Das andere Ebensee: großer Film über das Leben von Ladislaus Zuk
EBENSEE. Er war KZ-Häftling, Torwart des SV Ebensee und brachte seiner zweiten Frau mit 85 Jahren das Autofahren bei. Ein Film erzählt nun die berührende Geschichte eines polnischen Lebenskünstlers.
„Wir haben genug Platz im Haus. Das ist meine Tochter – heirate sie.“ Mit diesen Worten überredete eine Mutter aus Ebensee den ehemaligen KZ-Gefangenen, der fast kein Wort Deutsch sprach, zum Dableiben. Trotz des grausamen Beginns wurde Ebensee für Ladislaus Zuk zur „zweiten Heimat“. Bei der Premiere des Films von Andreas Schmoller und Philipp Bruckschlögl „Wege nach Ebensee. Die Geschichte des Ladislaus Zuk“ war das Kino so voll, dass niemand mehr durch die Türe passte.
Zuk wurde 1919 in Warschau geboren und 1940 wegen Beteiligung am polnischen Widerstand von der Gestapo verhaftet. Drei Jahre verbrachte er als politisch Verfolgter im Gefängnis, bevor er ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde – über Mauthausen kam er schließlich nach Ebensee. Mit der Befreiung am 6. Mai 1945 begann für Zuk das „Leben nach dem Überleben“. Er fasste als Vorarbeiter Fuß, gründete eine Familie und war Torwart des SV Ebensee. Wie nach dem Krieg der LASK besiegt wurde, erzählt der bald 90-Jährige heute noch liebend gerne seinen Nachbarskindern.
Humorvoll und witzig schildert Zuk in Interviews seine Lebensgeschichte, lässt den Zuseher an schwierigen Momenten – unterbrochen von alten Fotos und untermalt von schlichter Musik – teilhaben. Die Gründung des Zeitgeschichte-Museums und seine Rolle als Zeitzeuge im ehemaligen KZ-Stollen und der Gedenkstätte hätten ihm geholfen, seine schrecklichen Erinnerungen zu ertragen. Zuk: „Nach dem zwanzigsten Vortrag habe ich gemerkt, wie eine Last von mir abfällt. Endlich konnte ich wieder schlafen.“
Er möchte noch hundert werden, sagt er in dem Film, weil er noch so viel zu tun hätte. Zuzutrauen und zu wünschen ist es ihm: Schließlich hat er auch mit 85 seiner zweiten Frau, die 30 Jahre jünger ist, noch das Autofahren beigebracht.
Als der Vorhang fällt, gibt es stürmischen Applaus. Für Ladislaus Zuk – und den Film.