Neuer Asche- und Lavastrom behindert Rettungsarbeiten
GUATEMALA-STADT. Nach dem verheerenden Vulkanausbruch in Guatemala vom Sonntag ist die Zahl der Toten auf mehr als 100 gestiegen.
Am Donnerstagabend (Ortszeit) meldete das forensische Institut des lateinamerikanischen Landes 109 Tote - zehn mehr als noch am Vortag. Unter den Todesopfern war auch ein achtjähriger Bub. Weit mehr als 100 Menschen werden noch vermisst.
Die Helfer mussten am Donnerstag im Gebiet um den Volcán de Fuego (Feuervulkan) die Bergungsarbeiten temporär einstellen, da der Berg immer wieder rumorte und Lavaströme ausspuckte. Zudem gefährdeten Schlammlawinen, die durch Regen entstanden waren, die Einsatzkräfte, wie der Katastrophenschutz Conred mitteilte. Der Vulkan war am Sonntag mit voller Kraft ausgebrochen, Lavaströme zerstörten dabei ganze Ortschaften.
Ermittlungen eingeleitet
Die Staatsanwaltschaft Guatemalas untersuchte unterdessen, ob die Menschen um den Vulkan rechtzeitig in Sicherheit gebracht wurden. Es seien Ermittlungen eingeleitet worden, um zu prüfen, ob die nötigen Schritte unternommen worden seien, hieß es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft.
Zuvor war in den guatemaltekischen Medien Kritik am Katastrophenschutz und dem Institut für Vulkanologie laut geworden. Den Behörden wurde vorgeworfen, das Gebiet um den Vulkan nicht evakuiert zu haben, nachdem der Berg am Sonntagvormittag bereits rumort hatte. Conred-Leiter Sergio García Cabañas erklärte, das Vulkanologie-Institut habe Alarmberichte veröffentlicht - jedoch sei nicht absehbar gewesen, wo die Lavaströme abgingen.
Die Regierung Guatemalas, das Außenministerium und der Katastrophenschutz baten gemeinsam um internationale Hilfe. Es werde eine Anfrage auf internationale Unterstützung gestellt, sagte Außenministerin Sandra Jovel. Benötigt würden unter anderem Ausstattung für Notunterkünfte, mobile Medizineinheiten und Fachärzte.
Die USA kündigten an, Unterstützung nach Guatemala zu entsenden. Auf Anfrage des Staats würden Notfallausrüstung sowie finanzielle Hilfe für Essen, Trinken und sanitäre Anlagen bereitgestellt. Die US-Luftwaffe hatte zuvor bereits sechs Kinder mit schweren Verbrennungen zur Behandlung in Spezialkliniken nach Texas ausgeflogen.
Hilfe auch aus Mexiko
Auch das Nachbarland Mexiko entsandte nach Angaben des Außenministeriums Hilfe. Ein Ärzteteam und mobile Praxen würden nach Guatemala geschickt, teilte das Ministerium gestern mit.
Die Rettungs- und Bergungsarbeiten in der Katastrophenregion mussten immer wieder unterbrochen werden. Mal machten heftige Regenfälle die Suche unmöglich, dann wieder rumorte der Vulkan und versetzte Anwohner und Helfer in Panik. Das Institut für Vulkanologie meldete den erneuten Abgang eines Asche- und Lavastroms vom Feuervulkan. Dieser sei rund 30 Meter lang und stellenweise bis zu drei Meter hoch. Er habe Felsbrocken und Bäume mitgerissen.
Der Feuervulkan war am Sonntag ausgebrochen, ein Aschestrom zerstörte mehrere umliegende Dörfer. Am Dienstag rauschte erneut ein Strom aus Staub und heißen Gasen die Berghänge hinab.
Seit 2002 ist der etwa 3700 Meter hohe Berg wieder verstärkt aktiv. Erst im Mai brach der Vulkan aus und verursachte eine Schlammlawine.