Über ein kleines Dorf wächst langsam Gras
GOLDWÖRTH / WALDING. Seit dem Hochwasser 2013 siedeln viele Hagenauer ab. Bald werden nur noch einzelne Gehöfte übrig sein.
Hagenau verschwindet. Dort, wo noch vor wenigen Monaten schmucke Einfamilenhäuser standen, wuchern jetzt satte Wiesen. Nur vereinzelte Schutthügel und ein einsamer Bagger neben einem Feld zeugen von den Abrissarbeiten.
370.000 Euro hat Helmut Gruber draufgezahlt. Das Geld aus der Ablöse für sein altes Haus im Goldwörther Ortsteil Hagenau (Bezirk Urfahr-Umgebung) reichte nicht einmal ansatzweise für den Neubau auf dem Mursberg in Walding aus. "Wir hätten eine echte Abfertigung und nicht ein Trinkgeld gebraucht", sagt er. Seine Finanzen machen ihm ein wenig Sorgen. Mindestens 20 Jahre lang wird er die neuen Kredite abzahlen müssen. Er ist nicht der einzige Hagenauer, der durch das Absiedeln eine große finanzielle Last zu stemmen hat. Grubers neuer Nachbar in Walding ist ein alter Bekannter aus Hagenau.
Dieter Prischl wohnte bis vor wenigen Wochen in Hagenau 23. Auch er und seine Lebensgefährtin hatten nach dem Hochwasser 2013 genug. Auf dem Mursberg haben sie sich einen modernen Bungalow samt Swimmingpool gebaut – weit oberhalb der Überflutungszonen unten im Eferdinger Becken. Das Geld aus der Ablöse für ihr altes Heim in Hagenau war schnell verbraucht. Wie viel er aus eigener Tasche für den Neubau dazuzahlen musste, hat sich Prischl noch nicht genau ausgerechnet: "Ich kann aber sagen, dass es da um eine gewaltige Stange Geld geht."
Der Mursberg in Walding ist das neue Hagenau. Acht Bauparzellen wurden hier für die Hochwasser-Siedler von der Gemeinde bereitgestellt. Ein Angebot, das viele Hagenauer im Vorjahr dankbar annahmen. "Am Anfang war es eine Katastrophe, als wir nach Gründen gesucht haben. Alle Verkäufer verlangten Wucherpreise, weil sie wussten, dass wir keine Wahl haben", sagt Gruber mit einer verächtlichen Handbewegung. Dass jemand seine Notsituation aus Gier derart ausnützen wollte, ärgert ihn bis heute maßlos.
Die Entscheidung, Hagenau zu verlassen, sei eine der schwersten seines Lebens gewesen, sagt er. Monatelang wog er das Für und Wider ab. Schließlich sei es aber eine Vernunftentscheidung gewesen, das alte Haus aufzugeben. Dass er gemeinsam mit mehreren ehemaligen Hagenauern hier auf dem Mursberg gelandet ist, ist ihm zumindest ein kleiner Trost: "Alleine hierher zu ziehen, wäre mit Sicherheit schlimmer gewesen. Gemeinsam geht alles leichter."
Vollkommen wird Hagenau aber trotz der Absiedlungen nicht von der Landkarte verschwinden. Familie Weinzierl wird bleiben. 80 Hektar bewirtschaftet sie im Eferdinger Becken. Der bloße Gedanke, dass der alte, prachtvolle Vierkanthof der Abrissbirne hätte zum Opfer fallen können, lässt Altbauer Franz Weinzierl erschaudern: "Ich hab’ hier mein ganzes Leben verbracht und schon drei große Hochwasser erlebt. Das schlimmste war 1954. Wir kamen aber jedes Mal irgendwie damit zurecht", sagt der 81-Jährige. Die Entscheidung, ob der Hof bleiben soll oder nicht, überließ Weinzierl seinem Sohn. "Als er gesagt hat, dass sie bleiben möchten, ist mir ein Riesenstein vom Herzen gefallen."
