Wenn aus dem "Gotteslob" Papierengerl werden

LEONDING. Nicht alle der 125.000 alten Gotteslob-Bücher landen im Altpapier. In der Pfarre St. Michael in Leonding werden aus den Seiten Papierengerl gebastelt.
Seit vergangenen Sonntag singen die meisten Kirchenbesucher in Oberösterreich aus dem neuen "Gotteslob". 125.000 Stück wurden allein hierzulande bestellt. Die neuen sind fast überall schon da, doch wohin mit den alten Büchern? Die meisten Pfarren entsorgen ihre Gesangs- und Gebetsbücher nach Entfernen des Umschlages in der Altpapiertonne. "Vorher sollte aber noch eine letzte Würdigung stattfinden, schließlich sind das Gebetsbücher, die man nicht einfach so wegschmeißen kann", sagt Johann Stockhammer vom Kirchenmusikreferat der Diözese.
Nützliche Recycling-Engerl
Einige Pfarren haben allerdings kreativere Lösungen für die Zukunft der alten Bücher gefunden als das Einstampfen. Einen besonders kreativen Verwendungszweck haben sich Mitarbeiter der Pfarre St. Michael in Leonding einfallen lassen. Dort werden aus den "Gotteslob"-Seiten Papierengerl gebastelt. "Falten, kleben, schneiden, Köpfchen auffädeln, und schon ist es fertig", erklärt Pfarrsekretärin Maria Enengl die Schritte. Die Papierengerl eignen sich nicht nur als Christbaumschmuck oder als Geschenk, sondern unterstützen die Pfarre auch finanziell. Nächste Woche, wenn in St. Michael zum ersten Mal aus dem neuen "Gotteslob" gesungen wird, werden die Engerl aus dem alten "Gotteslob" verkauft. Der Erlös soll die neuen Bücher mitfinanzieren. "Wir haben uns die Idee aus Pfarren in Deutschland abgeschaut", sagt Maria Enengl, die gemeinsam mit Maria Hollerbeck die Papierengerl-Aktion organisierte.
Einen Nachmittag lang haben sich acht Personen getroffen und gemeinsam rund hundert Engerl gebastelt. Einen weiteren Basteltermin soll es noch diese Woche geben. "Mitmachen kann jeder. Wir haben viele Pfarrangehörige angesprochen und angeschrieben. So ein Engerl ist auch schnell gemacht. Es ist nicht schwer, es sind zwar viele, aber einfache Schritte", sagt Pfarrsekretärin Enengl.
Verwendungsideen
Bücher als Werkstoff
Sepp Pfeiffer vom Sozialprojekt „Kunst vom Rand“ wollte alle alten „Gotteslob“ für sein Projekt „Altstoff Buch als Werkstoff“ verwenden. „Das wären in Summe 3,6 Millionen Bücher gewesen. Geklappt hat es nicht, das macht mich zutiefst traurig“, sagt er.
„Gotteslob“ verschenken
In der Stadtpfarre Braunau wird das neue „Gotteslob“ Anfang Februar das erste Mal verwendet. Ein paar der alten Bücher werden aufgehoben. „Den Rest bieten wir den Kirchenbesuchern als Geschenk an“, sagt Pfarrer Wolfgang Schnölzer.
Anleitung zur Entsorgung
Unter gotteslob.at sind Modelle für die verabschiedende Würdigung des alten „Gotteslob“ ersichtlich. Nach dem Schlussgebet folgt ein bewusstes „Aus-der-Hand-Geben“ der alten Bücher nach abschließenden Worten des Leiters. Anschließend gemeinsames Gebet in „der Situation der Veränderung“.