Gurtner Ortschaft gründete Energiegemeinschaft
GURTEN. Umweltschutz und Nachhaltigkeit hat für den 21-jährigen Alexander Strobl aus der Ortschaft Itzental schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Nach der Beendigung der Höheren Technischen Lehranstalt für Agrar- und Umweltechnik in Ried absolvierte er anstatt des Bundesheeres beziehungsweise des Zivildiensts ein freiwilliges, zehn Monate langes Umweltjahr bei der Marktgemeinde Altmünster, wo er seit Sommer 2021 als Umwelt- und Nachhaltigkeitsberater tätig ist. "Ein sehr spannendes Jahr. Ich habe viel über das Thema Umwelt erfahren", sagt der 21-jährige. Im Zuge des Umweltjahres habe er mitbekommen, dass der damalige Umwelt- und Nachhaltigkeitsberater in Altersteilzeit geht und seine Stelle frei wird. "Ich habe mich für den frei werdenden Arbeitsplatz beworben und bekam den Zuschlag", sagt Strobl. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die Planung, Projektgestaltung und die technische Ausschreibung von Umweltprojekten. Darüber hinaus ist er Ansprechperson für alle Altmünsterer bei Umweltfragen wie zum Beispiel der Errichtung einer Photovoltaikanlage oder beim Heizungstausch. In Sachen Umwelt engagiert er sich jedoch nicht nur während seiner Arbeitszeit, sondern auch in der Freizeit. So kam er gemeinsam mit seinem Freund Andreas Reitsberger auf die Idee, die Energiegemeinschaft Itzenthal, Gemeinde Gurten, zu gründen.
"Bereits seit 2014 wird bei uns in Itzenthal umweltfreundlicher Solarstrom erzeugt. Dieser wurde zum Großteil ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Nachdem in den letzten Jahren zwei weitere Anlagen hinzugekommen sind, werden derzeit bereits mehr als 100.000 Kilowattstunden Strom klimaschonend und nachhaltig produziert", sagt Strobl.
Damit diese Energie auch von Nachbarn genutzt werden kann, wurde die Energiegemeinschaft ins Leben gerufen. "In unserer Energiegemeinschaft sind momentan acht Zählpunkte als Abnehmer sowie zwei Zählpunkte als Einspeiser dabei. Der aktuell produzierte Strom würde für etwa 30 Haushalte reichen", berichtet Strobl.
Günstige Stromtarife
Die Mitglieder in der Energiegemeinschaft profitieren laut Strobl nicht nur von sehr günstigen Stromtarifen, sondern gleichzeitig auch von einem um 57 Prozent reduzierten Netzentgelt sowie vom Entfall der Elektrizitätsabgabe. Die Stromerzeuger hingegen erhalten einen etwas höheren Stromtarif, als Energieversorger für die Abnahme des Solarstroms zahlen würden.
"Die Ersparnis für die Abnehmer beträgt in etwa zehn Cent pro kWh", sagt der Obmann der Energiegemeinschaft. Den Solarstrom können die Mitglieder tagsüber nutzen, in der Nacht wird auf Strom von anderen Energieversorgern zurückgegriffen. "Aktuell können unsere Mitglieder 30 bis 60 Prozent ihres Stromverbrauchs durch die Energiegemeinschaft decken. Den Rest beziehen sie vom Energieversorger", berichtet Strobl. Die Abrechnung erfolgt automatisch. "Unsere Mitglieder bekommen einfach zwei Rechnungen. Eine von der Energiegemeinschaft und eine von ihrem Strom- anbieter", sagt Strobl. Damit weniger Energie von anderen, teureren Anbietern verbraucht wird, rät Strobl seinen Nachbarn tagsüber zu kochen, die Wäsche zu waschen oder ihre E-Autos aufzuladen. "Wir haben vor der Gründung der Energiegemeinschaft einen Informationsabend durchgeführt, um die Itzenthaler über die Vorteile zu informieren", sagt Strobl. Mit Erfolg, denn laut ihm haben sich alle Itzenthaler Haushalte der Energiegemeinschaft angeschlossen.
Ortschaften wie jene in Itzenthal leisten laut Strobl einen wichtigen Beitrag, um die regionale Energieversorgung zu dezentralisieren, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Nutzung erneuerbarer Energie vor Ort zu stärken. Gleichzeitig kann die Belastung des öffentlichen Stromnetzes reduziert werden, da lokal erzeugter erneuerbarer Strom vorrangig auch vor Ort verbraucht wird.