Miguel Arias Cañete: Er lässt niemanden kalt
Eine der schillerndsten Figuren beim heutigen Treffen der EU-Energieminister in Linz ist der für Energie und Klimaschutz verantwortliche EU-Kommissar Miguel Arias Cañete. Der 68-jährige Spanier polarisiert und scheut auch die Konfrontation nicht.
Zuletzt erregte der konservative Politiker Aufsehen, als er – zeitlich sehr geschickt – im heißen August den EU-Staaten klarzumachen versuchte, dass die Vorgaben zur Klimastabilisierung nicht ausreichend seien und daher verschärft werden müssten. Während Klimaschützer applaudierten, hagelte es von Industrie und Energiewirtschaft, aber auch von Staaten Kritik.
Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn der ausgebildete Jurist wurde von Kritikern als Erdöl-Lobbyist bezeichnet, schließlich hatte er zu dieser frühe enge geschäftliche Verbindungen. Seit er vor vier Jahren zum EU-Kommissar designiert wurde, sind von Cañete allerdings kaum noch Statements zu hören, die die Erdölwirtschaft beklatscht.
In seiner Heimat ist der Madrilene freilich auch nicht unumstritten. Das liegt nicht zuletzt an seiner Frau Micaela Domecq, deren Familie mit einem geschätzten Vermögen von rund einer halben Milliarde Euro zu den reichsten Spaniens gehört. Riesige Agrar- und Zuchtbetriebe für Kampfstiere gehören zum Firmenimperium von Frau Domecq. Dass Cañete die Weiterführung von EU-Subventionen befürwortete, von denen auch seine Frau profitierte, wurde ihm ebenso angekreidet wie seine Zustimmung zu einem Regierungsplan in Spanien für die Amnestie von Steuerflüchtlingen. Cañete war damals Landwirtschaftsminister. Angeblich hat er nichts davon gewusst, dass auch hier seine Frau Nutznießerin sein würde. Als Minister galt er nicht gerade als Förderer der erneuerbaren Energie.
Geschadet hat dies alles Cañete letztlich nicht. Jetzt ist er der oberste Klimaschützer der EU. Was er auch einst beim Klimagipfel von Paris groß kundgetan hat.