Plastiksackerl-Verbot: "Die Moral beim Mülltrennen wird sich verbessern"

WIEN / LINZ. Abfall-Experte der Linz AG hofft, dass die Bevölkerung mehr Plastikmüll trennt Auch Lebensmittelhändler sind für Verbot ab 2020, wünschen sich aber Übergangsfristen.
Schon 2020 soll – so der Vorschlag von Umweltministerin Elisabeth Köstinger (VP) – in Österreich Schluss sein mit Plastiksackerln im Einzelhandel: das Verbot soll nicht nur für Supermärkten, sondern auch für Modegeschäfte, Apotheken, Imbissbuden und dergleichen.
Auf die Mülltrenn-Moral werde sich diese Maßnahme positiv auswirken, vermutet Erich Ehrentraut, der Verbrauchsleiter für Abfälle in der Linz AG. "Jeder schaut einfach ein bisschen mehr darauf, weniger Plastikmüll zu produzieren, wenn kritisch darüber diskutiert wird." Die Trennmoral zu erhöhen, sei auch notwendig, sagt Ehrentraut. Denn nicht einmal 50 Prozent des Kunststoffabfalls (3700 Tonnen pro Jahr) landen in Linz jährlich in den dafür vorgesehenen "gelben Tonnen".
5200 Kilo Plastikmüll werde hingegen im Restabfall entsorgt, muss aufwändig von Metallstoffen getrennt werden, ehe dieser "thermisch verwertet", also verbrannt und in Fernwärme bzw. Strom verwandelt wird.
Für "Übergangsfristen"
Auch die Handelstreibenden sind für das Verbot. Allerdings: "Es braucht Übergangsfristen, weil wenn ein Händler noch viele mit Logo bedruckte Taschen vorrätig hat, kann er diese nicht einfach vernichten", sagt Johannes Jetschgo, der Obmann des Landesgremiums Lebensmittelhandel in der oberösterreichischen Wirtschaftskammer. Diese Taschen sollten weiter unbefristet verwendet werden dürfen. Schon heute gebe es zahlreiche Händler, die bereits freiwillig auf Bioplastik-Sackerl oder auch Textil-Taschen umgestiegen seien.
Von einem "ersten positiven, aber längst überfälligen Schritt im Kampf gegen Wegwerfplastik", sprach gestern Umweltschutz-Landesrat Rudi Anschober von den Grünen. Er verweist auf die Plastikstrategie-Richtlinie der Europäischen Union, die ein Verbot von bestimmten Plastikprodukten (etwa Einweggeschirr, Trinkhalme und auch Trinkbecher) ab 2021 und ein Aus für Plastikflaschen bis 2025 vorsehe. Köstinger müsse sich dafür einsetzen, dass die EU-Richtlinie "nicht verwässert" werde und "Schlupflöcher ausgeschlossen" seien, sagte Anschober.
Umweltanwalt: "Symbolwert"
"Die Maßnahme hat Symbolwert, aber wenn es nur bei Symbolpolitik bleibt, wäre das zu wenig", sagt Martin Donat, der oberösterreichische Umweltanwalt. Man müsse das ganze System der Ver- und Entsorgung neu denken und organisieren. So könne zum Beispiel durch städtischen Gartenbau ("Urban Gardening") Verpackungsmüll vermieden werden.
Greenpeace warnt davor, Plastiksackerl durch Bio-Plastik oder auch Papier zu ersetzen. Denn dies führe nicht zu einer geringeren Abfallmenge, sondern nur zu einer Problemverlagerung. Die beste Lösung seien Mehrweg-Sackerln aus Textilien.
Dieses Thema wurde in der gestrigen Sendung von OÖN-TV behandelt:
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