„Die einzige Chance für Goldwörth“
Goldwörth. „Natürlich ist bei so einem Projekt nicht alles perfekt“, sagt Johann Müllner (VP), Bürgermeister von Goldwörth. Seit dem Hochwasser 2013 dominiert die Flut sein politisches Schaffen. Absiedlungen, Schutzprojekte, Bürgerinitiativen, ungezählte Sitzungen und Besprechungen mit Vertretern des Landes und Bundes sind seine Tagesordnungspunkte.
Müllner hat in den vergangenen drei Jahren viel über Hydrologie und Förderrichtlinien gelernt. Das Hochwasserschutzprojekt für das Eferdinger Becken, dessen Pläne derzeit fertig gestellt werden, ist laut Müllner „die einzige Chance für Goldwörth, um als eine Gemeinde eine Zukunft zu haben“.
Ohne den Ringwall, der das Gemeindezentrum vor künftigen Überflutungen schützen soll, würden immer mehr Einwohner den Ort verlassen, ist der Bürgermeister überzeugt. Prinzipiell sei er mit den Plänen für das Schutzprojekt zufrieden, sagt Müllner. Nur bei der Positionierung des Dammes sieht er noch Verbesserungpotenzial. „Es wäre für uns sehr wichtig, dass der Sportplatz noch innerhalb des Dammes liegt. Das versuchen wir derzeit beim Land noch durchzusetzen. Wenn es so bleibt wie geplant, hätten einige Goldwörther den hohen Damm direkt vor ihrer Haustüre.“
Nicht alle Bürgermeister im Eferdinger Becken sind mit den Planungen des Landes glücklich. Franz Allerstorfer (SP) aus Feldkirchen an der Donau kündigte bereits an, den Entwürfen nicht zustimmen zu wollen.
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interessante Beiträge hier, nur hat irgend wer schon diese "Acht Bauparzellen" jemals gesehen ?
Vielleicht kommst ja wieder her: was weißt Du über die Grundstücke? Würd mich interessieren.
Man weiß so viel. Und tut nichts. Klimawandel bedeutet Erwärmung, mit jedem Grad mehr steigt auch die Verdunstungsmenge des Wassers. Somit mehr Regen, Starkregen, Hochwasser.
Statt flächendeckenden naturnahen Rückhalte- und Wasserspeichermaßnahmen, weiter Versiegeln und Verdichten und Betonieren ...
Ich möchte hinter den Hochwasserdämmen in Linz nicht wohnen, subjektive Angstminderung gleich Null...
Das alles ist zwar tragisch. Aber dadurch, dass ich kein Sozialist bin, habe ich kein Vertrauen auf die Gesellschaft aka socies und keine Hoffnung auf die richtigen Entscheidungen der Oberen in einer Hierarchie. Nicht einmal in einer wissenschaftlichen.
Sozialistin bin ich auch nicht. Trotzdem geht Leben nicht ohne Vertrauen, ohne Wissenschaft womöglich schon
Von den zuständigen Beamten auf Landes und Bundesebene kann man nur Staudämme erwarten und keine Biotope.
Eine Verhässlichung unserer Landschaft sondergleichen bei massiver Umweltschädlichkeit...
Was reg ich mich auf...
Hinter den Hochwasserdämmen von Linz ist es furchterregend, absolut still und menschenleer.
Aber sie haben gehalten und wurden wieder abgebaut.
Servus, Chopin! Kennst den Verein DV Donau Hochwasser - 20% ?
Voi cool, die plädieren für naturnahen Wasserbau, Sümpfe statt Steckwände...
Nein, den Verein kenne ich nicht, aber ich mach mich schlau..
[url]http://www.hochwasser-20.com[url]
[url]http://www.initiative-aist.at[url]
Danke herzlich übrigens für weitergeleitete Erheiterung
Vergiss nicht auf den Schrägstrich am Ende, du Vergessmichnicht...
Siehst Du, lass mir was sagen von Dir, innerhalb einer Minute
Zweiter Versuch, obs jetzt klappt?
http://www.hochwasser-20.com
http://www.initiative-aist.at
Die Absiedler beschweren sich über zu wenig Ablöse? Es ist ein Angebot, niemand wird dazu gezwungen zu gehen, soviel ich weiß. Aber ein Pool ist sich scheinbar trotzdem am Mursberg noch ausgegangen...
