Elektrischer Rückenwind für den Elch
Einsteigen, losfahren, sicher fühlen: Volvo hegt und pflegt dieses Image vom absolut sicheren Automobil. Der Erfinder des Drei-Punkt-Gurtes heftet sich die Einführung allerlei Sicherheitsausstattungen auf die Fahnen. So betreiben die Schweden ein eigenes Unfallforschungslabor, das Crashs detailliert analysiert. Mit Interviews von Unfallopfern, Polizisten, Ersthelfern, Rettungskräften und anderen. Keine andere Marke betreibt bei diesem Thema einen derart hohen Aufwand.
In Euro-6-Zeiten legen die Schweden aber auch ihr Augenmerk verstärkt auf E-Antriebe. Die hauseigene Tuning-Schmiede Polestar mutierte zum Spezialisten für sportliche E-Mobilität und spielt gekonnt den Doppelpass mit dem Mutterhaus. Am Ende der Produktionskette rollt beispielsweise der XC 60 Recharge vom Band. Der Plug-in-Hybrid soll bis zu 52 Kilometer rein elektrisch fahren. Wir haben nachgemessen.
Thors Hammer fährt mit
Schräg abfallendes Heckfenster, vorne "Thors Hammer", die Volvo-typische LED-Licht-Zeichnung: Die Eckpfeiler des Schweden-Designs sind fest in den Untergrund gemeißelt. Bleibt einzig die Frage: Fährt der XC 60 auf der SUV-Schiene, wie’s die Volvo-Marketing-Abteilung gerne hätte, oder vereint das Modell die typischen Komponenten eines viertürigen, höhergestellten Coupés?
Man mag es nach jedem Einsteigen gerne streicheln, das Nappaleder. Sitze, Armaturenbrett, Türen-Innenverkleidung – gegen 2000 Euro Aufpreis dominiert das edle Material den Innenraum. Die Anmutung ist erstklassig, das haptische Erlebnis außergewöhnlich. Volvo weiß, was Schweden-Fans wünschen.
Viel Geduld und Forschergeist erfordert das Infotainment-System. Volvo schlug wie fast immer einen eigenen Weg ein, der zumindest in diesem Fall nicht immer zum Vorteil des Konsumenten vulgo Fahrer gereicht. Ein "Zurück"-Button fehlt, oft endet die Suche in einer Sackgasse. Wichtige Funktionen und Infos versteckt Volvo tief im Untermenü. Der Weg dorthin verläuft weit entfernt von einer Logik, die Apple oder Google groß gemacht hat. Elektrischer Verbrauch (kWh)? Elektrische Reichweite? Das sind Pflichtanzeigen in einem Teilzeit-Stromer, im XC 60 waren diese Detailinformationen schlicht unauffindbar.
Das Adaptive Luftfahrwerk (1980 Euro Aufpreis) bügelt den Asphalt vorbildlich glatt, die Akustikverglasung (860 Euro) ermöglicht bei Autobahntempo Gespräche in Wohnzimmerlautstärke. Ein Genuss!
Reichlich Elektro-Schub
37 Kilometer schafften wir rein elektrisch, 52 Kilometer verspricht Volvo. Für den üblichen Stadtbetrieb liefert der E-Motor ausreichend Schub, beim Kickdown schaltet sich der Verbrenner hinzu. Ohne E-Unterstützung verheizt der T6 9,2 Liter Super.
Fazit: Edel ist das Fahrzeug, erstklassig die Technik. Volvo liefert, was die Schweden-Fans wünschen. Das hat freilich auch seinen Preis. Im Fall des OÖN-Testwagens waren dies stolze 91.326 Euro. Das ist dann doch happig.