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Bestattet im Feuer

Von Roman Sandgruber, 03. November 2018, 00:04 Uhr
Bestattet im Feuer
Bild: colourbox.com

Aus der Hallstattzeit gibt es Erd- und Brandgräber, wobei es die Reichen und Vornehmen waren, die verbrannt wurden.

Die Toten zu bestatten gehört in der Bibel zu den sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit. Auf welche Art diese Bestattung aber erfolgt, hielt schon der heilige Kirchenvater Augustinus für das künftige Seelenheil der Toten für irrelevant. Die Bestattungsformen, ob begraben, verbrennen, einbalsamieren, den Tieren überlassen oder dem Wasser übergeben, wechselten immer wieder, wobei religiöse, hygienische und wirtschaftliche Gründe eine Rolle spielten.

Aus der Hallstattzeit gibt es Erd- und Brandgräber, wobei es die Vornehmen und Reichen waren, die verbrannt wurden. Bis ins zweite Jahrhundert nach Christus dominierte im römischen Weltreich die Feuerbestattung, während die Christen und andere östliche Auferstehungsreligionen die Brandbestattung ablehnten. Als ihr definitives Ende gilt das Jahr 785, als Karl der Große alle Feuerbestattungen in seinem Reich untersagte.

Erst mit der Aufklärung wurde die Leichenverbrennung in Europa wieder ein Thema, auch wenn es vorerst an modernen Verbrennungsmethoden fehlte, bis Friedrich Siemens mit seinem Regenerativofen 1873 eine praktikable Lösung präsentierte. 1885 wurde in Wien der Verein der "Freunde der Feuerbestattung – Die Flamme" gegründet. Da dieser vor allem von agnostischen und antiklerikalen Persönlichkeiten und Parteien unterstützt wurde, wurde die Auseinandersetzung zum Kulturkampf, und die Kirche untersagte die Teilnahme. 1922 trennte sich der Arbeiter-Zweig der "Flamme" von dem ursprünglich eher deutschnationalen und liberalen Verein und nannte sich "Arbeiter-Feuerbestattungsverein Die Flamme".

Wie Tempel ohne Gott, die sich von Kirchen wenig unterscheiden, wurden die Krematorien am Wiener Zentralfriedhof oder im Linzer Urnenhain gebaut. Auch die monumentalen Grabmale der langen Reihe der sozialdemokratischen Linzer Bürgermeister am Urnenfriedhof sind mit ihren riesigen Stahlplatten und Granitblöcken nicht Denkmale der Vergänglichkeit, sondern der Ewigkeit. Den Nationalsozialisten hingegen diente die Einäscherung nicht nur zum Kirchenkampf, sondern auch zur Spurenbeseitigung und Verwischung der Schreckensherrschaft in ihren Konzentrations- und Vernichtungslagern.

Das beeinflusste noch lange die Einstellung zur Einäscherung. Erst 1966 wurde von Kirchenseite die Feuerbestattung der Erdbestattung gleichgestellt. Gab es 1995 in Österreich nur 16,2 Prozent Feuerbestattungen, so waren es 2017 bereits fast 45 Prozent. Die Gründe sind vielfältig. Sicher ist es nicht mehr ein Protest gegen die Kirche oder gegen Gott, sicher auch nicht ein materielles Motiv, auch wenn eine Feuerbestattung inzwischen billiger ist als eine Erdbestattung. Vielleicht ist es sogar wieder die alte Vorstellung, dass im Verbrennen der Körper sich quasi vergeistigt und zum Himmel hinaufsteigt.

 

Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz. 

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