Wird halt doch nicht so einfach sein wenn man sich ein Haus und Pool erarbeitet,erspart hat auf regulär gewidmeten Bauland und dann muss man ein neues grundstůck zu 100% ein 2.mal aus der eigenen Tasche finanzieren und 20% von hauswert fehlen auch....oder was meinen sie, gratistester?
@kaunsnetglaunb: einerseits gebe ich Ihnen recht, andererseits frage ich mich immer wieder an welchen Plätzen Menschen hunderttausende Euros verbauen...vielleicht sogar "sicherheitshalber" mit speziell dichtem Keller, etc.
Welche Informationen Jenen zur Verfügung standen, die in den vergangenen Jahrzehnten dort gebaut haben wäre in Anbetracht der Klagen über die Höhe der Förderungen nicht bedeutungslos.
@Gratistester:
Da spricht nur der Neid. Wenn die zur höheren Einkommensschicht gehören - warum nicht Pool etc.
Und wenn man die persönlichen Verhältnisse der Aussiedler nicht kennt darf man auch nicht urteilen!
Vielleicht entfallen bei jene in den nächsten Jahren teure Fernreisen und man fährt einen Audi, BMW oder Mercedes (alphabetisch gereit) um mindestens eine Klasse niedriger.
... die Automarken sind natürlich alphabetisch gereiht !
Jaguar. Februar
Jaguar - aus dem (zukünftigen) EU-Ausland, nein danke.
Für mich muss es kein deutsches Auto sein, aber alle bisherigen waren aus der EU.
Einen Jaguar S hätte ich gern einmal gehabt, mit "nur" 6 Töpferln notfalls, 8 natürlich lieber. Und keine weißen Sitze wengan Quand.
Vielleicht, eher wahrscheinlich, sehen und verstehen sich die Aussiedler als Geschädigte der Obrigkeit, nicht einer höheren Macht.
So ähnlich wie die Aussiedler im Amazonasgebiet, die auch einem Kraftwerk weichen müssen und für die unsere Gutmenschen literweise Mitgefühl zeigen.
Aber das ist ja ganz was anderes.
Ja, die Geschädigten sagen zum Teil: die Gemeinde ist die höhere Gewalt.
Für viele wäre ohnehin eine Wohnung besser, das Statusdenken läßt es nicht zu.
Dass alte Hütten nicht zum Neuwert einer modernen Bleibe abgelöst werden, ist wohl klar. Aber sudern, wenn das Landesgeschenk nicht genug ist.
Superheld:
Aber neben dem Begriff Neuwert und Zeitwert (ist ja sehr gering, nicht nur wegen des Alters und Abnützung des Gebäudes, sondern wegen der gefährdeten Lage im Hochwassergebiet) gibt es auch noch
den Begriff Wiederbeschaffungswert.
Und man kann davon ausgehen, dass in solchen Fällen die Ablöse immer unter dem Wiederbeschaffungswert liegt.
Ihr Statusdenken scheint nicht zuzulassen dass Sie Ihren Senf zu Dingen abgeben wovon Sie keine Ahnung haben.Fůr Sie wär ein Radl statt einem Auto grod Recht...und net sudern wenn es regnet.
Wauns a wossa einlaufen lossn und Fische wiads donn a unterwossa Fischerdorf ?
Grundstůcke zu Wucherpreisen.Typisch.Østerreicher untereinander helfen nicht zusammen,auch nicht in der Not.Schade.
Die Familien, die jetzt wo anders ganz neu anfangen müssen, tun mir furchtbar leid.
Aber angesichts des Klimawandels ist in Zukunft vermehrt mit Wetterkapriolen und daher auch mit Überschwemmungen zu rechnen. Daher gibt und gab es keine Alternative zur Absiedelung.
Müsste ich dort leben, so könnt ich bei Regen nicht mehr schlafen.
vom Leidtun werden die viel davon haben ...
Von Ihren doofen Sprüchen nicht weniger.