Eiermarkt in der Krise: Ostereier sollen teurer werden

LINZ. Obwohl in Österreich so viele Legehennen wie noch nie zuvor gehalten werden, gibt es trotzdem zu wenige Eier am Markt. Um die österreichische Produktion zu erhalten und die Kosten zu stemmen, sollen die Betriebe mehr Geld für ihre Eier bekommen, fordert die Landwirtschaftskammer.
Ostern steht vor der Tür und damit die Zeit, in der traditionell die meisten (Oster-)Eier verkauft werden. Dieses Jahr ist die Situation am Markt allerdings bedenklich: Die heimische Eierwirtschaft ist durch die Teuerung unter Druck geraten, warnte die Landwirtschaftskammer Oberösterreich am Montag bei einer Pressekonferenz.
Mit 7,5 Millionen Legehennen - über 1,2 Millionen davon in Oberösterreich - sind in Österreich so viele Legehennen registriert wie überhaupt noch nie. Der Bio-Anteil liege bei 15 Prozent und damit höher als der EU-Durchschnitt, sagt Gerold Sterrer, Obmann der Geflügelwirtschaft Oberösterreich. EU-weit gibt es derzeit jedoch zu wenige Eier am Markt: Die Vogelgrippe führte in Europa zu enormen Legehennen-Ausfällen, viele Betriebe hätten ihre Produktion aufgrund der gestiegenen Kosten verringert oder ganz eingestellt. Eine Normalisierung der Legehennen-Bestände wird frühestens für Herbst erwartet.
Die Verarbeitungsindustrie zahle aufgrund des knappen Angebots derzeit historisch hohe Preise - das Angebot für Schaleneier am Markt werde daher geringer, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Um die österreichische Eierproduktion langfristig abzusichern, brauche es mehr Geld für die Produzenten: Zwei Cent pro Ei aus konventioneller Haltung (Boden- und Freilandhaltung) und vier Cent pro Bio-Ei.

Bei 236 Eiern, die pro Kopf in Österreich im Jahr konsumiert werden, würde das Mehrausgaben von 4,72 Euro bzw. 9,44 Euro für Bio-Eier bedeuten. Die Verteuerung sei notwendig, damit die Produzenten die gestiegenen Kosten für Energie und Futter tragen können.
Existenzbedrohung für Biobetriebe
Denn besonders davon betroffen seien die Bio-Produzenten, sagt Sterrer. Viele von ihnen würden darüber nachdenken, auf konventionelle Produktion umzusteigen, weil die biologische nicht mehr zu finanzieren sei. Wegen Inflation und Teuerung greifen die Kunden im Lebensmittelhandel immer öfter zu den billigeren Freiland- und Bodeneiern, die Bio-Produkte bleiben im Regal. "Die Menschen sparen nicht bei Reisen oder bei dem Auto, sondern bei den Lebensmitteln", bemängelt Landwirtschaftskammer-Präsident Waldenberger. "Nur wenn wir den Preisanstieg umsetzen, können unsere Legehennenhalter auch weiterhin die gewohnte Versorgungssicherheit sicherstellen", sagt er.
Auch die Gastronomie bestelle vermehrt günstige Eier aus Bodenhaltung. Der Preis für Biojunghennen habe sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt, sagt Sterrer. Der Punkt, an dem die Existenz der Bauern bedroht ist, sei bereits erreicht: So könnten Kredite nicht mehr bedient werden. "Neuinvestitionen wird es in nächster Zeit kaum geben, da die Wirtschaftlichkeit der Eierproduktion aufgrund zu hoher Baukosten und steigender Kreditzinsen nicht gegeben ist", sagt der Obmann der Geflügelwirtschaft.
Ein weiterer Faktor ist die Vogelgrippe, in Oberösterreich wurden vier Fälle gemeldet - zwei davon in Betrieben. Die Schutz- und Überwachungszonen endeten bereits Anfang Februar, bestehen blieb bisher die Stallpflicht für Halter mit mehr als 50 Tieren. Die Landwirtschaftskammer rechnet mit einer Aufhebung der Stallpflicht rund um Ostern, wenn keine weiteren Fälle auftreten. Vor dem 1. Mai 2023 solle sie aber jedenfalls aufgehoben werden, sagt Sterrer. Denn dann endet die Frist von 16 Wochen, in denen Freilandeier trotz Stallpflicht weiterhin als Freilandeier gestempelt werden durften. Ab diesem Datum müssten sie als Bodenhaltungseier gekennzeichnet werden, was weitere Einkommenseinbußen für die Betriebe bedeuten würde.
"Das System schlägt zurück"
Sowohl Waldenberger als auch Sterrer sehen die Branche am Scheideweg: Jahrelang wäre mehr Bio-Produktion, Tierwohl und Qualität gefordert worden. Darauf hätten die Betriebe hingearbeitet, nun aber wollen die Konsumenten den Preis dafür nicht mehr bezahlen. "Das System schlägt zurück", sagt Waldenberger. In Österreich sei die Legehennenhaltung besonders fortschrittlich und gehe über EU-Standards hinaus, betont der Obmann der Geflügelwirtschaft, Gerold Sterrer, der im Bezirk Grieskirchen selbst einen Betrieb in vierter Generation führt.
In Österreich gibt es ein Käfigverbot, auf das Schnabelstutzen werde freiwillig verzichtet und moderne Detektoren in den Betrieben sorgen für höchste Sicherheit. Je nach Art der Produktion müssen Geflügelbetriebe mit fünf bis zwölf Kontrollbesuchen pro Jahr rechnen. Diese mühsam aufgebaute Produktionsform sei nun gefährdet, wenn die Preise nicht angepasst werden.
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