Nebengeräusche bei Eröffnung der Kulturhauptstadt?
BAD ISCHL. Kurt Reisenauer ist es gewohnt, sich zu wiederholen. Auf dem Hainzen, einem Aussichtsgipfel im Katergebirge, rund eine Wanderstunde von der Katrin entfernt, stand der Bad Ischler schon mehr als 1100 Mal. Und auch wenn es um das Wohnbauprojekt am Fuß des Siriuskogels geht, wird er nicht müde, Kritik an die Frau zu bringen. Denn im Fokus seiner Beschwerden steht Bürgermeisterin Ines Schiller (SP).
Sie habe Informationen, unter anderem von Experten, ignoriert, habe kein offenes Ohr für "ihre Bürger" und würde Gesundheit und Existenz der Anrainer gefährden. Darum müsse nun zu "solchen Schritten" gegriffen werden. Heißt: Demonstration. Und zwar nicht irgendwann.
Am 20. Jänner 2024, zur Eröffnung der Kulturhauptstadt, wolle man "einem europaweiten Publikum zeigen, dass die Werbeaussagen für die Europäische Kulturhauptstadt 2024 nicht der Wahrheit entsprechen". Dass Gesundheit, Gefährdung und Existenzbedrohung der Ischler Bürger durch einen "Wahnsinnsbau" gegeben seien. Die Demonstrationen wolle man "das ganze Jahr über" beibehalten. Doch worum geht es eigentlich?
"Ein falscher Zeitpunkt"
Groß sind zwar die Sorgen, aber nicht das Bauprojekt. Drei Häuser sollen an einem Hang im Ortsteil Sulzbach entstehen. Reisenauer spricht von "Chalets", vermutlich für "Zweitwohnsitzer".
Das Grundstück wurde 1972 in Bauland umgewidmet. In den Jahren danach zogen sich mehrere Bauwerber zurück, weil zum einen die Bodenverhältnisse schwierig sind und zum anderen das Hangwasser bei Starkregen Probleme bereiten würde. Anrainer kritisieren das aktuelle Wohnbauprojekt deshalb. Die Naturschutzbund-Bezirksgruppe Bad Ischl appellierte in einem offenen Brief an Bürgermeisterin Schiller und alle Gemeinderäte, das Areal wieder in Grünland rückzuwidmen. Auf dem dicht bewachsenen Hang würden Molche, Laubfrösche, Äskulapnattern, Zauneidechsen, Fledermäuse und Vogelarten leben. Tierarten, die laut Naturschutzgesetz zum Teil streng geschützt sind.
Eine Rückwidmung in Grünland sei zwar prinzipiell möglich, sagt Schiller. Der Besitzer könnte dann aber von der Stadtgemeinde Entschädigungszahlungen einfordern. Das widerspräche aber der Verpflichtung der Stadtgemeinde, verantwortungsvoll mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen. Es sei außerdem wahrscheinlich, dass die Raumplanungsabteilung der Landesregierung eine Rückwidmung in Grünland gar nicht akzeptieren würde.
Sie habe den Anrainern die Situation mehrfach erklärt, habe sogar Führungen am Gelände mit ihnen gemacht. Der Zeitpunkt, Demonstrationen für das Kulturhauptstadtjahr anzukündigen, sei zudem ziemlich falsch gewählt. "Der Bauwerber hat sich zurückgezogen, er will das Projekt so nicht umsetzen und bietet das Grundstück zum Verkauf an. Mich wundert, dass dieser Umstand jenen, die demonstrieren wollen, nicht bekannt ist. Vor allem, weil vor dem Grundstück eine Tafel angebracht ist", sagt Schiller.
Reisenauer sagt, die Sache sei "erst vom Tisch", wenn das Grundstück von Bauland in Grünland umgewidmet werde. "Ansonsten könnte der Nächste kommen und bauen. Das ist ja nicht ausgeschlossen." Es könnte also sein, dass die Eröffnung am 20. Jänner trotz eines Projektes, das es aktuell gar nicht mehr gibt, von Nebengeräuschen begleitet wird.