Als die Bewohner des Attersees auf den Dachboden zogen
SCHÖRFLING AM ATTERSEE/KAMMER. Tourismus im Aufschwung: Ein bewegter Rückblick auf die "Wirtschaftswunderjahre" am Attersee.
Am 10. März 1966 griff Walter Eichhorn aufgebracht zu Stift und Papier. Der Tourismusdirektor der Region rund um den Attersee schrieb einen Brief an die österreichische Post- und Telegraphendirektion. Ein Fernsehsender werde dringend gebraucht, denn sonst seien die Touristen dahin. "Rund um den Attersee war ein Fernsehempfang damals beinahe unmöglich", sagt Alwis Wiener. Seit Jahrzehnten sammelt der Schörflinger Fotos, Filme und Dokumente über den Attersee und kann damit auch den Aufschwung des Tourismus nach dem Zweiten Weltkrieg bezeugen.
In den 1950er Jahren waren die meisten Trümmer beiseite geräumt, die Zuversicht stieg und der Feriengast sollte am Attersee dazu beitragen, dass die Wirtschaft wieder ordentlich Schwung aufnimmt. Seegrundstücke wurden zu Campingplätzen, alle Gemeinden errichteten ein Strandbad inklusive Zeltplatz für Abenteuertouristen. "Es war üblich und völlig normal, dass die Einheimischen im Sommer mit ihren Kindern auf den Dachboden gezogen sind. Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche wurden als Ferienunterkunft angeboten. Jedes Bett war etwas wert", sagt Wiener. In den Großbetrieben der Region, allen voran die Lenzing AG, die Firmen Kastinger oder Hummelbrunner wurde hart gearbeitet. Das Ziel vieler Arbeiter: Der Bau von Ferienwohnungen.
Eine Autobahn für Radfahrer
Einen Schub erhielt die Region schließlich mit dem Bau der Autobahn: 1963 wurde sie zwischen Wien und Salzburg einspurig befahrbar, zwei Jahre später schließlich zweispurig. Anfangs war sie allerdings nicht sonderlich frequentiert. "Man erzählt sich, dass die Oberwanger auf der Autobahn das Radfahren gelernt haben. Und auch mit den bäuerlichen Gefährten waren sie unterwegs", sagt Wiener. Aber bereits 1965 verzeichnete die Region rund um den See mehr als eine Million Nächtigungen. Urlauber – die meisten kamen aus Deutschland und Dänemark – wurden niemals enttäuscht: Heimatabende mit "Schuhplattln" und "Watschentanz" gehörten zum Standardprogramm, auf den Bauernhöfen durften sie bei der ungewohnten Arbeit helfen.
Der Journalist und Historiker Peter Pohn hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Menschen rund um den Attersee befragt und ihre Eindrücke vom Tourismus im Wandel der Zeit festgehalten. Am Donnerstag, 16. Mai, wird er diese Eindrücke teilen: Der Verein "Klimt am Attersee" lädt in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Attersee-Attergau ab 19 Uhr in den Seepark Kammer zu einer Zeitgeschichte-Präsentation. Peter Pohn liest gemeinsam mit dem Schauspieler Eugen Victor und der Sängerin Liane Locker aus Zeitzeugenberichten von heimischen Persönlichkeiten. Begleitet werden sie von Bildern und Filmen Alwis Wieners.
Wird wohl wieder so werden - nur dass es nun der Nachwuchs tut, weil das Wohnen unleistbar wird für viele - „DANK“ der ZWEITWOHNSITZE weil die Politiker versagen oder dem Ruf des Geldes folgen…..🙈👎👎