Vor 50 Jahren zog Thomas Bernhard nach Ohlsdorf
Jubiläum: Am Sonntag steigt im Haus des Dichters ein literarisches Zirkus-Fest
"Nein, ich war nie eifersüchtig auf ihn, eher er auf mich", sagt Peter Fabjan, der Arzt, Halbbruder und Nachlassverwalter von Thomas Bernhard (1931–1989). Vor 50 Jahren erwarb der Dichter den Bauernhof in Obernathal in Ohlsdorf, dieses und zwei weitere Jubiläen werden am Sonntag ebendort gefeiert: Vor 700 Jahren wurde das Haus im Auftrag des Klosters Traunkirchen erbaut, seit zehn Jahren ist es Veranstaltungsort mit eigener Bühne. Ab 14 Uhr findet nun ein regelrechter Zirkus statt – mit Clowns, Jongleuren, Trommlern, den "Les Musiciens du Cirque" und Führungen bei freiem Eintritt. Ab 19.30 Uhr liest Burgschauspieler Martin Schwab im Rahmen der Salzkammergut-Festwochen aus Bernhards "Die Macht der Gewohnheit".
Wie war das nun mit der Eifersucht? Fabjan: "Es klingt grotesk, aber wenn er mit mir fortging, dann wurde ich hofiert – ich war als Arzt im Bürgertum etabliert. Ihm gegenüber, sofern ihn jemand erkannte, waren viele feindlich eingestellt."
Die dramatische Verarbeitung gesellschaftspolitischer Brennpunkte habe nach seinem Bruder Elfriede Jelinek übernommen, "der Rest hat resigniert", sagt Fabjan. Aus der Tagespolitik habe sich Bernhard stets herausgehalten, "und trotzdem haben alle Parteien ihr Fett abbekommen". Auf intensive Auseinandersetzungen wollte er sich nie einlassen, "dafür fehlte ihm die Bildung, er hatte nur die Volksschule, die vom Krieg gestört war, und eine kurze Zeit im Gymnasium." Insofern habe sich Bernhard in die Kunst gerettet. Fabjan: "Er wollte mich in seine Welt hineinzwingen, aber ich bin in meiner geblieben. Er sagte dann: ,Ich bin ein großartiger Schriftsteller, du musst ein großartiger Arzt werden.’ Immerhin hat er mich gebraucht, weil er für alles Finanzielle und alles Praktische völlig ungeeignet war."