Pflege schnuppern mit Hebelift und zitternden Händen
BEZIRK PERG. Zwischen 70 und 100 Pflegekräfte könnte der Sozialhilfeverband Perg sofort einstellen. Aktionstage boten 500 Jugendlichen die Chance, einmal Pflegeluft zu schnuppern.
Pflege darf auch Spaß machen. Diese Kernbotschaft vermittelten am Mittwoch und Donnerstag die "Health And Care Days" in den Seniorenheimen Baumgartenberg und Perg. Etwa 500 Schülerinnen und Schüler sowie interessierte Erwachsene hatten dabei die Chance, einmal ein Seniorenheim von innen kennenzulernen.
Hintergrund dieser Initiative ist der Personalmangel in der Pflege. In den Pflegeheimen des Sozialhilfeverbands (SHV) Perg können derzeit bei weitem nicht alle 537 zur Verfügung stehenden Betten belegt werden, da es am dafür notwendigen Fachpersonal fehlt. "Wir könnten je nach Höhe der gewünschten Wochenarbeitszeit sofort 70 bis 100 Pflegekräfte einstellen", sagt SHV-Obmann Werner Kreisl. Durch anstehende Pensionierungen der Bedarf in den kommenden Jahren noch weiter steigen. Ganz abgesehen davon, dass die Zahl der Menschen mit Pflegebedarf bis zum Jahr 2040 laut Prognose um 54 Prozent gegenüber 2020 zunehmen wird. Aktuell beschäftigt der Sozialhilfeverband Perg in sechs Heimen 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Idee stammt von Bediensteten
Zum Gelingen der Aktionstage trug ganz wesentlich die Tatsache bei, dass die Idee dafür von den Bediensteten selbst kam. "Wer bei der Personalsuche erfolgreich sein möchte, muss neue Wege einschlagen. Da kam uns die Idee, einmal ein Seniorenpflegeheim zu öffnen, um Jugendliche und Erwachsene aus erster Hand den Alltag in der Pflege vorzustellen", sagt Georg Gebetsberger, Heimleiter der Seniorium-Standorte Baumgartenberg und Grein.
Neben dem Sozialhilfeverband nutzten auch das Rote Kreuz sowie die Lebenshilfe den Aktionstag, um den Zivildienst sowie die Sozialarbeit mit behinderten Menschen zu präsentieren. Das geschah mit sehr anschaulichem Hilfsmaterial wie einem Hebelift für bettlägrige Personen – wobei hier oft die begleitenden Lehrkräfte als Testpersonen herhalten mussten – oder einem elektronischen Handschuh, der mit seinen Impulsen ein Zittern auslöste und so das Ausfüllen eines Formulars oder das Trinken aus einem Becher zur echten Herausforderung machte.
Eifrig beworben wurde an beiden Tagen der Start für die nächste Ausbildung zur Fachsozialbetreuung Altenarbeit am 15. April. "Wir sind in der glücklichen Lage, diese Ausbildung vor Ort in Baumgartenberg anbieten zu können – einschließlich der Praxis in unseren Heimen im Bezirk", sagt SHV-Obmann Kreisl. Informiert wurde dabei auch über finanzielle Unterstützungen während der Ausbildung.