"Früher hättest du nackt durch St. Wolfgang laufen können"

SANKT WOLFGANG. 20 Jahre Wolfgangseer Advent: Ein Erfolgsformat feiert ab Freitag Jubiläum. Ein Selbstläufer war der Markt nicht immer.
Gudrun Peter ist Mitglied der Mafia. Zumindest nachgesagt wurde das der Wirtin des Weißen Rössls in St. Wolfgang bereits. Keine organisierte Kriminalität, organisierte Weihnachtsstimmung. "Wir hatten den Ruf der Adventmafia, als wir angefangen haben. Weil wir so ein eingeschworenes Team waren", sagt sie, lächelt und schwelgt in Erinnerungen. 20 Jahre ist es her, dass in der Gemeinde am Wolfgangsee zum ersten Mal ein Adventmarkt stattfand. Peter war eine von sechs Organisatoren – und ist es heute noch.
"Wir haben vor 20 Jahren noch fast alles selber gemacht, die Hütten selbst betrieben und bis drei Uhr früh Punsch gekocht. Viele haben gesagt: Das wird sowieso nichts", sagt sie. Geworden ist es der bekannteste Adventmarkt des Landes. Und ein echtes Zugpferd für den Tourismus. Mehr als 300.000 Besucher kommen jedes Jahr von Mitte November bis Ende Dezember in St. Wolfgang, St. Gilgen und Strobl zusammen. 30.000 waren es in der allerersten Saison.
"Da fand der Markt allerdings nur in St. Wolfgang statt. Mit 27 Hütten haben wir hier begonnen, es ist verhalten angelaufen, weil sich die meisten zunächst ein Bild machen wollten, ob so etwas funktionieren kann. Unser größtes Glück war, dass Gudrun und das Weiße Rössl von Anfang an dabei waren", sagt Fritz Gandl, Obmann des Marktvereins St. Wolfgang, der sich vor 20 Jahren wegen des Advents gegründet hatte.
Heute sind es allein in St. Wolfgang knapp 60 Hütten, rund um den See sind es 120. "Ich weiß noch, als im ersten Jahr unser Wahrzeichen, die schwimmende Laterne, zum ersten Mal erstrahlte. Der See war ruhig, kein Lüfterl war zu bemerken. Da haben die Leute angerufen und gesagt, das müssen sie sich anschauen, weil es so schön ist", sagt Gandl.
"Und umgefallen ist uns die Kerze auch gleich", sagt Peter. "Da haben die Leute wieder angerufen und gesagt, dass sie schon in Strobl schwimmt." Damals bestand sie allerdings noch aus weiß bemalten Ölfässern. "Da haben wir uns schon verbessert."
Die stillste Zeit des Jahres, das traf auf St. Wolfgang vor der Adventveranstaltung recht gut zu, sind sich Peter und Gandl einig. Zumindest im Dezember. "Da hättest du nackt durch den Ort laufen können und es hätte dich niemand bemerkt", sagt Peter. Ihr sei aber wichtig, dass der Ort trotz weihnachtlichem Trubel noch Lebensraum für Einheimische bleibe. "Wir sind kein Disneyland", sagt sie.
Advent bis zum 23. Dezember
Die schönste Erinnerung in 20 Jahren seien die Worte des bis zu diesem Zeitpunkt größten Kritikers des Wolfgangseer Advents gewesen: "Er hat immer gesagt, das funktioniert niemals. Bei einer Veranstaltung ist er aufgestanden und hat gesagt, dass wir bewiesen haben, dass es doch geht. Das war sehr schön", sagt Peter. Das Erfolgsgeheimnis sei noch immer dasselbe wie 2003: "Keine Amerikanisierung, nicht zu viel Kitsch. Traditionell und zum Salzkammergut passend", sagt die Wirtin.
Am Freitag, 17. November, öffnet der Markt deswegen auch unter dem Motto "Ein Advent wie damals". Die Zwölferhorn-Seilbahn wurde zum fahrenden Adventkalender umfunktioniert, die Schafbergbahn fährt bis zur Alm und vom Balkon singt wieder ein Engel. Zu erleben bis 23. Dezember.
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