Syrien: Rasanter Anstieg von Kinderehen
Laut einer aktuellen UNICEF-Studie heiraten 32 Prozent der syrischen Mädchen bevor sie das 18. Lebensjahr erreichen.
Der seit mehr als drei Jahren andauernde syrische Bürgerkrieg zwang nicht nur Hunderttausende in die Flucht, er brachte auch einen rasanten Anstieg von Kinderehen mit sich. Heirateten vor Beginn des Konflikts lediglich 13 Prozent der Mädchen, bevor sie das 18. Lebensjahr erreicht hatten, lag ihr Anteil Anfang 2014 bereits bei 32 Prozent, wie aus einer aktuellen UNICEF-Studie hervorgeht.
Durchgeführt wurde die Studie in Flüchtlingslagern in Jordanien, sie bezieht also nur jene jungen Syrerinnen mit ein, die aus dem Bürgerkriegsland geflohen sind. Die vom UN-Kinderhilfswerk UNICEF genannten Gründe für den Anstieg der Kinderehen spiegeln dementsprechend die Tragödie von Flucht und Vertreibung wieder: Armut, der Wunsch aus gewalttätigen Familienverhältnissen zu entkommen und ganz allgemein das Bedürfnis nach Sicherheit.
Teufelskreis der Armut
Doch die Heirat hat nur selten den erwünschten Effekt, vielmehr geraten die Menschen in einen Teufelskreis sagt Robert Jenkins, Leiter des UNICEF-Büros in Jordanien: "Mädchen, die vor ihrem 18. Geburtstag heiraten, tragen ein erhöhtes Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt. Häufig werden sie auch missbraucht. Weil sie die Schule früh verlassen haben, sind ihre Möglichkeiten, Geld zu verdienen, gering, und sie geraten in einen Teufelskreis der Armut".
Selten sind es laut UNICEF die Mädchen selbst, von denen der Heiratswunsch ausgeht. Meist stammt dieser von einem Elternteil, die endgültige Entscheidung treffe gewöhnlich das männliche Familienoberhaupt, heißt es in der Studie. Zwar seien Kinderehen in Jordanien eigentlich verboten, Ausnahmen seien jedoch weiterhin möglich.
Besonders oft sind jene Mädchen betroffen, die keine Schule besuchen. Ihr Risiko verheiratet zu werden, ist laut UNICEF sechsmal höher als bei Mädchen, die eine weiterführende Schule besuchen. Für jene Bräute, die noch eine Schule besuchen, ist es nach der Ehe meist damit vorbei: Nur wenige der Kinderbräute würden die Schule abschließen, meistens würden die ehelichen Pflichten nach kurzer Zeit Priorität erlangen.