Blutskandal mit tausenden Opfern Zwei Angeklagte in Linz vor Gericht
LINZ. Zwölf Jahre nach Bekanntwerden eines internationalen Pharma-Skandals mit verseuchten Blutplasma-Medikamenten müssen sich ab Oktober zwei Oberösterreicher wegen schwerem Betrug und vorsätzlicher Gemeingefährdung zehntausender Menschen verantworten.
LINZ. Zwölf Jahre nach Bekanntwerden eines internationalen Pharma-Skandals mit verseuchten Blutplasma-Medikamenten müssen sich ab Oktober zwei Oberösterreicher wegen schwerem Betrug und vorsätzlicher Gemeingefährdung zehntausender Menschen verantworten.
Von Robert Stammler
Es ist ein Mammutprozess, der die österreichische Justiz seit 1996 beschäftigt, und der am 9. Oktober vor einem Schöffensenat am Landesgericht Linz starten wird.
Die mutmaßlichen Haupttäter aus den USA, der Schweiz, Südafrika und Oberösterreich sollen zwischen 1993 und 1996 in Afrika (u.a. in Simbabwe, dem Land mit der weltweit höchsten AIDS-Erkrankungsrate, Anm.) zu Spottpreisen HIV- und Hepatitis-verseuchte Blutplasma-Konserven eingekauft haben. Diese sollen die mutmaßlichen Täter über Import-Tricks – offiziell ging es um diagnostische Präparate „für die Wissenschaft“ – nach Österreich gebracht haben. Hier sollen die verseuchten bzw. abgelaufenen (teilweise verdorbenen) Blutprodukte im Wege der bloßen Umetikettierung zu teurem „westeuropäischem“ Blutplasma „veredelt“ worden sein. Diese Produkte wurden zu Höchstpreisen als kreislaufstabilisierende Pharmazeutika („Albupan“) u.a. nach Indien und China weiterverkauft.
Das deutsche Nachrichten-Magazin „Stern“, das den Skandal damals aufdeckte, berichtete von mindestens 47.000 (teils schwer erkrankten) Opfern in Indien. Als Drehscheibe für den mutmaßlichen Zertifikats- und Etikettenschwindel diente damals eine mittlerweile in Konkurs gegangene „Blutbank“ in Gallneukirchen. 1996 stellte die Polizei in einem Zollfreilager am Flughafen Wien-Schwechat zahlreiche verseuchte Plasmakonserven sicher.
Die Staatsanwaltschaft Linz ermittelte anfangs auch gegen ausländische Verdächtige, musste die Ermittlungen aber mangels „Inlandsbezugs“ wieder einstellen. Nunmehr müssen sich zwei Verantwortliche der Gallneukirchner Firma „Albovina“ vor dem Strafgericht verantworten. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Alleine das Gutachterverfahren dauerte Jahre. „Viele Sachverständige erweckten den Anschein der Befangenheit oder lehnten Gutachtensersuchen überhaupt ab. Grund war der enorme Aktenumfang“, sagt der Linzer Ankläger Dietmar Gutmayer.