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Der smarte Farmer und seine digitalen Knechte

Von Marina Mayrböck, 05. April 2018, 17:04 Uhr
Der smarte Farmer und seine digitalen Knechte
Digitalisierung hat im Kuhstall längst Eingang gefunden. Bild: Smartbow

UTTENDORF. Neue Technologie als Chance in der Landwirtschaft - darüber sprach ein Experte beim Agrarabend in Uttendorf

Fragt die Kuh den Bauern: "Kommst du in den Stall oder muss ich dir erst eine SMS schicken?" – so weit wird es nicht kommen, sagte Heinrich Prankl kürzlich beim Agrarabend in Uttendorf zum Thema "Tradition trifft Innovation". Der Leiter für Forschung und Innovation und stellvertretender Direktor der HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg ist jedoch überzeugt: Smart Farming, also schlaues Landwirtschaften mit modernster Technik, ist eine neue Chance in der Landwirtschaft.

Roboter, Sensoren, Drohnen, GPS – Digitalisierung hat im Kuhstall und auf dem Feld längst Einzug gehalten. Die digitalen Knechte verändern die Arbeitsweise des Landwirtes. "Der Landwirt ist ein Wunderwuzzi, er muss über viele Dinge Bescheid wissen und ist immer gefordert, sich an Trends anzupassen und zu schauen, dass er den Zug nicht versäumt", sagte Prankl. Er sprach über Teilbreitenschaltung, die per GPS zentimetergenau erfasst, wo auf dem Feld bereits ausgesät wurde und verhindert, dass Flächen etwa doppelt gedüngt werden. Über neue Sensoren, die den Bauern über den Gesundheitszustand einer Pflanze Auskunft geben. Über Satelliten-Informationen, die etwa alle fünf Tage Fotos von den Flächen senden. Und über Apps, automatische Tierfütterungs- und Überwachungssysteme, die alle Daten dokumentieren und dem Bauer helfen, seinen Betrieb effizienter zu bewirtschaften.

Einziges Problem: Die Daten sind schlecht vernetzt und deswegen der Nutzen von Smart Farming (noch) gering. Prankl visioniert ein Farm-Managing-System, in das alle Daten hineingespielt und automatisch dokumentiert werden. "Damit kann der Landwirt die Logistik verbessern, bessere Investitionen tätigen, die Umwelt schonen und Schwachstellen aufdecken. Smart Farming ist der Weg in die Zukunft, um den Betrieb optimieren zu können", sagte Prankl. Der Arbeitsplatz sei nach wie vor draußen und nicht am Schreibtisch, weshalb ein mobiler Internetzugriff noch wichtiger wird. Die digitalen Lücken im Netz zu schließen ist im Innviertel eine Herausforderung.

 

 

 

Starke Rindfleischproduzenten

Digitalisierung bringe auch im Welthandel mit Rindfleisch viele Vorteile, sagte Johannes Minihuber. Der Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse mit Sitz in Linz ist für die Umsetzung der Qualitätsprogramme tätig und setzt sich mit der Entwicklung auf internationalen und nationalen Rindfleischmärkten auseinander. Minihuber stellt Österreich ein gutes Zeugnis aus: "Unsere Stärke ist Qualität. Damit brauchen wir den internationalen Wettbewerb nicht scheuen", sagte er. Oberösterreich sei der stärkste Rindfleischproduzent, viele Rinder stammen aus der Gegend des Bezirkes Braunau. In Österreich werden jährlich zirka 220.000 Tonnen Rindfleisch produziert, "eines von drei Rindern muss über den Export auf dem Markt untergebracht werden", sagte er. Konsumiert werde hierzulande mittlerweile etwas weniger. Das liege an den immer kleiner werdenden Haushalten. Auch eine Verschiebung von traditionellen Rindfleisch-Gerichten hin zu Steaks und Burger ist erkennbar.

(Aus-)Bildung ist künftig das Rückgrat
Bauernkammer-Chef Detzlhofer Bild: OÖN/prinz

(Aus-)Bildung ist künftig das Rückgrat

„Ausbildung war schon in der Vergangenheit immer wichtig, und sie wird auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen!“ Das sagt der Leiter der Braunauer Bezirksbauernkammer, Josef Detzlhofer. Die rasch fortschreitende Digitalisierung in der Landwirtschaft bringe das mit sich.

Dieser Aspekt kam auch beim Agrar-Forum in Uttendorf zur Sprache. Heinrich Prankl betonte die Bedeutung der guten Ausbildung junger Bäuerinnen und Bauern, auch die Landjugend-Vertreter Claudia Knieger und Manuel Scharinger sowie Bezirksbäuerin Christina Huber bestätigten dies. Huber absolviert gerade selbst eine Abend-Fortbildung, wie die Bezirksbäuerin erzählte.

