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Der Eiserne Vorhang

Von Roman Sandgruber, 18. August 2018, 00:04 Uhr
Der Eiserne Vorhang
Bild: APA

Der Begriff aus der Theatersprache wurde nach dem 2. Weltkrieg zur bitteren Realität.

Kein Begriff ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr zum Symbol von Unfreiheit und Unsicherheit geworden als der "Eiserne Vorhang": zu einem Symbol für den Kalten Krieg und das totalitäre System der kommunistischen Staaten, für Einsperrung und Überwachung, für Flucht und Vertreibung, für eine jahrzehntelange Teilung des europäischen Kontinents in zwei voneinander hermetisch getrennte Hälften und für unmenschliche Grenzen in dieser Welt.

Der Begriff stammt aus der Theatersprache und ist dort zumindest seit 1794 belegt. Nach dem verheerenden Ringtheaterbrand von 1881 wurde ein Eiserner Vorhang für große Theater verpflichtend. Als Bild für eine "unüberwindbare Grenze" zwischen verfeindeten Staaten und Systemen tauchte er erstmals im Ersten Weltkrieg und in der russischen Revolution auf. Aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zur Realität.

Knapp drei Monate vor Kriegsende, am 18. Februar 1945, brachte die einflussreiche nationalsozialistische Wochenzeitung "Das Reich" auf seiner Titelseite die Schlagzeile "Hinter dem Eisernen Vorhang". Eine Woche später, am 25. Februar 1945, schrieb Joseph Goebbels in derselben Zeitschrift einen Beitrag, den er "Das Jahr 2000" nannte und in welchem er vor einem kommunistisch beherrschten Ost- und Mitteleuropa "hinter einem Eisernen Vorhang" warnte.

Die Nachrichtenagentur Reuter hatte schon im Voraus eine englische Zusammenfassung des Goebbels-Aufsatzes erstellt, die bereits am 23. Februar sowohl in der Times wie auch im Manchester Guardian erschien, aber für "Eisernen Vorhang" noch nicht "iron curtain", sondern "iron screen" verwendete. Den Begriff "iron curtain" gebrauchte Churchill erstmals am 12. Mai 1945 in einem Telegramm an Präsident Truman: "Ein Eiserner Vorhang ist vor der sowjetischen Front niedergegangen. Was dahinter vorgeht, wissen wir nicht."

Weltweite Publizität erlangte der neue Begriff mit Churchills Rede vom 5. März 1946 am Westminster College in Fulton, Missouri, in welcher er die weltpolitische Lage mit den Worten charakterisierte: "Von Stettin an der Ostsee bis Triest an der Adria hat sich ein Eiserner Vorhang quer durch den Kontinent gelegt." Ab der "Fulton-Rede" war der Begriff zum sprachlichen Allgemeingut und bald darauf für mehr als 40 Jahre zur eisernen Realität geworden. Später betitelte Churchill das zweite Buch des sechsten Bandes seiner 1954 veröffentlichten Memoiren mit "The Iron Curtain".

Das symbolische Durchtrennen des "Eisernen Vorhangs" und bald darauf auch dessen reale Beseitigung im Jahr 1989 wurden zu Ereignissen, die nicht hoch genug bewertet werden können. Doch Stacheldraht und Blockdenken sind nicht verschwunden. Die Welt droht wieder in einen Kalten Krieg und in feindliche, voneinander abgeschottete Lager zu zerfallen.

 

Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz. 

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1  Kommentar
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primavera13 (4.190 Kommentare)
am 20.08.2018 07:45

Jetzt ist es mir klar. Die FPÖ hat aus der Geschichte "gelernt" und biedert sich weil Kickl und Strache so gerne Zäune haben, derart an Russland an, dass die widerliche Schleimspur schon in ganz Europa seh- und riechbar ist.

Dank Kurz und Strache ist Österreich in Europa isoliert, Wien hat in der EU keine Handschlagqualität mehr und auch die Brückenfunktion zwischen Ost und West ist wegen einer deutlichen Russenschlagseite nach nicht einmal einem Jahr Türkis-Blau flöten gegangen.

Das wird Österreich viele Jobs kosten, denn mit Verrätern und Querulanten macht meine keine Geschäfte mehr. Diese Regierung ist nur eine Schande für Österreich.

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