristei und auf dem Konventfriedhof sind für Besucher nicht zugänglich und sollen bleiben.
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