Josef Detzlhofer stellt den Landwirten im Bezirk ein gutes Zeugnis aus: „ Sowohl unsere Kurse am LFI als auch die Online-Kurse werden sehr gut genutzt. Unsere Bauern sind sehr aufgeschlossen!“ Auch in den Meisterkursen sei das Thema Digitalisierung sehr wichtig. „Freilich nutzen die Jüngeren die technischen Möglichkeiten stärker, aber es gibt nur wenige im Bereich der Landwirtschaft, die sich dem total verschließen.“ Datennutzung per Internet sei ja in manchen Bereichen nichts Neues – etwa in der Tierregistration.“ So eine Aufgeschlossenheit würde sich Detzlhofer bei den Bauern auch in Sachen Betriebsführung und Buchhaltung wünschen, wie der Braunauer Kammer-Chef anmerkte.

Rindfleisch: Zahlen zum Weltmarkt

70,3 Millionen Tonnen Rindfleisch werden voraussichtlich heuer weltweit produziert und konsumiert, 9,3 Millionen Tonnen importiert, 9,7 Millionen Tonnen exportiert. Die USA sind Tabellenführer hinsichtlich Produktion und Import – sie exportieren auch viel. Hauptexporteure sind Brasilien, Indien und Australien. Am meisten Rindfleisch wird in den USA und China gegessen. China hat den Import um ca. 500.000 Tonnen erhöht, das entspricht ca. der zweieinhalbfachen Menge, die Österreich jährlich produziert. In Europa ist Frankreich stärkster Produzent und Konsument. Deutschland hat sich vom Überschussland zum Importeur entwickelt und ist Österreichs wichtigster Rindfleisch-Abnehmer. Der Rindfleischpreis (Erzeugerpreis) in Österreich liegt mit knapp vier Euro netto etwas über dem Vorjahrespreis. Neuer Player ist Polen. Die Exporte haben sich seit 2000 verachtfacht. Konsumiert wird in Polen wenig Rindfleisch, für Einheimische ist es zu teuer.

Organisiert wurde der Agrar-Abend von den Raiffeisenbanken des Bezirkes Braunau. Neun selbstständige Banken mit 43 Bankstellen sowie 255 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen knapp 74.000 Kunden und rund 26.000 Mitglieder. Organisator Karl Kücher, Chef der Raiffeisenbank Mattigtal, hob auch den Gedanken Friedrich Wilhelm Raiffeisens hervor, der vor genau 200 Jahren geboren wurde: „Was der einzelne nicht vermag, das vermögen viele.“

Tradition versus Innovation - manchmal ist es die Kombination
Claudia Knieger mit Moderator und OÖN-Innviertel-Leiter Roman Kloibhofer.

Tradition versus Innovation - manchmal ist es die Kombination

„Die Landwirtschaft hat mit der Technik viel erreicht“, sagte Bundesrat und Bauer Ferdinand Tiefnig aus Gilgenberg. Der Bezirk Braunau habe in Sachen moderner Technologie eine Vorreiterrolle übernommen, nicht nur, weil hier der erste Melkroboter aufgestellt wurde. „Wir werden die Moderne in der Landwirtschaft haben und schauen, wo die Zukunftsmärkte sind. Wir stehen vor Herausforderungen und es wird Sache der Politik sein, den Weg gemeinsam mit den Landwirten zu gehen“, war Tiefnig überzeugt – als Politiker und Landwirt.

Smart Farming: Fluch oder Segen? Mehr Pros als Kontras fand Manuel Scharinger von der Landjugend Tarsdorf auf diese Frage. Die Betriebe werden immer größer, mobile Daten würden helfen, den Überblick zu behalten.

Gleichzeitig erwähnte er die Datensicherheit und Transparenz. Tradition und Innovation ist für Claudia Knieger von der Landjugend Franking kein Spannungsfeld, sondern „gelebte Kombination“. „In der Landwirtschaft gibt es viele Innovationen, es ist wichtig, immer am Puls der Zeit zu bleiben.“ Das gelinge auch mit Traditionellem. Als Beispiel dafür nannte sie die Weidehaltung, die die Konsumenten schätzen.

Rindfleisch schmeckt, ist aber nicht ganz billig. „Wir müssen bei den Konsumenten das Bewusstsein schaffen, dass Qualität ihren Preis hat und das ‘Mehr’ an Leistung zu bezahlen ist“, sagte Bezirksbäuerin Christina Huber aus Feldkirchen.

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