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Seit 75 Jahren vermisst: Nun kann Georg endlich ruhen

Von Gerhild Niedoba, 09. Oktober 2018, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Oberösterreichs ältester Vermisstenfall ist gelöst
Bild: privat

EBENSEE/SANKT MARTIN IM INNKREIS. Oberösterreichs ältester Vermisstenfall ist gelöst – 17-Jähriger fiel an seinem Geburtstag im Höllengebirge in eine Doline.

Es sollte eine besondere Feier zum 17. Geburtstag werden. Gemeinsam mit Freunden war der Jubilar und begeisterte Wintersportler Georg Koppelstätter aus St. Martin im Innkreis mit der Seilbahn auf den Feuerkogel im Höllengebirge gefahren, um auf der Rieder Hütte zu feiern. Damals, das war zwei Tage nach dem Heiligen Abend im Jahr 1943. Es sollte aber nicht nur gefeiert und gelacht werden.

Auf Weg zu Seilbahn verunglückt

Um die illustre Runde noch musikalisch unterhalten zu können, hatte sich Georg erneut von der Hütte Richtung Seilbahn aufgemacht, um im Schneetreiben seine dort noch lagernde Ziehharmonika zu holen. Um möglichst schnell wieder zurückzukehren, fuhr der begnadete Harmonikaspieler mit seinen Skiern. Auf dem Weg zur Station verliert sich seine Spur. Der 17-Jährige sollte nicht mehr zurückkommen.

Es gab viele Mutmaßungen. "Wahrscheinlich geriet er in einen Schneesturm oder in eine Lawine", hieß es etwa Tage später in der "Oberdonauzeitung" (s. Faksimile). Hinter vorgehaltener Hand war aber auch gemunkelt worden, dass der "Schorschi", wie er auch genannt wurde, womöglich untergetaucht sei. Immerhin war Krieg – weshalb der Bäckermeistersohn bereits einen Einberufungsbefehl für die Zeit nach seinem 17. Geburtstag hatte.

Plötzlich freigegeben

Erst sieben Jahrzehnte später sollte endlich die Wahrheit ans Licht kommen. Höhlenforscher, die im Jahr 2016 im Höllengebirge am Werk waren, stießen plötzlich auf mehrere gut erhaltene Gegenstände. Dinge, die Georg am Tag des Unglücks bei sich hatte: Teile seiner Skier und Skistöcke, Schuhe und seinen Gürtel. Aufgrund der Machart war rasch klar, dass es sich bei den Fundstücken um sehr alte Modelle handeln müsse. In einer dicken, kompakten Schneeschicht verpackt, waren diese noch gut erhalten. Und nun wie durch ein Wunder von der Natur plötzlich freigegeben worden.

Davon inspiriert, suchten die Wissenschaftler fieberhaft nach weiteren Ansatzpunkten. So lange, bis sie schließlich in der Doline "Große Quetsche", einer rund 60 Meter langen Kluft mit einer Gesamttiefe von 25 Metern, schließlich auf die Gebeine des jahrzehntelang Vermissten stießen. Jenes Vermissten, der durch sein plötzliches Auftauchen nun Geschichte schreibt. "Das ist der derzeit älteste uns bekannte Vermisstenfall, der nun geklärt worden ist", sagte der Vermisstenfahnder des Landeskriminalamts, Thomas Löfler, gestern auf Anfrage der OÖNachrichten.

Doch die Bergung der sterblichen Überreste des Langzeitverschollenen sollte sich schwieriger gestalten als angenommen. Monatelang versuchten Alpinpolizisten, die Knochen auszuheben und ins Tal zu bringen. Aufgrund der massiven Schneelage bisher vergeblich.

Erst durch den heurigen heißen und vor allem sehr trockenen Sommer passten Ende September endlich die Voraussetzungen. Einsatzkräfte der Alpinpolizei Gmunden konnten die Gebeine ins Tal bringen.

Keine lebenden Verwandten

"Als ich die Nachricht darüber erhielt, hat mich das sehr berührt", sagte gestern eine Einheimische, die mit Georgs Mutter sehr gut befreundet und vertraut war, den OÖNachrichten. "Nachdem seine Eltern schon verstorben sind und er ein Einzelkind war, dürfte es wohl keine lebenden Verwandten geben", sagt die 61-Jährige, die anonym bleiben möchte. "Georgs Mutter Hedwig hat bis zuletzt gehofft, dass ihr Sohn noch lebt. Sie hatte so eine Sehnsucht nach ihm. Sie hat viel für ihn gebetet, jetzt ist ihr Gebet erhört worden – wenn auch in anderen Dimensionen", sagt die Frau, die den Vermissten nur von Fotos kennt. "Im ganzen Haus, in der Küche, im Schlafzimmer – überall waren Fotos von ihm", sagt sie.

Deshalb, und weil immer wieder das Gespräch auf Georg kam, habe auch sie selbst eine Art Bindung zu ihm aufbauen können. Umso bedeutender war auch für sie, dass die Gebeine des Vermissten nun nach 75 Jahren beigesetzt werden konnten. "Er liegt im Grab seiner Eltern. Endlich konnte ich ihn mit ihnen zusammenbringen."

 

 

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7  Kommentare
7  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Katzenkoerberl (1.838 Kommentare)
am 09.10.2018 20:46

Sehr traurig und berührend! Was hätte aus ihm werden können? Hoffentlich musste er nicht lange leiden damals. Denke ich mir auch oft wenn Soldatengräber, egal welchen Zeitalters, aufgefunden werden... Die Schicksale und die vielen unglücklichen Angehörigen.... Ruhe in Frieden, das ewige Licht möge dir leuchten!

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 09.10.2018 16:01

Wie gut, dass er seine letzte Ruhe gefunden hat! Das wünsche ich jedem Vermissten!
Auch wenn keine Hinterbliebenen mehr da sind.

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jungerstock (262 Kommentare)
am 09.10.2018 11:41

Ruhe in Frieden!

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gehoarg (413 Kommentare)
am 09.10.2018 11:01

Er wollte seine Ziehharmonika holen und die Doline heißt "Große Quetsche".

Zufall? Ich denke nicht!

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 09.10.2018 22:20

Schade, dass du nicht denkst.

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INKA7 (166 Kommentare)
am 09.10.2018 10:09

Mein Vater, der damals 16 Jahre alt war, hat uns Kindern manchmal davon erzählt, welche Tragödie es für die Gruppe junger Menschen war, als einer von ihnen zu Weihnachten 1943 zwischen Feuerkogel und Riederhütte vermisst wurde. Und nie wieder gefunden wurde! Alle haben nach dem Schorschi gesucht, immer wieder, ohne ihn je zu finden. Diese Freunde wurden durch den Kriegsdienst ab 17 Jahren mit unendlichen Grausamkeiten konfrontiert. Dennoch, der Tod eines Freundes zu Weihnachten und bei seiner eigenen "Geburtstagsfeier" hat sie zutiefst erschüttert. Endlich wurden seine sterblichen Überreste gefunden und geborgen. Danke an Beteiligten!

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Sommergewitter (1.104 Kommentare)
am 09.10.2018 00:52

Hoffentlich hatte er die Gnade eines schnellen Todes.

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