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Zeitgeschichte-Tage: Erst global, dann regional

Von Monika Raschhofer, 12. September 2013, 00:04 Uhr
Zeitgeschichte-Tage:  Erst global, dann regional
Karikatur zur Lage 1913 aus der »Neuen Warte am Inn«, einer wichtigen Quelle für die Zeitgeschichte-Tage. Bild: Neue Warte

BRAUNAU. Florian Kotanko erklärt, warum die Zeitgeschichte-Tage heuer für die Braunauer besonders interessant werden.

Die 22. Braunauer Zeitgeschichte-Tage stehen vor der Tür. Die erste Rahmenveranstaltung beginnt bereits heute, Donnerstag (siehe Info-Kasten unten). Über die Änderungen im Konzept, den heurigen Schwerpunkt und Interesse an Geschichte generell sprach die Braunauer Warte mit Florian Kotanko, Obmann des Vereins für Zeitgeschichte und Jung-Pensionist als Gymnasiums-Direktor.

 

Sind Sie heuer wissenschaftlicher Leiter der Zeitgeschichte-Tage?

Kotanko: Nein. Es gibt keinen wissenschaftlichen Leiter. Mitglieder des Vereins sind aktiv eingebunden – in die Moderation, Präsentation und Diskussionsleitung, das ist auch im Programm ersichtlich. Für jeden Referenten und jede Referentin ist eine Person aus dem Verein zuständig, das reicht von der Kontaktnahme über die inhaltliche Ausrichtung bis zur Betreuung vor Ort und die Gesprächsleitung. Es gibt auch vereinsexterne Mitarbeiterinnen wie Monika Krahwinkler von „Frau für Frau“ Braunau, weil es inhaltlich gut passt.

Wer hat das Konzept gemacht und das Thema festgelegt?

Gemeinsam. Es hat ein Brainstorming gegeben. Mehrere von uns haben unabhängig voneinander das Buch „1913 – Der Sommer des Jahrhunderts“ von Florian Illies gelesen. Der Aufhänger „Ein Jahr vor dem Ersten Weltkrieg“ war naheliegend. Der Titel „Trügerische Sicherheit“ geht letztlich auf eine Titanic-Karikatur in der Neuen Warte zurück. Die Titanic galt auch als unsinkbar, was sich als trügerisch herausgestellt hat.

War das früher anders, als Andreas Maislinger noch wissenschaftlicher Leiter war?

Mitgeredet hat der Vereinsvorstand auf alle Fälle. Meistens hat Andreas Maislinger, dessen Verdienste keineswegs zu schmälern sind, ein Konzept auf den Tisch gelegt, über das mehr oder weniger diskutiert wurde.

Maislinger und sein Honorar waren auch Thema in Gemeinderatssitzungen. Wie ist das Verhältnis zu ihm jetzt?

Er ist nach wie vor Mitglied des Vorstandes und zu allen Aktivitäten eingeladen. Er bekommt alle Informationen und Protokolle, ist zur Mitarbeit eingeladen. Das ist das eine. Was das Honorar anlangt, muss ich schon sagen, dass die Zuwendungen der Gemeinde 7.500 Euro betragen. Das Land hat 2.000 Euro zugesagt, 400 Euro der Tourismusverband. Wenn man Einnahmen von knapp 10.000 Euro hat, kann man nicht rund zwei Drittel dieses Betrags für einen wissenschaftlichen Leiter ausgeben, weil dann für die Tagung fast nichts mehr übrig bleibt. Wir haben uns dazu bekannt, unter Hochhaltung des Ehrenamts, die Aufgabe selbst zu übernehmen. Der Vertrag mit Andreas Maislinger wurde nicht gekündigt, er ist ausgelaufen.

Was ist heuer bei den Zeitgeschichte-Tagen für die Braunauer Bevölkerung besonders interessant?

Alle Punkte, das ist klar. Es gibt bei jedem Thema zuerst den globalen Blick, der wird dann verengt und fokussiert auf die Region. Die Garnison Braunau als Mosaikstein für die Kriegsvorbereitung der Habsburger Monarchie, das ist ganz lokal. Das spielt zwischen der Salzburger Vorstadt, dem Bahnhof, der Haiden und dem Schießplatz im Lachforst. Gerald Ecker spricht über die Anfänge von Egon Ranshofen-Wertheimer, Regina Kaltenbrunner über die Einflüsse der internationalen Kunstszene auf die regionalen Künstler. Insofern ist das lokal festzumachen. Andererseits, wenn Günther Kronenbitter über „Politische Mentalität und Kriegsbereitschaft“ redet, ist das ein Thema, das auch unsere Gegend betrifft. Es hat Veteranenvereine in Braunau gegeben. Eine emanzipatorische Frauenbewegung hat es – so weit ich weiß – damals in Braunau nicht gegeben. Das Thema spielt aber herein, wie alle anderen auch.

