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"Marie Antoinette" als Psychogramm

Von Karin Schütze, 01. April 2019, 00:04 Uhr
"Marie Antoinette" als Psychogramm
Das Linzer Tanzensemble „TanzLin.Z“ entführte gekonnt in die prunkvolle Welt Ludwigs XVI. am Hof von Versailles. Bild: Dieter Wuschanski

Das Tanzstück von Mei Hong Lin und Walter Haupt beeindruckte im Musiktheater Linz.

Es ist wieder ein Füllhorn an Eindrücken, das sich am Samstag über das begeisterte Publikum ergoss: Für ihre Choreografie "Marie Antoinette" hat sich die Linzer Ballettchefin Mei Hong Lin mit Klangwolke-Begründer Walter Haupt zusammengetan, der einen schier grenzenlosen Klangkosmos geschaffen hat – so facettenreich wie das in elf Szenen gezeichnete Psychogramm der letzten Repräsentantin des Absolutismus.

Eine innere Revolution

Als politisches Friedensopfer wird Maria Theresias jüngste Tochter 14-jährig dem französischen Hof und ihrem Bräutigam, dem 15-jährigen Louis XVI., übergeben. 23 Jahre später, 1793, stirbt Marie Antoinette 37-jährig auf dem Schafott. Innerhalb dieser Zeitspanne spürt Mei Hong Lin eindringlich einer Frau auf der Suche nach Selbstbestimmung nach.

Drei Tänzerinnen verkörpern Marie Antoinettes innere Revolution: Núria Giménez Villarroya berührt als jugendliche Prinzessin, die schamhaft unter der höfischen Exponiertheit und an den zaghaften wie missglückten Versuchen der ehelichen Pflichterfüllung leidet. Nackte Säuglingsgnome verfolgen die noch immer Kinderlose.

Sie flüchtet in höfischen Prunk, den Dirk Hofacker ansprechend mit neobarocken Kostümen gestaltet hat und einem filigranen Blattwerkgeflecht, das Johann Hofbauer in die jeweiligen Emotionen unterstreichendes Licht taucht.

"Marie Antoinette" als Psychogramm
Kayla May Corbin als extravagante „Marie Antoinette“ Bild: Robert Josipovic

Symbol einer Intrige wie Sinnbild des Reichtums ist ein übergroßer Diamant, glitzernder Käfig und am Ende Schneide der Guillotine: Nicht zuletzt durch ihre exzessive Extravaganz ist Marie Antoinette in Ungnade beim Volk gefallen. Kayla May Corbin schwelgt als verschwendungssüchtige Regentin im Glamour, blind für die Zeichen ihrer Zeit. Der heraufdämmernden Revolution kann sie nicht mehr entfliehen: Andressa Miyazato verkörpert sehr expressiv die ihrem Volk ausgelieferte Königin und die letzten Zuckungen der Monarchie. Dreifach getanzt ist auch Ludwig XVI. – Edward Nunes beeindruckt als unerfahrener, hilfloser Dauphin, Valerio Iurato als überforderter Monarch und Jonatan Salgado Romero als Gejagter.

Ein blutjunges charmantes Königspaar geben Julia Bader und Maxim Jurik aus der OÖ. Tanzakademie, deren Mitglieder als leichtfüßige Schmetterlinge und aufgebrachtes Volk das Geschehen bereichern. Unter die Linzer Bürger haben sich einige Gelbwesten gemischt. Das Linzer Tanzensembel fesselt als Hof von Versailles in jedem Augenblick, ob in kleinen Gesten oder kunstvollen Hebefiguren und Sprüngen – besonders, als Solisten, Yu-Teng Huang (Graf von Fersen), Hodei Iriarte Kaperotxipi (Joseph II.) und Tura Gómez Coll (Prinzessin von Lamballe). Mei Hong Lin gönnt ihrem Ensemble eine verdiente Pause. Der Fluss der rund 100-minütigen Inszenierung gerät dadurch aber ins Stocken, sodass beinahe der Eindruck zweier eigenständiger Stücke entsteht.

Facettenreiche Musik

Das Ende naht fast zu übereilt: In Walter Haupts Musik genügt dafür ein Pulsschlag auf Bones. Seine Musik, differenziert ausgelotet vom Bruckner Orchester Linz unter Marc Reibel, fasziniert in unzähligen Facetten – von behutsam zarten Harfenklängen bis zum verstörend brutalen Paukendonner – und mit überraschenden Experimenten, teils auf 56 verschiedenen Schlaginstrumenten.

Fazit: Ein spannendes, großartig getanztes Frauenpsychogramm von Mei Hong Lin zum facettenreichen Musikkosmos von Klangwolke-Erfinder Walter Haupt.

"Marie Antoinette": Choreografie: Mei Hong Lin, Musik: Walter Haupt, Uraufführung am Musiktheater Linz, 31. 3.; zu sehen bis 5. 6., Karten, Termine: 0732/7611-400, www.landestheater-linz.at

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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