Welche Ähnlichkeiten gibt es zwischen 1913 und 2013?

Modernisierungsverlierer hat es damals auch gegeben, auch neue Beschäftigungsverhältnisse und -möglichkeiten – jetzt fallen auch Berufe weg und neue entstehen. Militärische Konflikte haben wir, nur heißen sie halt nicht mehr Krieg. Wir haben Wirtschaftskrisen, die gab es auch vor 1914, es gab und gibt Handelsauseinandersetzungen und -beschränkungen. Wir haben sehr starke kulturelle Diskussionen, damals die beginnende Moderne. Beispiel dafür ist Aloys Wach, der in München im Zentrum der Kunstszene gelebt hat.

Es gibt aber auch große Unterschiede wie die Monarchie, die Wohlstandsverteilung ...

Ja, es gibt sehr große Unterschiede, zum Beispiel bei den politischen Partizipationsmöglichkeiten. In der österreichischen Reichshälfte wurde zwar 1907 das Wahlrecht für Männer ausgeweitet, aber die Frauen waren ausgeschlossen. Die herrschenden Eliten waren auf wesentlich kleinere Bevölkerungsgruppen reduziert. Die großen Industrien sind aufgekommen. Davon waren wir im Bezirk damals noch nicht betroffen. Es gab nur die Lederfabrik in Mattighofen und einige Sägewerke. Man darf nicht vergessen, dass Braunau damals ganz anders war. Die Stadt hat bei der Ringstraße aufgehört, in Ranshofen waren Wiesen. Nur Steyr war damals Industriestadt.

Botschafter zu sein für ein anderes Braunau-Bild in der Welt, ist das noch ein zentrales Anliegen der Tagung?

Wir haben Referenten aus Marburg an der Lahn, aus Erlangen, Augsburg, dem Salzburger Raum und Wien. Sie alle sind in gewisser Weise Botschafter für ein anderes Braunau-Bild. Eine antifaschistische Bewegung, manifestiert in den Zeitgeschichte-Tagen, ist heuer nicht das Hauptthema, aber ein ergänzendes Braunau-Bild. Es gibt auch die Zusammenarbeit mit dem Kultur-Kino in Bad Füssing. Vielleicht kommen von dort auch Leute zur Tagung.

Warum sollen sich Menschen für Geschichte interessieren?

Ich habe in meinem Umfeld die Erfahrung gemacht, dass sich Leute ab einem bestimmten Alter für die Familiengeschichte interessieren. Dann kommt man zwangsläufig zu den Umständen, in denen diese Familie gelebt hat. Damit interessiert man sich für Geschichte. Schwierig ist, Jugendliche für Geschichte zu begeistern. Das Internet bietet aber tolle Möglichkeiten. Sehr wichtig war auch die Digitalisierung der Neuen Warte.

Wie ist Ihre Geschichtsbegeisterung entstanden?

Das ist familiär bedingt. Mein Vater war Geschichte-Lehrer in der Hauptschule in Braunau. Es gab Bücher zu Hause. Und durch das Reisen, das war faszinierend.

Zur Zukunft: Wie geht es 2014 weiter?

Was wir nächstes Jahr machen, weiß ich noch nicht. Mit einer Tagung über 1914 kann man meiner Meinung nach nächstes Jahr nur untergehen, weil die ganze Welt voll ist von Veranstaltungen dazu. 2014 ist auch 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dann hätten wir wieder einen Kontext zur NS-Vergangenheit. Das ist aber noch nicht entschieden.

 

Zeitgeschichte-Tage

„Trügerische Sicherheit. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs“. 22. Braunauer Zeitgeschichte-Tage von Freitag, 27., bis Sonntag, 29. September, im Gugg-Kulturhaus (Programm folgt).

Ausstellung „Fin de siecle – Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts“ im Bezirksmuseum Herzogsburg in Braunau. Eröffnung am Donnerstag, 12. September, um 19.30 Uhr. Leo Maier liest Texte mit Bezug zum Jahr 1913. Ein Trio der Landesmusikschule spielt die „Suite für Violine, Klarinette und Klavier“ von Darius Milhaud. Der Museumsverein bietet bis 5. Oktober Einblick in seine Sammlung von Kunstwerken des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Filmabend „Europas letzter Sommer“ am Donnerstag, 26. September, um 19.30 Uhr in der Filmgalerie Bad Füssing.

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